"Bei so einem Umsatzrückgang könnten wir bestimmt keinen Lehrling einstellen", sagt Karla Storandt, Chefin einer Autolackiererei in Schmalkalden. Sie hätte die Azubi-Prämie gerne genutzt - schließlich bildet sie dieses Jahr sogar zwei Azubis aus, nachdem die Lehrstellen Jahre lang unbesetzt geblieben waren. "Wir haben versucht, unsere Firma trotz der Corona-Krise am Leben zu erhalten und unsere Angestellten weiter zu beschäftigen", sagt sie. Dass sie deshalb auch keine Kurzarbeit beantragt hat, dafür werde sie nun bestraft, indem man ihr die Azubi-Prämie verwehre. Besonders sauer stößt der Unternehmerin auf, dass die einschlägigen Info-Seiten der Arbeitsagenturen, des Ministeriums und der Kammern keine ausdrücklichen Hinweise auf die strengen Kriterien enthalten. "Toll, kann ich nur sagen, wirklich toll", sagt Karla Storandt und spricht von "Irreführung".
Kritische Stimmen, wonach das Prämienprogramm wenig praxistauglich ist, waren zuletzt bundesweit laut geworden, die Antragszahlen sind überall niedrig. Dennoch ist einer Änderung der Kriterien nicht in Sicht. Wenigstens die Info-Seite hat die Bundesagentur für Arbeit inzwischen mit einen deutlichen Hinweis auf die Zuschuss-Bedingungen ergänzt. Und auch die IHK Südthüringen versprach auf Nachfrage, man werde die Webseite überarbeiten und die "Fördervoraussetzungen deutlicher darstellen".
Nach jüngsten bundesweiten Zahlen der Arbeitsagentur ist sowohl die Zahl der Bewerber als auch die Zahl der Stellen um acht bis zehn Prozent rückläufig. Der Vermittlungsprozess hänge sechs bis acht Wochen hinter dem Vorjahr zurück. er