Erfurt Bonus und Prämie für Meister sollen kommen

Die Meisterprüfung soll sich wieder lohnen. Nachdem andere Bundesländer bereits Boni und Prämien für Handwerksmeister zahlen, scheint nun auch Thüringen nachzulegen. Schon kommende Woche sollen die Fraktionen von Linke, SPD, Grünen und CDU einen Vorschlag beraten. Archiv Foto: imago

Lange hatten die Regierungsfraktionen und die CDU im Thüringer Landtag darum gestritten, nun sollen sie kommen: Der Bonus und die Prämie für Handwerksmeister.

 
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Erfurt - Handwerksmeister können in Thüringen künftig nach bestandener Prüfung mit Boni und Prämien in Höhe von bis zu 9500 Euro rechnen. Das sehen Vorschläge vor, die derzeit zwischen den drei Regierungsfraktionen und der CDU im Thüringer Landtag final diskutiert werden. Wie diese Zeitung aus gut informierten Kreisen erfahren hat, sollen die vier Fraktionen dem Gesamtpaket schon am kommenden Mittwoch zustimmen.

Die Pläne sehen vor, dass Handwerksmeister nach bestandener Prüfung künftig einen Bonus von 1000 Euro erhalten sollen. Für die besten eines Jahrgangs könnte die Zuwendung auf 2000 Euro wachsen, denn der bestehende Bonus für die besten Absolventen soll bestehen bleiben.

Neu hinzu kommt die sogenannte Meisterprämie. Sollten die Neu-Meister einen bestehenden Handwerksbetrieb übernehmen oder ein eigenes Unternehmen gründen, erhalten sie noch einmal 5000 Euro.

Schaffen die Jungunternehmer in dem übernommenen oder neu gegründeten Betrieb einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, erhalten sie noch einmal eine Prämie von 2500 Euro. Im Idealfall könnten Handwerksmeister also 9500 Euro an Boni und Prämien erhalten, wenn sie ihren Abschluss geschafft haben und danach den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Das Thema war zwischen den Regierungsfraktionen aus Linke, SPD und Grünen und der oppositionellen CDU lange umstritten. Die CDU hatte schon im Januar einen entsprechenden Antrag in den Landtag eingebracht. Damals hatte sie noch einen Meisterbonus von wenigstens 2000 Euro und eine Meisterprämie von 7500 Euro gefordert.

Gebremst soll bei dem Thema in den vergangenen Monaten vor allem die SPD haben, ist aus dem Landtag in Erfurt zu hören. Zuletzt habe sich aber vor allem auch die Linke für eine Lösung starkgemacht. Meisterbonus und -prämie sollen den Weg in die Selbstständigkeit im Handwerk attraktiver machen. Die Branche leidet seit Jahren unter stagnierenden Ausbildungszahlen.

Zudem steht ein Generationswechsel bei den Eigentümern an. Viele Handwerksunternehmen in Thüringen wurden nach der Wende neu gegründet. Nun, mehr als 30 Jahre später, sind viele der Gründer von damals im Rentenalter und suchen Nachfolger für ihren Betrieb.

Das Wirtschaftsministerium in Erfurt wollte den Stand der Verhandlungen weder bestätigen noch dementieren. Minister Wolfgang Tiefensee erklärte auf mehrfache Nachfrage lediglich: "Unser Ziel ist es, die Gründungsförderung gerade im Handwerksbereich zu stärken. Dazu würden die derzeit diskutierten Instrumente einen großen Beitrag leisten." Auch einen einmaligen Bonus für jeden, der sich zur Meisterin oder zum Meister qualifiziert hat, hält der Wirtschaftsminister darüber hinaus für denkbar. "Wir haben immer gesagt, dass wir einen solchen Anreiz schaffen sollten, wenn die finanziellen Voraussetzungen dafür gegeben sind." Aktuell gebe es allerdings noch keine Vorschläge für eine solide Gegenfinanzierung. "Hier muss natürlich ausgeschlossen werden, dass durch die Einführung eines Meisterbonus’ andere bereits im Haushalt verankerte Unterstützungsangebote für die Wirtschaft beschnitten werden", so Tiefensee.

Die CDU hatte schon im Wahlkampf vergangenes Jahr versucht, sich beim Thema Meisterbildung als Partei des Mittelstands zu positionieren. Sie argumentierte auch anlässlich ihres im Januar eingebrachten Antrags zu dem Thema: "Mehr als 340 000 Fachkräfte fehlen thüringenweit bis 2030. Mehr als 3000 Unternehmensnachfolgen stehen in den nächsten vier Jahren allein in Thüringen an. Deshalb hat die CDU-Fraktion gleich zu Beginn der neuen Wahlperiode auf die Herausforderungen der kommenden Jahre mit einem Antrag im Thüringer Landtag reagiert."

Andreas Bühl, Jugendpolitischer Sprecher der CDU Fraktion, hatte im vergangenen Herbst erklärt, dass das Instrument des Meisterbonus in Bayern bereits sehr erfolgreich angenommen werde. Die sinkenden Teilnehmerzahlen in den Meisterkursen der einzelnen Gewerke in Thüringen führen inzwischen zu einem drohenden Verlust der handwerklichen Strukturen. Bonus und Prämie sollen dem nun entgegensteuern.

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