Viele Neuinfektionen und Anpassungen der Pandemie-Regeln: Seit Sonntag sind in Thüringen Änderungen der Corona-Verordnungen in Kraft getreten. Vor allem für Reisende, kinderreiche Familien und den Sportbereich sind Neuerungen relevant.

Unter anderem wurde die vorgeschriebene Quarantäne-Dauer für Reisende, die aus ausländischen Risikogebieten nach Thüringen kommen, von 14 auf 10 Tage verkürzt. Zudem kann die Quarantäne nun frühestens fünf Tage nach der Einreise beendet werden, sofern ein negatives Testergebnis vorliegt.

Für Familien mit vielen minderjährigen Kindern ist eine Kontaktbeschränkung aufgehoben. Bislang sah die Regel vor, dass sich in der Öffentlichkeit höchstens zehn Menschen aus zwei verschiedenen Haushalten treffen dürfen. Kinderreiche Familien sind von der Begrenzung auf zehn Menschen nun ausgenommen.

Bislang war der Freizeitsport mit einigen Ausnahmen verboten. Nun dürfen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren wieder in Vereinen trainieren. In allen Fällen sind Hygienekonzepte einzuhalten. Zudem sind nun auch in der Fußball-Regionalliga Nordost Trainings- und Wettkampfbetrieb nach Maßgabe der Infektionsschutzkonzepte ohne Zuschauer erlaubt.

Thüringen setze mit den Anpassungen vom Gesundheitsausschuss des Landtags vorgeschlagene Änderungen um und überführe bundeseinheitliche neue Quarantäneregeln in die Thüringer Landesverordnung, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit.

«Wir haben von Anfang an gesagt: Wenn sich der Landtag mehrheitlich für Änderungen an der Sonder-Verordnung ausspricht, werden wir dies berücksichtigen», sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Die Ergänzung mit Blick auf kinderreiche Familien halte sie für sehr sinnvoll, um Benachteiligungen zu vermeiden.

Sport habe in der Pandemie eine wichtige Funktion, auch und gerade für Kinder und Jugendliche, sagte Sportminister Helmut Holter (Linke). «Bei der 4. Fußball-Liga der Männer harmonisieren wir die Regelungen gemeinsam mit den anderen ostdeutschen Bundesländern, damit keine Benachteiligung innerhalb der länderübergreifenden Liga besteht.»

Hohe Zahl von Neuinfektionen

Derweil blieb die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Thüringen auch am Wochenende auf hohem Niveau. Allein am Samstag wurden 211 neue Fälle registriert, wie aus Angaben der Landesregierung von Sonntag (Stand 8. November, 0.00 Uhr) hervorging. Seit Beginn der Pandemie wurden somit insgesamt 8829 Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus im Freistaat erfasst. Schätzungen zufolge gelten 6190 davon als genesen.

Regional verläuft die Pandemie unterschiedlich: Der Landkreis Hildburghausen lag den Regierungsangaben nach am Wochenende bei 215 Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner. Im Wartburgkreis betrug diese sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz dagegen 13. Für ganz Thüringen lag der Wert bei 74,6. Je nachdem, wie hoch die Inzidenz ist, müssen regional Anti-Corona-Maßnahmen angepasst werden. Im Freistaat leben rund 2,1 Millionen Menschen.

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion hat sich dem Gesundheitsministerium zufolge von September auf Oktober nahezu verdreifacht. Demnach starben im Oktober 14 Menschen, die nachweislich mit dem Sars-CoV2-Virus infiziert waren. Im September waren es fünf. Der Anstieg im Oktober machte sich vor allem ab der zweiten Monatshälfte bemerkbar. Allein in den ersten vier Novembertagen wurden sieben Todesfälle von Infizierten gemeldet, wobei es bei der Übermittlung der Daten durch die Gesundheitsämter an das Land zu Verzögerungen kommen kann.

Der Monat mit den meisten Todesfällen in Verbindung mit einer Corona-Infektion war in Thüringen bislang der April mit mehr als 100 Toten. Auch im Mai war die Zahl der Todesfälle mit rund 70 vergleichsweise hoch.

Laut Ministerium sind 86 Prozent der Toten, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, älter als 70 Jahre. Etwa sechs von zehn der Toten sind Männer, der jüngste war 48 Jahre alt. Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie 219 Menschen im Freistaat gestorben, bei denen das Sars-CoV2-Virus nachgewiesen wurde (Stand 0.00 Uhr, 8. November).

Wichtige Änderungen im Überblick:

QUARANTÄNE:

Wer nach Thüringen einreist und sich in den zehn Tagen davor in einem ausländischen Risikogebiet aufgehalten hat, muss sich direkt für zehn Tage in Quarantäne begeben. Damit verkürzt sich die vorgeschriebene Quarantäne-Zeit um vier Tage im Vergleich zur bisherigen Regelung. Für diese Quarantänepflicht gibt es allerdings eine Reihe von Ausnahmen, etwa für Mediziner und wenn der Aufenthalt im Risikogebiet nur von kurzer Dauer war.

Gleichzeitig sehen die angepassten Regeln vor, dass die Quarantäne nun frühestens am fünften Tag nach Einreise beendet werden darf, sofern ein Corona-Test negativ ausgefallen ist. Zuvor war es möglich, eine Quarantäne mit einem entsprechenden Testergebnis zu vermeiden.

KONTAKTBESCHRÄNKUNGEN:

Bislang sah die Sonderverordnung zum Teil-Lockdown vor, dass sich in der Öffentlichkeit nur noch Angehörige zweier Haushalte, höchstens aber zehn Menschen insgesamt treffen dürfen. Für Familien mit vielen noch nicht volljährigen Kindern wird die Begrenzung auf zehn Personen aufgehoben.

SPORT:

Bislang war der Freizeitsport mit einigen Ausnahmen verboten. Nun dürfen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren wieder in Vereinen trainieren. In allen Fällen sind Hygienekonzepte einzuhalten. Zudem seien nun auch in der Fußball-Regionalliga Nordost Trainings- und Wettkampfbetrieb nach Maßgabe der Infektionsschutzkonzepte ohne Zuschauer erlaubt. dpa

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