SUHL-VESSER – Ostersamstag, kurz nach 13 Uhr. Noch ist Zeit bis zum Start der Traditionstour, aber Autos fallen bereits wie Heuschrecken in den kleinen Ort ein. Der zeigt sich rundum österlich geschmückt und gerüstet für den Ansturm. Locker können an die 150 Fahrzeuge auf dem Hang neben dem Offenstall parken. Michael Weiß von der freiwilligen Feuerwehr weist die motorisierten Fremden ein. Viele andere benötigen keinen Parkplatz, sie kommen per pedes nach Vesser, die Warmlaufstrecken von Suhl oder Schmiedefeld schon in den Beinen.

Für die meisten Teilnehmer – deren Zahl von Jahr zu Jahr steigt – ist der Spaziergang am Ostersamstag durchs Vessertal ein lieb gewordenes Muss. Beispielsweise für Familie Mahler aus Suhl, die sich jedes Mal freut, was die Vesserer so auf die Beine stellen, nicht nur zum Osterspaziergang. „Wir sind Fans vom Ortsbürgermeister“, so die Mahlers. Oder die Schübels. „Wir haben schon den Enkelsohn im Kinderwagen mitgeschoben“, blickt Hannelore Schübel einige Jahre zurück. Zum Osterspaziergang ist die Schmiedefelderin mit Ehemann Fritz und der vierköpfigen Familie ihrer Tochter meist dabei – „ganz gleich ob’s stürmt oder schneit“. Wie auch Stammgast Manfred Brandt. „Weil es schön ist in solch einer Runde“, beschreibt der Senior aus Schmiedefeld seine Teilnahme an der kleinen Tour durchs Obere Vessertal hin zum Grillplatz.

Dort ist obligatorischer Zwischenstopp für Kultur und einen Fingerhut voller Köstlichkeiten. Das illustre Wandervolk weiß das von Detlef Weiß gebraute und gesponserte Osterwässerchen und den leckeren Eierlikör zu schätzen. Der Ortschef übernimmt damit kein leichtes Amt, muss er doch alljährlich die 16 Flaschen in der Kütze durchs Vessertal buckeln. Am Offenstall, wo der Rost brennt, der Kaffee duftet und heuer 15 leckere Kuchen warten, gibt es nach der Tour endlich auch für ihn ein Ausruhen.

Über süße Überraschungen vom Osterhasen freuen sich alljährlich die kleinen Spaziergänger und auch, Meister Lampe und seine Familie höchstpersönlich zu begegnen. Vesser macht’s möglich. Und das in diesem Jahr gleich vierfach! Denn mit der kleinen Angelina hat die Hasenfamilie niedlichen Zuwachs erhalten. Und mit einem Schmunzeln quittieren die Gäste eine weitere Errungenschaft der Hasenfamilie, die heuer mit einem Hasenmobil daherkam. Zum 14. Mal lud Vesser zum Osterspaziergang ein. „Beim ersten Mal liefen etwa 20 Gäste mit, in diesem Jahr waren’s an die 300“, freut sich Ortschef Detlef Weiß über die gestiegene Resonanz der Veranstaltung in seinem Ort, der selbst nur etwa 230 Einwohner zählt. Wer die Vesserer und ihren Heimatverein kennt, weiß, dass sie immer noch eins drauf setzen wollen und können. Und so kommt ihre Ankündigung, sich im übernächsten Jahr für die Ausrichtung der mdr-Osterwanderung zu bewerben, nicht wirklich überraschend. Jene Wanderung hatte in diesem Jahr 15 000 Teilnehmer! Für die Vesserer wäre das nur eine neue Herausforderung – wenn’s klappt ...