Suhl Das Wunder von Faith: Einst kaum ein Pfund, nun ein Schulkind

Aus dem Frühchen mit 494 Gramm ist eine stolze Erstklässlerin geworden. Das nun der Ernst des Lebens beginnt, ist für Faith aus Suhl kein Sprichwort, sondern ein wahres Wunder.

 
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Suhl - Bangen und Beten, Hoffen und Helfen: Seit Faith Princess Emanuela im Juni 2012 auf die Welt kam, sind tiefstes menschliches Mitempfinden und fast übermenschliches medizinisches Wirken das, was sie am Leben hält. Manche sagen, es ist ein Wunder, dass sie nun seit fast drei Wochen in die erste Klasse der Auenschule in Suhl geht. Ihre Eltern würden sagen: Halleluja, Gott hat unserer Faith den Weg bereitet.

Als tiefreligiöse Christin, die ihren Südthüringer Freunden vom Segen des Glaubens in ihrem Heimatland berichten wollte, war Mutter Florence Kisenyi-Nassozi vor sieben Jahren von Uganda nach Südthüringen gekommen. Erst kurz vor dem Abflug erfuhr sie, dass sie im frühen Stadium schwanger war - kein wirklicher Grund, die für zwei Monate geplante Missionsreise abzusagen.

Und dann das: In Meiningen setzten urplötzlich die Wehen ein - und Florence gebar nach kaum dreiundzwanzig Schwangerschaftswochen ihre Faith unter dramatischen Umständen im Klinikum in Suhl.

494 Gramm. Nicht mal ein Pfund.

Solch ein extremes Frühchen war auch für die erfahrenen Fachmediziner etwas ganz, ganz Ungewöhnliches. Extrem empfindlich; Augen, Lunge, Magen, alle möglichen Organfunktionen kaum oder gar nicht entwickelt: Dass Faith die ersten Wochen im Brutkasten überlebte, war alles andere als gewiss. Und was dann in den ersten Jahren folgte an Komplikationen, Zwischenerfolgen, Rückschlägen, Eingriffen, Rettungseinsätzen, in Suhl, in Jena, in der Spezialklinik in Leipzig: Es war eine einzige Serie von Wundern, nicht nur medizinischen. Hochkompetente Ärzte und Pfleger waren daran beteiligt, sogar Behörden, die Florences Visum verlängerten, die Behandlungskosten übernahmen und Vater James und dem kleinen Bruder Michael, die damals daheim geblieben waren, den Aufenthalt bei der Familie in Deutschland erlaubten.

Und da war vor allem: der Glaube. Es mögen Tausende Gebete und Fürbitten gewesen sein, mit denen die evangelischen Freunde in Afrika und Thüringen Gottes Gnade für das Leben erbaten, das zigfach und buchstäblich Millimeter vor dem Jenseits stand. Das wahre Wunder, es kam.

Gott und Jesus fühlten sie denn auch alle in ihrer Mitte, als die Kisenyi-Nassozis in der freikirchlichen Gemeinde in Suhl-Nord die Einschulung ihrer Tochter feierten. Und auch jene waren dabei, die so engagiert alles Irdische dazu beitrugen, dass das möglich geworden ist, was sie oft selber für unmöglich hielten. Ärzte, Schwester, Unterstützer, die Faith und ihre Familie durch das Auf und Ab der sieben Jahre begleitet haben. Stolz, Dankbarkeit und immer wieder "Amen": Florence und James scheinen an diesem Tag nicht zum ersten Mal die glücklichsten und gesegnetsten Eltern der Welt zu sein.

Mittendrin die fröhliche Faith: Zappelig, neugierig, mal frech, laut, mal bescheiden lächelnd: Eine Erstklässlerin halt. Noch geht es nicht ohne pflegerische Betreuung, weshalb sie zunächst eine Förderschule besucht. In vielen Dingen ist Faith altersgemäß entwickelt, in anderen braucht sie noch Zeit. Und weil ihre Lunge auch kleinste Unreinheiten nicht verträgt, kommt eine Rückkehr ins mal staubig-heiße, mal feuchte Uganda immer noch nicht in Frage.

Doch auch in Thüringen kann Faith auf ihre fleißige Familie zählen: Vater James hat inzwischen Elektriker gelernt und arbeitet in einem Betrieb in Zella-Mehlis. Bruder Michael, der einst mit vier nach Suhl kam, geht nun aufs Gymnasium. Sie alle träumen von der Rückkehr in die ostafrikanische Heimat, irgendwann. Doch zunächst leben sie die Wirklichkeit, die einst nur ein Traum war: Faith geht zur Schule. Tag für Tag. er

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