Die elektronische Patientenakte, die ab kommenden Jahr bundesweit kommen soll, sei dafür ein Anfang. Wie hoch der Druck sei, solche Systeme einzuführen, beweise die Initiative des Klinikums Eisenberg. Das hat sich seine eigene Cloud-Lösung geschaffen, auf die auch alle niedergelassenen Ärzte im Umfeld zugreifen können. Wenn die Patienten es denn erlauben.
Ulf Zitterbart, Vorsitzender des Thüringer Hausärzteverbandes mit Hausarztpraxis in Kranichfeld, bestätigt, dass eine digitale Patientenakte ihm und seinen Kollegen den Alltag erleichtern könnte. "Durch die konsequente Digitalisierung aller zur Verfügung stehender Informationen über einen Patienten könnten wir Zeit gewinnen, die wir dann wieder in Gespräche mit den Patienten investieren könnten", sagt Zitterbart. Georg Matziolis, Ärztlicher Direktor der Waldkliniken Eisenberg, sieht in der Digitalisierung ebenfalls ein Hilfsmittel. "Zu erkennen, dass ein Patient eine Allergie hat und daher ein bestimmtes Medikament wahrscheinlich nicht vertragen wird, ist heute von vielen Zufällen abhängig: Hat der Patient einen Allergiepass, hat der Arzt diesen auch gesehen und gelesen. Wäre der Allergiepass in der Akte digital hinterlegt, dann würde sofort eine Warnung aufgehen, wenn der Arzt ein bestimmtes Präparat verordnenen möchte", erklärt Matziolis.
Wie groß der Handlungsdruck ist, zeigen die Zahlen der Barmer: Vor allem Polypharmazie-Patienten haben ein hohes Risiko, ins Krankenhaus zu kommen. Im Jahr 2017 traf dies laut Barmer auf mehr als 35 Prozent der Patienten ab 80 zu. Unter Polypharmazie versteht man, wenn ein Patient fünf Medikamente und mehr gleichzeitig einnimmt. Das traf 2017 auf rund 265 000 Thüringer Krankenhaus-Patienten zu.