Suhl Wassersport bringt Selbstbewusstsein

Rolf Dieter Lorenz

Kaiserwetter draußen, Sommerschwüle drinnen: Beim 14. Schwimm- und Spielfest für Menschen mit geistiger Behinderung zeigen 130 Sportbegeisterte aus ganz Thüringen im Ottilienbad, welche Kraft in ihnen steckt.

 
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Suhl - "Geht’s Euch gut?", fragt der Moderator die rund 130 Schwimmbegeisterten, die in Sportkleidung auf den Start der Wettkämpfe warten. Ein lautstarkes "Ja" hallt am Samstag durch das Ottilienbad am Congress Centrum Suhl. Besser hätten die Bedingungen für das 14. Schwimm- und Spielfest für Menschen mit geistigen Handicaps kaum sein können: Draußen erwärmt die Frühlingssonne die Luft schon auf 20 Grad Celsius. Drinnen ist es gut zehn Grad wärmer, bei einer Luftfeuchtigkeit von über 47 Prozent.

Bürgermeister Jan Turczynski ist gekommen, um die Veranstaltung Punkt 9.45 Uhr offiziell zu eröffnen. Doch einer fehlt noch: Otti, das Maskottchen des Ottilienbads. Mit lautstarken Otti-Rufen zu fetziger Musik holen die Teilnehmer das Maskottchen aus dem Wochenendschlaf. Kaum da, schüttelt Otto zig Hände und führt dann die große Polonäse durch die Schwimmhalle an. Da fliegen nicht nur die Löcher aus dem Käse, sondern Otti auch die Herzen zu. Eine Dame mit der Startnummer 106, die mit breitem Filzstift auf den Oberarm geschrieben wurde, wagt sogar ein kleines Tänzchen mit dem Maskottchen.

13 Fördereinrichtungen

Exakt 127 Sportler aus 13 Fördereinrichtungen und Werkstätten Thüringens begrüßt Bürgermeister Jan Turczynski. Und er zählt auf, woher sie kommen: aus Eisenach, Erfurt, Hildburghausen, Ilmenau, Leinefelde, Arnstadt, Bad Klosterlausnitz, Gera, Meiningen, Neuhaus am Rennweg, Schleusingen, Sonneberg und natürlich aus Suhl. Unter den Schwimmern sind auch zwei schwarz-gelbe Fußballfans. Der 22-jährige Benni Burkhard aus Suhl hat sein BVB-Trikot angelegt, mit den Unterschriften der Spieler auf dem Rücken. Ein anderer hat, so wie es deutsche Sitte ist, sein schwarzgelbes BVB-Handtuch schon mal über einen Liegestuhl geworfen.

An diesem Tag geht es natürlich auch um Wettkämpfe und ums Gewinnen, vor allem aber um Sport, Spaß und Spiel sowie um den Team- und Mannschaftsgedanken, wie Turczynski betont. Er dankt allen, die beim Schwimm- und Spielfest mit von der Partei sind: die "Special Olympics Thüringen, die Wasserwacht des DRK Suhl, der Suhler Tauchsportverein Ichthyo, der mit seiner Ausrüstung Schnuppertauchgänge anbietet, und die Betreuer von Fördereinrichtungen, Werkstätten und des Ottilienbades.

50 Meter in 50 Sekunden

Sie alle ermöglichten, dass dieser Tag bereits zum 14. Mal in Suhl stattfindet. Für die Rede bekommt der Bürgermeister großen Applaus. Ebenso Maskottchen Otti, das mit Musik ausmarschieren darf, damit sein Kostümträger bei den schwülen Temperaturen keinen Hitzschlag erleidet. Und dann geht es los. Gestartet wird auf drei Bahnen, jeweils getrennt nach Männern und Frauen sowie nach einzelnen Leistungsgruppen: zunächst in der Disziplin 50-Meter-Brustschwimmen, später dann zum 25-Meter-Kraulschwimmen und zur vier mal 50-Meter-Freistilstaffel, bei der es auch eine Mixed-Gruppe für Männer und Frauen gibt. Schon beim dritten Start der Vorläufe im Brustschwimmen der Männer zeigt sich, das Steffen Kob vom Lebenshilfewerk Gera auch im Finale auch große Rolle spielen wird. Er ist der Erste, der die 50-Meter-Bahn in unter 50 Sekunden bewältigt.

Bis zum Nachmittag geben alle Beteiligten in den jeweiligen Disziplinen und Leistungsgruppen das Beste, was sie aus sich herausholen können, lautstark angefeuert von den Betreuern am Beckenrand.

Großer Stellenwert

Angelique Holzhaus, sonderpädagogische Fachkraft im Förderzentrum "Emil-Petri-Schule" des Marienstifts Arnstadt bringt die Bedeutung solcher Veranstaltungen auf den Punkt. "Wir haben eine Schwimm-AG immer montags und Schwimm-Unterricht immer mittwochs." Unter der Trainerin Sigrid Reinke werde natürlich auch für solche Schwimmwettbewerbe trainiert. Diese hätten einen großen Stellenwert für Schüler und Menschen mit Behinderungen. "Dadurch, dass sie sich entfalten können, ihren Interessen nachgehen können und sich natürlich auch selber stärken können."

Wer sich nicht zu den Schwimmwettbewerben angemeldet hat, für den bietet sich im Ottilienbad reichlich Abwechslung: beim Wettrutschen, beim Wasserbasketball, beim Schnuppertauchen oder am Rande des Beckens in der Bastelecke. Die rund 130 Teilnehmer jedenfalls freuen sich schon aufs nächste Jahr, wenn Maskottchen Otti zum 15. Schwimm- und Spielfest ins Ottilienbad einlädt.

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www.ottilienbad.de

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