Thüringer helfen Nach Brand beginnt Wiederaufbau - Familie Küllmer sagt Danke

Am 14. März brannte der Dachstuhl des Wohnhauses der Familie Küllmer in Fambach. Nun beginnt der Wiederaufbau. In der Zwischenzeit erfuhr die vierköpfige Familie sehr viel Unterstützung. Und nun will sie Danke sagen.

 
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Fambach - Noch immer bekommen Lea und Jonas ein mulmiges Gefühl, wenn sie mit dem Bus von der Schule in Breitungen nach Hause fahren und in Fambach an ihrem Wohnhaus in der Karl-Marx-Straße vorbeikommen. Auch Papa Jochen und Mama Claudia haben den Schicksalsschlag noch nicht verdaut.

Am 14. März brach um halb 5 in der Frühe im Kinderzimmer von Jonas ein Brand aus, in Minuten stand der Dachstuhl und die obere Haushälfte in Flammen. Die vierköpfige Familie konnte sich gerade noch retten, doch vom Inventar ist ihnen nicht viel geblieben. Die Heimatzeitung berichtete am 15. März von dem Brand, der der Familie ihr Zuhause nahm. Ein Zuhause, das sie erst im Juli 2016 bezogen hatten.

Noch während des Löschens hatten die Kameraden der Fambacher Feuerwehr versucht, Sachen, die noch brauchbar erschienen, herauszuholen. "Aber die Kindersachen waren alle zerstört", berichtet Claudia Küllmer. Und noch viel mehr, wie sich Stunden danach zeigen sollte.

In der Zeit der großen Not erfuhren die Küllmers allerdings eine für sie unglaubliche Hilfe. Das Haus stand noch in Flammen, da habe der Fambacher Bürgermeister Jürgen Herrmann ihnen schon eine Bleibe angeboten, berichtet Jochen Küllmer, der damals noch unter Schock stand. Auch die ersten Tage seien sie "nicht zurechnungsfähig" gewesen, was verständlich ist.

Claudia Küllmer hat sich alles notiert, damit sie keinen vergisst. Doch namentlich können auch an dieser Stelle nicht alle genannt werden, die halfen. So fanden die Küllmers Zettel im Briefkasten, auf denen ihnen unbekannte Leute eine Couch oder Schränke anboten. "Wir wissen nicht, wie wir uns bei allen bedanken sollen, deshalb habe ich Sie angerufen", sagt Claudia Küllmer und meint die Heimatzeitung.

Über deren Hilfswerk "Freies Wort hilft - MITEINANDER FÜREINANDER" hat die Familie 1200 Euro bekommen, damit sie sich in der Übergangswohnung eine Küche einrichten konnte. Das Küchenstudio Reißig gab ebenfalls noch 1000 Euro dazu. "Als die Familie zu mir kam wegen eines Kostenvoranschlags habe ich gleich überlegt, wie ich selbst helfen kann. Die Region hier hat mir viel gegeben und so konnte ich mal etwas zurückgeben", begründet Ina Reißig, die aus Gotha stammt, ihr Engagement. Nun ist die Küche perfekt. "Einige Teile konnten wir retten, aber wegen der Dämpfe, die in den Plastikmantel ziehen, durften wir vieles nicht mehr verwenden", erklärt Claudia Küllmer. Dies trifft auch auf die große Lego-Sammlung und andere Plastikgegenstände zu.

Jonas und Lea kamen zunächst bei ihrer Schwester Sina in Trusetal unter, ebenso Katze Lilli. Die Eltern zogen in einen Ferienbungalow auf dem Nüßleshof und dann in eine gemeindeeigene Wohnung am Platz der Republik. Dort leben alle vier Küllmers samt Katze, bis das Eigenheim wieder hergestellt ist.

