Thüringer helfen Wie ein altes Gemäuer in eine Bauausstellung kommt

Neuer Stall am alten Schloss: In Bedheim wird für die IBA gebaut. Foto: uhu

Auf dem Grundriss des alten Schafstalls von Schloss Bedheim entsteht jetzt mit viel ehrenamtlicher Muskelhypothek ein Sozial- und Wohngebäude - zugleich Projekt der Internationalen Bauausstellung.

 
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Bedheim - Das Bedheimer Schloss braucht ein neues, zusätzliches Wohnhaus. Das historische Kleinods mit Ersterwähnung von 1169 wirkt zwar groß, ist es aber eigentlich nicht: "Es gibt hier keinen Leerstand an nutz- und bewohnbaren Räumen. Also wirklich Platzbedarf!"

Florian Kirfel-Rühle sagt das nicht nur als Leiter seines hiesigen Architekturbüros. Die Rühles sind Besitzer des Schlösschens. Die Familiengeschichte lässt sich bis 1585 zurückverfolgen. Seit 1743 unter dem Adelsnamen Rühle von Lilienstern.

Als Florian in Weimar Architektur studierte, kam das geografisch dem alten Traumziel seiner Familie nahe: "Mutter meinte oft: Kommt es zur Wiedervereinigung, dann ziehen wir nach Bedheim."

Im März vor 27 Jahren gab es hier erste Nutzungsideen. Florian trieb die Neugier schon im Januar 1990 her. In der Tasche auch ein Foto, das ihn 1973 - einjährig - am Schlossbrunnen zeigt. Im August 1993 zog die Familie hier ins ehemalige LPG-Wirtschaftsgebäude. Seit 2013 nutzen Florian und seine Partnerin Anika Gründer nebst kleinem Sohn Erasmus das Obergeschoss im Westflügel.

Dieser Tage kam die Baugenehmigung: Der neue alte Schafstall wird Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA. Das ist eigentlich keine Ausstellung, sondern ein Architektur-Programm nach internationalem Vorbild, mit dem der Freistaat Thüringen zwischen 2014 und 2023 zukunftsfeste Modell-Bauten fördert. Der Stall ist aber nur der Auftakt. Folgen soll die Restaurierung des Schloss-Speisezimmers mit 280 Jahre alten Stuckarbeiten. Hier lädt bereits das Schlossmuseum ein.

Ob soeben, beim Start zum Projekt "Schafstall", oder bei den vor drei Jahren begonnenen Fassadensanierungen am 2012 als Denkmal von überregionaler Bedeutung eingestuften Anwesen: Von den baulichen, kulturellen samt Konzertveranstaltungen, den Gästen aus aller Welt bis zur Buchung stilvoller Feiern, dem Wirken der Gärtnerei und vieler anderer Aktivitäten - alles vermittelt das Gefühl einer großen Familie hier im Südzipfel Thüringens.

"Stimmt", lacht Florian, "meine Mutter Astrid ist rührige Vorsitzende des Fördervereins. Dann Nikola van der Werf und ihre Mutter Lucia Mayer: Sie kümmern sich um das Café. Und Nikola sowie ihr Mann Erik machen mit meiner Anika und mir die inhaltliche Arbeit für unseren IBA-Beitrag. Dazu das Gärtnereiteam um Katharina von Hackewitz."

Schlossgeschichte ist nicht nur anheimelnd: Florians Eltern stießen bei NS-Zeit-Recherchen auf einen Vorfahren, der beisitzender Richter am Erbgesundheitsgericht Hildburghausen war. Florian Kirfel-Rühle: "Es gab Urteile zu Zwangssterilisierungen, die dessen Unterschriften trugen. An die thüringischen Opfer erinnert unsere Gedenktafel hier."

Bernhard, der vor einigen Jahren verstorbene Mann von Fördervereinsvorsitzende Astrid Rühle, ging einst den Weg vom katholischen Priester zum Soziologieprofessor mit fünf Kindern und vielen Publikationen auch im Bedheimer Schlossverlag. Astrid lacht: "Wenn sie jetzt restlos begeistert von unseren Vorhaben sind, werden sie doch auch Fördervereinsmitglied." uhu

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