Man dürfe sich in dieser Ausnahmesituation nicht nur auf einen starken Ministerpräsidenten verlassen, sagt sie. Lobenswert sei, dass das Bildungsministerium die fachlich zuständigen Abgeordneten an den Entscheidungen beteilige. Beim Agrarministerium klappe das nicht so gut. So hätten die Bauern zu Recht darauf hingewiesen, dass sie als Lebensmittel-Erzeuger für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ebenso wichtig seien wie Ärzte oder Polizisten und sie daher auch einen Anspruch auf Notbetreuung ihrer Kinder haben müssten.
Die Sitzungspause im Thüringer Landtag wird vermutlich nicht schon am 19. April zu Ende sein - jedenfalls nicht nach den Erfahrungen in China bei der Eindämmung der Epidemie. Vor diesem Hintergrund dringt Rothe-Beinlich darauf, dass die für Mitte Mai angesetzte Plenarsitzung stattfindet. In welcher Form das geschieht, müsse jetzt vorbereitet werden.
Denkbar ist ein großer Saal mit ausreichend Abstand zwischen den 90 Abgeordneten, damit sie sich nicht anstecken. Denkbar ist eine Videokonferenz. Auch über ein "Notparlament" werde nachgedacht, sagt Rothe-Beinlich. In dieses würden die Fraktionen einige Vertreter entsenden. Ob das verfassungsrechtlich zulässig ist, ist eine der vielen unbeantworteten Fragen.
Der Corona-Ausbruch fällt in eine ohnehin schwierige Phase der Landespolitik, die gerade eine Regierungskrise hinter sich hat. Nun wollen die rot-rot-grüne Minderheitskoalition und die oppositionelle CDU zusammenarbeiten - bis zur Verabschiedung des Haushalts für 2021. Ob der Zeitplan und damit auch die für April 2021 geplante vorgezogene Neuwahl zu halten sind, wird mit jedem Tag Corona-Krise ungewisser.
Die neue Grünen-Fraktionschefin ist dennoch optimistisch, dass die vier Parteien neben dem Haushalt weitere Vorhaben auf den Weg bringen werden. "Nur verwalten wäre uns nicht genug", sagt sie. So wolle man in praktische Politik umsetzen, was mit dem "Schulfrieden" als Ziel vereinbart wurde. Dazu gehöre, dass niemand mehr ohne Abschluss die Schule verlässt. Dass statt drei nun sogar vier Parteien beteiligt sind, "macht es komplizierter", sagt Rothe-Beinlich. Um zu Kompromissen zu kommen, müssten sich nun alle aufeinander zubewegen.