Es gibt einen noch nicht weit verbreiteten neuen Ansatz: Demnächst sollen zwei Schwestern eine Qualifizierung am europäischen Herzschwächezentrum Würzburg durchlaufen und danach Herzschwäche-Patienten begleiten. "Die Schwestern sind in regelmäßigen Abständen mit den betroffenen Patienten in Kontakt, fragen bestimmte Daten ab und empfehlen einen Arztbesuch, falls größere Probleme auftreten. Das ermöglicht uns, zu reagieren, bevor ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich wird", erklärt Johannes Waltenberger.
Und noch etwas hat er bereits auf den Weg gebracht: die Anwendung der Herz-Magnetresonanztomografie (MRT), die dank des zweiten MRT, den das Klinikum kürzlich angeschafft hat, Standard werden soll. "Das ermöglicht uns lokale Maßarbeit, denn eine gute Bildgebung ist ganz wichtig für die Therapie eines Herz-Patienten. Die MRT ist Basis dafür, eine Diagnose noch genauer, sicherer und schneller stellen zu können. Das ist technologischer Fortschritt, dem wir folgen wollen" sagt Waltenberger. Auch wenn das noch ein wenig nach Zukunftsmusik klingt und noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt sind - so könnte auf längere Sicht auch in Suhl minimalinvasive Herzklappen-Operationen in Kooperation mit Herzchirurgen möglich werden.
Da der Bedarf angesichts der älter werdenden Bevölkerung an derartigen Eingriffen steige, könnte damit für Patienten aus der Region für kurze Wege gesorgt werden. Vor allem aber kommt mit Prof. Dr. Waltenberger ein ausgewiesener Spezialist für Herzkatheter-Eingriffe nach Suhl.
Für Johannes Waltenberger, der nach seinem Studium der Medizin in Heidelberg, Glasgow, an der Harvard Medical School in Boston sowie nach der Dissertation in Heidelberg seine wissenschaftliche Laufbahn am Ludwig-Institut für Krebsforschung in Uppsala (Schweden) begann, stand schon im Studium fest, dass er sich später auf die Kardiologie (die Lehre vom Herzen) spezialisieren möchte. Er arbeitete an der Universitätsklinik Ulm, habilitierte und es schloss sich für den Heisenberg-Stipendiaten eine vierjährige Tätigkeit als Oberarzt an. 2003 wurde er Professor für Kardiologie und Invasive Kardiologie am Universitätsklinikum Maastricht. Drei Jahre später erreichte ihn der Ruf auf die Professur für Kardiologie am Karolinska Institut in Stockholm. Er lehnte ab und sagte beim Universitätsklinikum Münster zu. Hier übernahm Waltenberger die Leitung der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und des Department für Kardiologie und Angiologie. Und er ist Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie. Das will er auch bleiben - allerdings mit dem Umstand, dass er die klinische Forschung nicht an der Uniklinik, sondern am Suhler Klinikum betreiben wird. Dort wartet dann auch seine Hauptaufgabe: Die bestmögliche Versorgung seiner Patienten. "Die Tätigkeit in Suhl bietet die Möglichkeit für eine Medizin nach modernsten Standards, bei der die Patienten im Mittelpunkt stehen. Menschliche Zuwendung einerseits und die Umsetzung von Innovationen aus verschiedenen Bereichen der Herz- und Gefäßmedizin stellen dabei keinen Widerspruch dar", sagt der Chefarzt.
Verbindung zu Haberbosch
Zurzeit ist Johannes Waltenberger auf der Suche nach einem neuen Zuhause für sich und seine Frau. Eine Fernbeziehung sei für das Ehepaar Waltenberger keine Option. Die beiden Kinder sind erwachsen und wie er als Ärzte tätig. Bis zum Jahresende sollen die Umzugswagen von Münster nach Suhl rollen. Dann wird auch der Weg zu seinen Eltern in Bad Mergentheim kürzer sein. Er räumt ein, bislang von Suhl nicht mehr gewusst zu haben als dass die Stadt in der Nähe des Wintersportortes Oberhof liegt. Jetzt aber verblüfft er hin und wieder die Schwestern mit seinen Orts- und Insiderkenntnissen.
Dass im Katheterlabor noch immer das Bild seines Vorgängers Prof. Dr. Werner Haberbosch steht, findet Prof. Dr. Johannes Waltenberger gut. "Warum? Wir hatten einige gemeinsame Schnittpunkte in unseren Leben, eine gemeinsame Zeit in Heidelberg und manchmal auch auf Kongressen. Da war eine Verbindung, aber dass ich mal seine Nachfolge antreten würde, das ist wirklich ein Zufall durch einen tragischen Umstand."