Markus, der Freund der Mutter, hat bei der Wohnungsverwaltung nachgefragt, ob die Familie einen festen Stellplatz genau neben dem Aufzug der jetzt im Bau befindlichen Wohnung bekommen kann. "Das wäre eine Erleichterung", weiß er. Schließlich muss Mandy als alleinerziehende Mutter von drei Kindern, davon jetzt eins im Rollstuhl, schon so genug wuppen - und damit ist nicht die Muskelkraft gemeint.
Ihre Arbeit will Mandy Ewald, wenn der Arm wieder in Ordnung ist, wieder aufnehmen. Allerdings kann sie nicht mehr in Schichten arbeiten, denn Anne-Sophie soll künftig im Förderzentrum in Schmalkalden beschult werden. Das Mädchen wird dann morgens geholt und nachmittags wieder gebracht. "Und da muss ich zu Hause sein", sagt Mandy Ewald.
Anne-Sophie kommt mit der neuen Situation noch nicht zurecht. Auf die Frage, wie es ihr geht, antwortet sie ehrlich: "Scheiße." Sie will, "dass das Metall aus meinem Körper rausgemacht wird". Und meint damit unter anderem die Implantate in beiden Beinen und im Schambein. Und sie meint, dass sie jetzt "plemplem" sei. Die Teenagerin beschreibt mit diesem Wort ihre Gedächtnislücken, ebenfalls eine Folge des Unfalls.
Eine Begutachtung wegen des Schulwechsels steht noch bevor, ein Schulassistent sei beantragt. Auch wenn Anne-Sophie noch nicht damit klarkommt, "dass ich jetzt auf die Behindertenschule muss".
Mit dem Rollstuhl üben will sie nicht. Sie will eigentlich gar nicht in den Rollstuhl, sagt sie trotzig. Einziger Lichtblick: ihr kleiner Terrier, der wie ein Wirbelwind in der Stube der Familie herumhüpft. "Der muss dreimal am Tag raus", sagt Anne-Sophie. Eine Aufgabe, die sie wieder unter Menschen bringen kann. Doch ihr bisheriges Leben hat sich für die 15-Jährige komplett geändert, es wird nie mehr so sein, wie vor diesem Tag im September. Ob und, wenn ja, wie sich ihre Gedächtnisleistungen verbessern, könne oder wolle ihr niemand sagen, erzählt Mutter Mandy. Ohne Rollstuhl werde es aber wohl nie mehr gehen.
Zumindest verbessert sich bald die Wohnsituation für die ganze Familie, wenn die Zimmer nebenan fertig sind. Dann hat Anne-Sophie ihr eigenes Reich, große Zimmer, ein eigenes rollstuhlgerechtes Bad, breite Türöffnungen und durch den außen angebrachten Aufzug die Möglichkeit, auch alleine das Haus zu verlassen. So richtig freuen darüber kann sich der Teenager nicht. "Ich muss mein ganzes Leben bei meiner Mutter bleiben", sagt sie bedauernd. Ob das in ein paar Jahren wirklich so ist, wird sich zeigen. Natürlich muss Anne-Sophie mithelfen, ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Mit der Ergotherapie hat sie schon begonnen.
Wenn die Zimmer fertig sind, wird der Hilfsverein mit dem gespendeten Geld helfen, die Wohnung für Anne-Sophie nach ihren Wünschen auszustatten. Dann soll ein Mietfonds eingerichtet werden, von dem ein Teil der künftigen Miete der Ewalds getragen wird, die mehr als das Doppelte der jetzigen kostet, nämlich 1135 Euro. Wegen der hohen Investitionskosten läuft der Mietvertrag auf zehn Jahre. Der Umbau der Wohnung verursacht Kosten in Höhe von 51 000 Euro, davon erhält der Eigentümer 50 Prozent Förderung des Landes Thüringen und einen Zuschuss der Krankenkasse der Mieterin zur Verbreiterung der Türen in Höhe von 4000 Euro. Die Restkosten in Höhe von 21 000 Euro will der Eigentümer auf die Miete umlegen. Deshalb ist Mandy Ewald froh über die so große Hilfsbereitschaft der Leser der Heimatzeitungen, die ihr damit finanziell eine große Last nehmen.
Spenden auf das Konto des Hilfsvereins bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse IBAN: DE39 8405 0000 1705 017 017 sind weiter möglich. Bitte mit dem Stichwort "Ewald".