Belastbare Analysen zu den genauen Gründen des Süd-Nord- und West-Ost-Gefälles gibt es nur wenige. So gehen laut Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit rund 40 Prozent der neuen Fälle auf Infektionen im Ausland zurück, also auf Reiserückkehrer. Besonders viele Infizierte waren in den Balkanländern, etwa in Bosnien, Kroatien, Bulgarien, in der Türkei oder im Kosovo. Es handelt sich offenbar vor allem um Reisende auf Heimatbesuch, die sich vor Ort angesteckt haben. In den besonders betroffenen deutschen Bundesländern leben überdurchschnittlich viele Menschen mit Wurzeln in Südosteuropa oder der Türkei. Auch die Altersstruktur ist eine Ursache. Es infizieren sich vermehrt Jüngere zwischen 15 und 34 Jahren, also eine Gruppe, die im Osten schwächer vertreten ist. Dieses Alter wiederum ist typisch für Partytouristen, die es bekanntlich in den zurückliegenden Ferienwochen nicht immer so genau mit den Corona-regeln nahmen. Feiernde Gruppen und dicht zusammen lebende Familien gelten als typische Einfallstore für das Corona-Virus.
Im Inland bieten zudem Großstädte wesentlich mehr Angriffspunkte für das Virus als der ländliche Raum, der im Osten dominiert. Dort kommen enge Situationen wie in vollen Bussen, Bahnen und Geschäften selten vor, und das Abstandsgebot ist generell im Alltag mangels Gelegenheit leichter einzuhalten.
Wie stets gilt auch bei diesem Aspekt der Statistik: Registriert wird nur, wer positiv getestet ist. Die tatsächliche Zahl der Corona-Infizierten liegt höher. er