Suhl - Kinder haben in der Stadtbücherei Suhl ja bereits manches erlebt, aber dass sie einem waschechten Kriminalbeamten begegnen und von dessen aufregender Arbeit erfahren, das war gestern schon eine Premiere - für alle Beteiligten. Und so schnell werden das die Fünftklässler aus dem Gymnasium bestimmt auch nicht vergessen.

Doch bevor Kriminalhauptkommissar Gerd Schmidt vom Suhler K6 in die Geheimnisse seines Berufes, in die Spurensuche und das Aufklären von Verbrechen einweihte, wurde es erst einmal literarisch spannend. Ingeburg Machatschek, langjährige, erfahrene Kinderbuchbibliothekarin, hatte die Idee zu dieser Veranstaltung und sie organisiert. Mit einer Detektivgeschichte stimmte sie die Mädchen und Jungen auf den Nachmittag ein. Aber Fantasie ist Fantasie, und die Realität etwas anderes. Ganz so spektakulär wie im Fernseh-"Tatort" geht es bei den Suhler Kriminalisten dann doch nicht zu. Hier müssen oft mühsam und in akribischer Kleinarbeit völlig unspektakulär die Details eines Verbrechen zusammen gepuzzelt werden. Wie das geht, zeigte Gerd Schmidt am Beispiel einiger mitgebrachter Arbeitsutensilien. Noch einmal aufregend wurde es dann, als die Klasse die Bibo verließ und mit Polizeihauptmeister Maik Hengelhaupt das Gebäude der Polizei gegenüber der Kreuzkirche inspizierte. Auch diese Gelegenheit ergibt sich nicht alle Tage.

Mit dieser ein bisschen aus der Reihe tanzenden Veranstaltung geht die Bibliothek nun in die Sommerpause und wird im Juli und August keine Offerten machen. Lediglich der traditionelle Vorlesenachmittag am ersten Donnerstag im Monat für die Kleinsten, der fällt nicht aus. Morgen wird es ab 16 Uhr wahnsinnig komische Geschichten auf die Ohren geben. Und natürlich wird auch in der ersten Augustwoche wieder vorgelesen.

Frido Mann kommt

Allerdings, so die Leiterin der Einrichtung Irmhild Roscher, gebe es in den Sommerferien wieder Angebote für daheimgebliebenen Kinder. "Erzieher, die Kinder in dieser Zeit betreuen und Interesse haben, in die Bibliothek zu kommen, können bei Frau Machatschek oder Frau Klein Termine vereinbaren", betont sie.

Im September geht das Programm des Lesewürfel mit interessanten Terminen weiter. Ein besonderer Knüller dürfte die Veranstaltung am 4. Oktober mit Frido Mann werden, dem Lieblingsenkel des berühmten deutschen Schriftstellers Thomas Mann. Dieser setzte ihm in seinem Roman "Doktor Faustus" sogar ein literarisches Denkmal in der Gestalt des Nepomuk Schneidewein. Frido, Sohn von Thomas und Katia Manns jüngstem Spross Michael, hat eine überaus spannende Biografie. Er wurde 1940 im kalifornischen Monterey geboren, wohin die Familie Mann nach verschiedenen europäischen Stationen emigriert war. Später studierte er Musik, Theologie und Psychologie. Nach Suhl bringt er sein neues Buch "Mein Nidden" mit, eine Spurensuche in Litauen.

Auch Marion Brasch trägt einen Namen, der zumindest älteren Ostdeutschen noch ein Begriff sein dürfte. Ihr Vater war Mitte der sechziger Jahre stellvertretender DDR-Kulturminister. Ihre drei Brüder sind Künstler und bereits verstorben. Thomas (1945-2001) war Schriftsteller und ging 1976 in den Westen, Peter (1955-2001) war ebenfalls Schriftsteller. Klaus, der Schauspieler, starb 1980 im Alter von nur dreißig Jahren. Ihren autobiografischen Familienroman "Ab jetzt ist Ruhe" stellt Marion Brasch am 5. November vor.

Den Reigen der Lesungen beginnt am 11. September ein ehemaliger Suhler, Immo Sennewald. Er stellt Ausschnitte aus dem dritten Band seiner Romantrilogie "Ikarus mit Bleigürtel" vor. Die beiden vorherigen Bücher "Blick vom Turm" und "Babels Berg" erlebten in seiner einstigen Heimatstadt ihre Premiere.

Tel.: 03681/743710 oder stadtbuecherei@stadtsuhl.de.