Thüringer helfen "Warum schwadronieren wir über autonomes Fahren?"

Solche Warnschilder könnten viele Geisterfahrer stoppen. Quelle: Unbekannt

Die Geisterfahrer-Warnung unmittelbar vor dem Tod seiner Ehefrau - sie gibt ihm immer noch Rätsel auf: Christoph Rehberg im Gespräch über die hohe Zahl an Falschfahrern und sein Hoffen, diese Tendenz stoppen zu können.

 
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Die Geisterfahrer-Warnung unmittelbar vor dem Tod seiner Ehefrau - sie gibt ihm immer noch Rätsel auf: Christoph Rehberg im Gespräch über die hohe Zahl an Falschfahrern und sein Hoffen, diese Tendenz stoppen zu können.

Herr Rehberg, auch ich hatte, am Tag des Unfalltodes Ihrer Frau am 28. März auf der A73 bei Eisfeld, mit Erleichterung im Autoradio gehört: "Der Falschfahrer hat die A73 wieder verlassen.

... was zwischen dieser Meldung und gleich danach dem Tod meiner Frau nicht richtig gewesen sein konnte. Ich frage mich: Was lag zwischen "Verlassen" und den Aussagen zum offensichtlichen Wenden des Unfallverursachers auf der zunächst richtigen Fahrbahn nach Coburg. Nur eine Fehlinformation oder eine falsche Interpretation der Polizeimeldung?

Ein Polizist sagte mir: "Wir werden oft bei Geisterfahrten alarmiert, aber wenn wir die gemeldete Strecke abfahren, ist keiner mehr da: Bestenfalls!" Also finde mal den Falschfahrer, wenn der einmal unaufhaltsam unter dem Sperrschild durchschlüpft. Und dann halte den auch noch an. Noch dazu auf Gegenfahrbahnen, wo ihn Polizeiautos nicht verfolgen und einfangen können!

Der inzwischen verstorbene Unfallverursacher auf der A73 soll ja gewendet haben, nachdem er zunächst korrekt auf die Autobahn aufgefahren war. Das erscheint Ihnen wohl untypisch?

Ist es, ja, klar! Auch wenn besonders ältere Autofahrer häufig irrational im Straßenverkehr reagieren. Aber eben nicht nur die: Meinem Freund kam kürzlich jemand falsch entgegen, zeigte ihm sogar noch einen Vogel, während der Kumpel knapp ausweichen konnte! Drehen jetzt alle am Rad oder haben ihre Fahrerlaubnis bei Ebay ersteigert oder im Lotto gewonnen?

Von etwa 2000 Falschfahrerfällen sprechen Jahresstatistiken, die meisten in Regionen mit höhere Dichte an Autobahn-Auffahrten als in Thüringen. Am häufigsten zwischen August und Oktober und an Wochenenden. In Deutschland. Doch in Österreich, wo 1997 unübersehbare Warnschilder montiert wurden, da gab es noch mehr Falschfahrer.

Aber seit Verenas Tod gab es allein auf der A73 zwischen Suhl und Bamberg schon wieder vier Falschfahrermeldungen. Also was ist los, was kann man hier angeblich auch technisch nicht viel besser machen? Und das, wo bereits über autonom fahrende Autos schwadroniert wird?

Ich bin kein Ingenieur oder Forscher. Aber jeder Schritt von uns ist beispielsweise schon per Handy überwachbar. Doch hier, gegen diese ständige Gefahr, dass einem - vielleicht gar mit Kindern an Bord - der nächste Blödmann entgegen geschossen kommt? Nein, nein, dieses völlig sinnlose Sterben darf nicht einfach in den politischen Tagesordnungen überblättert werden.

Interview: Klaus-Ulrich Hubert

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