Völlig anderes Konzert-Wochenende mit Olaf im Pullunder und Co.

Suhl - Das ist schon außergewöhnlich: Während es von überall her Veranstaltungsabsagen hagelt, haben Freies Wort und der Provinzschrei mit ihren auf die neuen Bedingungen angepassten Angeboten es dennoch geschafft, auch an diesem Wochenende gleich drei Konzertabende auf dem Platz der Deutschen Einheit in Suhl anzubieten, die wohl jedem Geschmack gerecht geworden sind. Mit Rummelsnuff, Wenzel im Trio und mit Olaf Schuberts neuem Programm "Zeit für Rebellen" sind Akteure eingeladen worden, die jeweils eine eigene Fangemeinde angesprochen haben. Entsprechend gestalteten sich die Abende.

Rummelsnuff muss man mögen. So schräg, so speziell, so kraftvoll, so unerwartet, so unvorhersehbar, so unüberhörbar sind seine Auftritte, bei denen er stets ganze Präsenz zeigt. Und die ist gewaltig. Nicht nur stimmlich gesehen. Da wähnt man sich mitten zwischen Rammstein und Hans Albers, zwischen Gilbert Bécaud und Herbert Roth, meint gerade noch Freddy Quinn herauszuhören, wo er mit seinen Jungs gleich schon wieder umschwenkt auf folkloristische Klänge aus aller Herren Länder. Das alles ist Rummelsnuff, der sich gern anlehnt und noch viel lieber seine eigenen Ideen Musik werden lässt. "Ich habe meine Nische gefunden. Und darauf bin ich stolz", sagt er.

Volkstümlich ist sie schon aber auch irgendwie independent. Durchaus. Wenn er zum Beispiel Bratwurstzange, Harzer Käse oder Eierschecke zum Besten gibt. Singt er übers Essen, ist auch das seine Art, Heimatverbundenheit auszudrücken. "Die lässt sich auf diese Weise einfach gut transportieren." Dass die Stimmung nicht so sein kann, wie die Fans das von den Club-Konzerten kennen, hat den Käpt’n überhaupt nicht aus der Fassung gebracht. "Wackeln dürft ihr ja noch", lockte er. "Natürlich ist diese verordnete Distanz anders als das, was wir alle kennen. Aber die Leute sind dankbar. Wir sind es auch, dass wir wieder spielen dürfen." Und wenigstens für einen Wimpernschlag des Konzertes war es ein wenig wie immer, als sich zwei Zuhörer trauten: Sie schmissen - übrigens da schon bei knackigen Temperaturen - ihre Shirts vom Körper und sich in Pose. Auch sie strebten nicht nach Perfektion, nach Kraft und Masse aber schon.

Kontrastprogramm

Ganz anders der Samstag mit Wenzel im Trio. Wohl kaum einer versteht es wie er, mit so treffenden Worten, behutsam und dennoch unter die Haut gehend, Situationen, Momente, Gefühle, Erlebnisse, Unwahrheiten oder Ungerechtigkeiten auseinanderzunehmen. Die Texte des Liedermachers, der mit Hannes Scheffler und Thommy Krawallo unglaubliche Wärme in den windigen Abend aussandte, wurden von seinen Zuhörern zutiefst genossen. Die Kälte schien fast niemandem mehr etwas auszumachen, wenn er seine Geschichten erzählte. Geschichten von den ewigen Fragen dieser Welt, von den sich gleichenden Phrasen ihrer Herrscher, vom Verlust der Träume, von den 30 Wünschen für seinen Sohn Theo.

Fast 400 Fans

Der mit Abstand am besten besuchte Abend war der gestrige mit Olaf Schubert. Gleich mit der ersten Zote hatte er sein Publikum - fast 400 Besucher - für sich gewonnen. Bei super Stimmung musste es jedoch erst einmal eine Einweisung zur Orientierung über sich ergehen lassen, wie man sich bei einer öffentlichen Veranstaltung zu verhalten hat. Klatschen dann beim Leuchten der roten Lampe. Sein neues Programm, sehr politisch, mit Wortspielereien und manchem Lied mit gewöhnungsbedürftigen Klängen und gut auf Suhl vorbereitet. Das eingehüllte Kulturhaus - beim Blick von der Bühne über das Publikum hinweg - wähnte er als Kindergarten, weil in dessen Giebel lustige Spielgesellen auszumachen sind.

Drei Abende, die in Suhl den schwindenden Sommer und auch die Einschränkungen fast in Vergessenheit geraten ließen. Drei Abende voller ungetrübter Stimmung und bester Unterhaltung, von denen das Organisationsdoppelgespann noch weitere auf Lager hat.