Der Brand traf die Familie mitten in den Vorbereitungen zur Konfirmation von Lea und Jonas, die am 7. Mai stattfand. Das Zimmer, das in einem Nebengebäude im eigenen Haus extra für die Feier hergerichtet war, konnte nicht mehr genutzt werden. "Und das wollten wir dann auch nicht", sagt Mama Claudia. Der Trusetaler Fußballverein, bei dem Sina gespielt hat, bot an, dass die Familie im Gehege feiern kann. So wurde es dann auch gemacht. Die Kicker sammelten zudem sofort zum ersten Spiel nach dem Brand. 500 Euro waren in der Büchse. Geld, das gerade so kurz nach dem Unglück, wo noch keine Versicherung zahlt, gebraucht wurde. Auch die Arbeitskollegen Jochen Küllmers ließen bei Fisch Hopf die Spendenbüchse herumgehen. Die Kegler aus Breitungen ebenfalls.

Dann gab es ein Benefizkonzert in der Fambacher Kirche mit der Musikschule - Lea spielt Klarinette, Jonas Horn - und der Feuerwehrkapelle Breitungen. Von dort waren die Küllmers, die aus Hessen stammen, nach Fambach gezogen. 800 Euro kamen zusammen, der Förderverein der Musikschule legte nochmal 200 drauf.

Dazu kam "ganz viel praktische Hilfe", etwa von der Nachbarschaft. Er habe sich gar nicht alles merken können, gibt der 60-jährige Familienvater zu. Die Bäckerei Semisch soll besonders erwähnt werden. Die hätten "ihm einfach einen Gutschein in die Hand gedrückt", von dem unter anderem der Konfirmationskuchen gebacken wurde. Zu Ostern hatte die Verkäuferin eine Tüte gepackt mit Marmelade und vielem mehr. Aber auch der Verein "Fambacher helfen Fambachern" war sofort zur Stelle, der Bürgermeister, der mit zur DRK-Kleiderkammer nach Schmalkalden fuhr und die Möbel, die sie im Sozialkaufhaus in Suhl ausgesucht hatten, vom Bauhof holen ließ und von Spendengeldern bezahlte.

Lea hat von der Tochter von Claudias Freundin deren Jugendweihekleid für ihre Konfirmation geschenkt bekommen. Stolz holt sie es aus dem Schrank. Mitschüler aus der Regelschule Breitungen organisierten einen Kuchenbasar. Schließlich standen auch noch Konfi- und Klassenfahrt sowie der 14. Geburtstag im Mai bei den Zwillingen an. Ritzmanns brachten zum Beispiel neue Bettwäsche für die Konfifahrt vorbei. Und zur Konfi selbst kamen so viele Karten, dass die Küllmers überwältigt waren. "Die vielen Hellers können wir bis heute nicht auseinander dividieren", sagt Claudia und lacht.

Es gab Einladungen zum Grillen von Arbeitskollegen und Freunden, einfach, um mal abzuschalten. Celine von den Fußballdamen hatte bei ihren Berufsschulkameraden angefragt. "Und kam mit einem Kofferraum voller Klamotten angefahren." Einiges haben die Küllmers an die DRK-Kleiderkammer zurückgegeben. Sinas Schwiegereltern und ihr Freund Robin Barth halfen und die Freunde aus Steinbach-Hallenberg, Schmalkalden, Breitungen und Mittelstille packten nach der Arbeit mit zu, als es galt, die Übergangswohnung herzurichten.

Die Brandsanierer wollten in diesen Tagen das Eigenheim für weitere Arbeiten vorbereiten. Wenn die Entkernung beendet ist, sollen Dach und Fenster erneuert werden. Danach müssen etwa einen Monat lang die Trocknungsgeräte laufen. "Erst dann können wir wieder anfangen, aufzubauen", erklärt Jochen Küllmer, der selbst viel am Haus gemacht hatte. Ein defekter Dreifachstecker in Jonas' Kinderzimmer war die Brandursache. Die Kripo habe gesagt, dass man immer unter der auf den Steckern angegebenen Wattzahl bleiben sollte. Doch Jonas hatte nur zwei Ladekabel und einen Radiowecker dran. Trotzdem habe sich ein Kabel erhitzt, weil der Kupferdraht "wohl mal einen Schlag bekommen hatte". Zum Glück schlief Jonas in dieser Nacht im Zimmer seiner Schwester, die von einem Knall wach wurde, die Familie geweckt und somit Schlimmeres verhindert hatte. Danken wollen die Vier unbedingt öffentlich der Feuerwehr Fambach, dem DRK, dem Pfarrer "und allen anderen, die uneigennützig für uns da waren".

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