Thüringer helfen "Ich bin sprachlos, was die Leute alles für mich tun"

Hilfe, bevor das neue Auto kommt: Teile-und Reifenhändler Karsten Löwenberg hat die Patenschaft für das alte Fahrzeug Claudia Jungks übernommen. Foto: chz

Die Geschichte einer Mutter aus Lauscha, die sich für ihren schwerstbehinderten Sohn aufopfert: Sie berührt die Leser.

 
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Lauscha - Claudia Jungk kann es kaum fassen, welch große Welle der Hilfsbereitschaft ihr nach der Berichterstattung über das Schicksal ihres Sohnes in Freies Wort entgegen schlug. Auf der Straße in Lauscha wurde sie angesprochen, von Nachbarn angerufen, unzählige Briefe landeten in ihrem Briefkasten. "Im Leben habe ich das nicht erwartet", sagt die Mutter des schwerst behinderten Marcus fast ein bisschen hilflos. Ein Nachbar hat ihr geschrieben, dass man zwar nicht weit voneinander entfernt wohne, aber so wenig von einander weiß. "Ja", sagt sie, "er hat mir aus der Seele gesprochen."

Trotz vieler Hindernisse, Schicksalsschläge und knappster finanzieller Mittel kämpft die Mutter für ein würdiges Leben ihres Sohnes - und die Leser dieser Zeitung unterstützen sie bei ihrem dringenden Wunsch nach einem neuen kleinen Auto, das sie unbedingt braucht. Sage und schreibe rund 12 000 Euro spendeten die Zeitungsleser auf das Konto von "Freies Wort hilft". Damit kann der Verein nun einen fahrbaren Untersatz besorgen - unsere Zeitung berichtet demnächst.

Zusätzlich sind auch viele kleinere Spenden direkt bei Claudia Jungk eingegangen. Quasi als Benzingeld, damit Bekannten sie zu ihrem Sohn fahren können. "Aber das Geld hat keiner von meinen Freunden genommen. Ich habe es auf das Konto von Marcus eingezahlt, damit er Geld für Friseur oder Medikamente hat", berichtet sie. Manch einer hat auch Kleidung oder Pflegeartikel für den Sohn abgegeben.

Von der Lauschaer Fleischerei Moppel kam das Angebot, dass Claudia Jungk bis zum Jahresende dort kostenlos einkaufen kann. Der Betreuungsverein in Neuhaus hat Hilfe bei der Heimauswahl für Marcus angeboten. Auch bei Behördengängen würde man sie gerne unterstützen.

Dass es so viele Hilfsangebote für Claudia Jungk gibt, wundert deren Freundin Anja Hein eigentlich kein bisschen: "Sie ist ein total hilfsbereiter Mensch, der immer für andere da ist. Sie ist sehr selbstlos. Und hat immer viel für andere getan, nur für sich, da hat sie zurückgesteckt".

Claudia Jungk kann das alles kaum glauben. Auch, weil sie es diesmal ist, die Hilfe in Anspruch nehmen muss. "Ohne meine Freunde und die vielen positiven Reaktionen hätte ich es wohl kaum bis hierher geschafft", gibt sie zu. Dabei stehen ihr einmal mehr die Tränen in den Augen.

Extra in die Redaktion von Freies Wort kam Karsten Löwenberg, Inhaber eines Autohauses aus Sonneberg. Er hat die Patenschaft für das altersschwache Auto von Claudia Jungk übernommen. Reparaturen, Winterreifen, all das hat er auf eigene Kosten übernommen. Auch wenn das Auto trotzdem nicht mehr lange halten wird: Claudia Jungk hat wenigstens provisorisch ein Fahrzeug, mit dem sie regelmäßig nach Birkenfeld bei Hildburghausen fahren kann. Dort wurde für Marcus inzwischen ein geeignetes Heim gefunden.

Noch ist der behinderte junge Mann in der Eingewöhnungsphase und braucht viel Nähe zu seiner Mutter. Denn als sein Umzug anstand, hatte Marcus offenbar gehofft, dass er wieder nach Hause zurückkehren kann. Das ist leider nicht möglich. Umso schöner ist es, dass die Mitarbeiter des Pflegeheims ihn auffangen, wenn er Sehnsucht bekommen und dass sie so viel Geduld aufbringen. "Sie sind einfach traumhaft", sagt Claudia Jungk erleichtert.

Als eingetragene Betreuerin ihres Sohnes ist sie vorerst noch immer viel auf Ämtern unterwegs. Und weil sie das Erbe ihres Mannes ausgeschlagen hat, muss sie unzählige Gerichtstermine absolvieren. All das kostet Zeit und Nerven.

Umso hilfreicher war die unglaublich große Anteilnahme. Ein Händedruck hier, ein gutes Wort dort. Dafür bedankt sich Claudia Jungk sehr. "Die Leute versuchen, mir Kraft zu geben. Ich bin sprachlos, was sie alles für mich tun", sagt sie. Eigentlich, so verrät sie, sei ein Dankeschön von ihr viel zu wenig. "Aber was kann ich sonst sagen oder tun?"

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