Suhl - Ein weißes Tischtuch, frische Blüten um Leuchter arrangiert, die ein heimeliges Licht in der Aula der Volkshochschule produzieren. Die Gäste, die an der Tafel Platz nehmen, haben Bier dabei, Wein, Knabberzeug, Käsewürfelchen mit Oliven, Salat... Die Stimmung, die nach und nach einzieht, erinnert an Treffen mit Freunden, zu denen jeder etwas mitbringt, um alles gemeinsam zu verspeisen. So auch das Konzept des Freitagssalons, der von Volkshochschule und dem Provinzkultur e.V. gemeinsam aus der Taufe gehoben und gepflegt wird. Die Kost steht im Mittelpunkt - die weltbewegende und provinzielle Kost für den Kopf und für den Bauch.

Diesmal war ein Krimi-Abend angekündigt. Dazu passte das schummrige Licht der Leuchter und der italienische Wein mit den Käse-Oliven-Würfelchen. Schließlich liegt der Tatort in Bella Italia, in dem Land, in dem die Zella-Mehliserin Sandra Hyneck vor zehn Jahren die Grundidee für das bekam, was seit knapp einem Jahr mit dem Buch "Die Sünden der Väter" vorliegt. Der karge Landstrich am südlichsten Ende Italiens atmete Inspirationen aus, die Sandra Hyneck aufsog. "Was hier weg ist, ist weg", schoss es ihr dort durch den Kopf. So liest sie, die eigentlich Berufsschullehrerin ist und an der Fachschule für Gesundheit und Soziales in Meiningen zu Rechtsfragen unterrichtet, aus ihrem Buch, das sie mit ihren Fantasien füllte, mit Bildern, Details und italienischer Lebensart. Sie streift die verschiedenen Handlungsstränge ihres Buches, auf denen insgesamt mehr als 40 Menschen ihre Rolle bekommen haben und macht neugierig.

Bilder aus dem Kopf

Was ist denn nun passiert mit der Frau des deutschen Geschäftsmannes, die plötzlich verschwand? Was hat es mit dem verlassenen Audi auf sich? Welche Rolle spielt der Fischer, der sich plötzlich ganz anders benimmt als sonst? Wie entwickelt sich die Familiengeschichte des Commissario Paolo Visconti? Was finden all die Suchenden unter den langen Schatten der Vergangenheit? Antwort auf all die Fragen wird wohl nur die Geschichte als Ganzes geben können. Die Spannung spricht für die Autorin, die mit " Die Sünden der Väter" ihr Erstlingswerk vorstellt. "Ich wollte einfach wissen, ob ich die Bilder rüberbringen kann, die ich im Kopf habe", nennt Sandra Hyneck eine Motivation. Die Reaktionen Publikums bescheinigen ihr dieses Können. Ihr Mann Gert und Tochter Katrin sitzen mitten im Publikum und sind stolz. Sie haben die vielen Tage erlebt, an denen Sandra Hyneck den Laptop zuklappte so bald sie das Zimmer betraten. Lange gab es das Buch nur auf dem Rechner.

"Ich wollte wissen, ob ich ein Buch schreiben kann - dann war es da und das war gut so." Etwa zwei Jahre später holte sie ihr Werk von der Festplatte, ließ es von Landolf Scherzer bewerten, ehe sie die Bühne der Öffentlichkeit betrat. Nun war sie im Freitagssalon mit seiner ganz eigenen Atmosphäre. Sandra Hyneck las und als Mann am begleitenden Klavier hat sie sich Wolfgang Stetefeld gewünscht. Mit ihm komponierte sie einen Abend, der es in sich hatte. Am Flügel verfestigte der Musiker die Bilder, die von der Autorin mit Worten gemalt wurden. Die Dramaturgie passte. Die Stücke am Klavier betonten aufregende Turbulenzen, beruhigten nach spannenden Passagen, zogen die Spannung oder lösten sie zwischenzeitlich auf. Autorin und der Musiker gaben ein gutes Team.

Weit gereister Gast

"Eine ganz tolle Veranstaltung", lobt Frank Kührt die lockere, gemütliche und somit durchaus anregende Atmosphäre des Freitagssalons. Er galt in der Zuschauerrunde als der Gast mit der weitesten Anreise. Etwa 430 Kilometer ist er gefahren, um von Mönchengladbach nach Suhl zu kommen und diesen Abend zu erleben. Er ist ein Freund der Familie Hyneck, wusste, dass Sandra ein Buch geschrieben hat und nun wollte er sie auch einmal bei einer Lesung erleben. "Aber es ist eben viel mehr als eine Lesung, nach der am Ende jeder für sich nach Hause geht", sagt Frank Kührt, der aus Schwarza stammt und den die Arbeit vor fünf Jahren nach Mönchengladbach trieb.

Fürwahr atmete auch dieser Abend diese schöne Besonderheit, gemütlich zusammenzusitzen wie mit Freunden, zu plauschen, Anregungen auszuteilen oder mitzunehmen, ein Gläschen des Weines der Tischnachbarin zu genießen und dafür ein paar Knabbereien zu spendieren. Mit am Tisch sitzt die Freude über diesen und auf den nächsten Abend und die Erwartung an einen Salon, der wieder Genüsse für Kopf und Bauch zu bieten hat. Und vielleicht auch an Sandra Hyneck, ein nächstes Buch vorzulegen. "Ideen dafür habe ich genügend, aber es fehlt die Zeit."