Thüringer helfen Stärker als die anderen: Wie die Hilfsaktion für die Rehbergs ihren Anfang nahm

Patin für die Rehbergs: Ines Klein im Meininger Schloss Elisabethenburg. Foto: uhu

Die Hilfe für die Familie Rehberg hat viele Gesichter. Ines Klein ist im wahrsten Sinn die Nummer 1.

 
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Meiningen - Ihres Studiums der Sozialarbeit in Erfurt bedurfte es dafür gar nicht. Denn, sich für "Menschen, die ganz unten sind, zu engagieren", wie sie es formuliert: Das scheint in den Genen von Ines Klein verankert. Denn erst durch ihre Initiative und die spontane und direkte Kontaktsuche zu "Freies Wort hilft - Miteinander Füreinander" kam es ab Anfang April zu der Spendenaktion "Rehberg" mit ihrem bereits jetzt einzigartigen Ergebnis.

Dank dem kann das Hilfswerk unserer Zeitung vielfältigste Zuwendung organisieren für die Hinterbliebenen der tödlichen Geisterfahrt: Die Kinder Dennis (15 Jahre), Florian (12) und Anna (9) sowie deren 35-jährigen Vater Christoph.

Wie sehr Christoph Rehberg von einer Sekunde auf die andere nicht nur von der menschlichen Tragödie des Unfalltodes seiner 36-jährigen Frau, sondern auch vor dem wirtschaftlichen Aus stand: Das tiefe Mitgefühl von Ines Klein kam auch aus nächster Nähe zu den Rehbergs.

Als Verena und Christoph vor elf Jahren heiraten, war Ines - so schmunzelt sie jetzt - "bereits Trauzeugin und für alle Kinder und die Rehbergs Unterstützung." Auch aus eigener leidvoller Erfahrung weiß sie, wie wichtig liebevolle Verbündete sind, wenn eben nicht mehr alle Wege in die Zukunft geebnet sind.

Beim Gespräch im Hof des Meininger Schlosses umreißt sie halblaut Teile ihres eigenen Schicksals: "DDR, Mai 1985: Mein rechtmäßiger Vater starb; ich war gerade mal gut 13. Meine Mutter war in der leidvollen Aufgabe, mir mein Erbe zu sichern und die mir zustehende Halbwaisenrente zu organisieren."

Das Erb-, Sorge-, und Namensrecht in der DDR war nicht mit dem heutigen vergleichbar. "Heute, nach mehr als 34 Jahren, sehe ich mich immer noch mit den Unkenrufen gewisser Leute konfrontiert, die meiner Mutter und mir viel, viel Kraft raubten."

Die bittere Erfahrung, dass Ines und ihre Mutter keine Unterstützung aus dem Familien- oder Freundeskreis erhielten und "erst recht nicht von Fremden", lässt Ines heute konstatieren: "Es macht so glücklich, es macht so stolz, dass es eben doch noch solch große Herzens-Solidarität unter Mitbürgern gibt. Weit entfernt von der schließlich auch denkbaren Einstellung: Soll sich doch die gegnerische Versicherung kümmern! Aber die …" Die 47-jährige Meiningerin winkt bitter enttäuscht ab.

Dann versucht die Frau mit einem Faible für Rockmusik, namentlich von Bruce Springsteen, fast feierlich zu sagen: "Für so viel jetzt erlebte Hilfsbereitschaft, für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft möchte ich ganz, ganz laut allen Beteiligten danken. Dem Vereinsvorstand, der Chefredaktion, dem sehr engagierten Journalisten Ulli Hubert, den hilfreichen Firmen und Einzelspendern. Danke!"

Ines Klein sagt, sie sei damals Patin "vor Gott in der Eisfelder Kirche geworden", habe damals dem Pfarrer und den fünf Rehbergs "in die Hand versprochen: Wenn etwas passiert, bin ich für euch da. Ich werde keine Schenke-Patin sein". Kinder bräuchten Zeit, Zuwendung und Anerkennung, Hilfe bei Konfliktlösungen, sagt Ines. "Und dieses Gefühl, es steht ihnen jemand unaufdringlich, aber zuverlässig zur Seite".

Ines Klein fügt hinzu, dass sie trotz Schmerz und Tragik des Todes von Verena Rehberg nun die "großartige Erfahrung mit den Lesern, ihrer Heimatzeitung und deren engagierten Hilfswerk-Mitstreiter" teilen konnte. Die Vereinsmitglieder "stellen ihre ganz privaten Fähigkeiten ehrenamtlich zur Verfügung".

Ines Klein weiß zwar zu genau, dass es natürlich nicht nur auf die Finanzen ankommt. Aber die Geldsummen haben sie dann doch mehr als beeindruckt. "Mit solch einem Echo und Spenden von bislang fast 90 000 Euro hätte ich beim Absenden meiner Mail an ,Freies Wort hilft’ absolut nicht gerechnet. Absolut nicht!"

Deshalb will Ines ihre Erfahrungen und Fähigkeiten aus ihrer bisherigen Arbeit im Sozialen und in der Steuerkanzlei in Zukunft auch dem Hilfswerk zur Verfügung stellen: "Indem ich zuerst einmal mit fliegenden Fahnen in euern Hilfe-Verein eintrete - lasst mich in dem mittun!"

Mit eben solch fliegenden Fahnen organisiert Ines Klein übrigens einen Bruce-Springsteen-Fanclub. Springsteens vor 30 Jahren in Ost-Berlin gefeierter Song "Tougher Than The Rest" lässt sich mit "Stärker als die Anderen" übersetzen. Das "stärker" bezieht Ines Klein gerade so sehr auf die Helfenden für Familie Rehberg.

Neulich hatte sie mit ihrem Fanprojekt einen Live-Abend in Meiningen mit viel Springsteen- Musik samt Sänger Olli organisiert. Die Musiker spielten "für’n Hut, der unter den Gästen rumging" sagt Ines. Und fügt hinzu: "Der zweite Hut des Abends war dann Kollekte für meine Patenkinder Dennis, Florian und die Anna". uhu

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