Suhl/ Zella-Mehlis Jede Menge Erinnerungen zum Jubiläum des Centrum Warenhaus

Heute werden 50 Jahre Centrum-Warenhaus und gleichzeitig das Erscheinen des dritten Konsum-Marken-Buches in der Suhler Innenstadt gefeiert. Redakteure der Heimatzeitung lesen ihre eigenen Geschichten aus dem Buch "Konsum-Marken".

 
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Suhl - Zum großen Fest rund um den 50. Geburtstag des ehemaligen Centrum-Warenhauses ist auch der Verkauf der dritten Auflage des Buches Konsum-Marken von Freies Wort gestartet. Die Leser erwartet ein unterhaltsamer Rückblick auf das Ostprodukt. Seit 9 Uhr werden Exemplare direkt vom Trabi verkauft. Redakteure der Heimatzeitung lesen dann ab 17 Uhr ihre eigenen Geschichten aus dem Buch "Konsum-Marken", die sich um mitwachsende Gleitschuhe, Niethosen, den kleinen frechen Kobold Pittiplatsch und die ebenso liebenswerten Puppen Spejbl und Hurvinek drehen. Letztere sind sogar höchstselbst anwesend zur Lesung im Einkaufszentrum "Am Steinweg", Ebene 2.

Bereits morgens um 9 Uhr wurde im Steinwegcenter, Ebene 1, eine Fotoausstellung zu 50 Jahre Centrum-Warenhaus eröffnet. Sie zeigt die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte bis hin zum heutigen, neuen Einkaufkomplex. Christoph Berndt, der Center-Manager des Suhler Steinwegcenters, erinnerte an die Eröffnung des Centrum-Warenhauses. Das Centrum sei damals ein „architektonischer Meilenstein“ im Herzen von Suhl und das dritte neu gebaute Warenhaus in der DDR gewesen, so Berndt. „Der Standort hat sich mehrmals neu erfunden“, reflektierte Berndt das wechselvolle Schicksal des Warenhauses nach der wende.

Erinnerungen geweckt

Für den Suhler OB André Knapp ist der Geburtstag des Centrum, in dessen Beton-Hülle sich heute das Steinweg-Center eingerichtet hat, Gelegenheit, in die eigene Jugend-Zeit zurückzudenken. Zwei Jahre lang hat sich André Knapp als Schüler in den Ferien ein paar Mark dazuverdient – als Aushilfe in der Elektroabteilung. „ich kann mich noch gut an eine Lieferung Dampfbügeleisen erinnern, das hatte sich dann schnell in der Stadt herumgesprochen“, erzählte der OB.

Im vom Steinweg-Center extra zum Geburtstag eingerichteten „DDR-Wohnzimmer“, das aus Leihgaben von Bürgern im DDR-Charme eingerichtet wurde, nahmen sowohl André Knapp als auch Christoph Berndt einmal Platz: Schrankwand, Couch und gedeckter Kaffee-Tisch, dazu Stehlampen, und Bronzeteller und Teppich an der Wand – zwei Schritte genügten, um sich sozusagen gefühlt 50 Jahre zurück in eine andere Welt zu katapultieren.

Konsum-Marken-Buch ist der Renner

Pierre Döring, der Verlagsleiter unseres Zeitung, würdigte vor allem die Premiere unseres dritten Konsummarken-Bandes. Ab 9 Uhr konnte das Buch direkt aus dem „Theo“ – einem original P 50-Trabi heraus erworben werden. Die Konsummarken – nun in dritter Folge – seien die mit Abstand erfolgreichste Verlagspublikation neben der Zeitung, so Döring. Mittlerweile wurden insgesamt über 50 000 Exemplare zwischen Rügen und Rhön verkauft. Und auch der neue Band ging weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. Bereits um 10.30 Uhr musste Nachschub ins Steinweg-Center geholt werden. Für Pierre Döring war die kleine Geburtstagsfeier, zu der unsere Zeitung zusammen mit dem DDR-Konsummuseum in Themar eine kleine Ausstellung mit Ostprodukten und eine „Grüne Bar“ mit Getränken aus dem Osten beisteuerten, ein guter Anlass, um mit Leserinnen und Lesern ins Gespräch zu kommen.

Schon in der ersten Stunde nach Öffnung des Centers strömten hunderte Neugierige zu den Freies-Wort-Ständen, dem Trabi und den Ausstellungen. Und fast jeder wollte nicht nur schauen und in den Büchern stöbern, sondern seine Erinnerungen los werden.

Besonderes Interesse fand natürlich die kleine Ostprodukte-Ausstellung: An die weiß gepunkteten, bunten Plastebecher kann sich Angelika Weiß aus Zella-Mehis noch gut erinnern. „Die habe ich noch als Zahnputzbecher“, berichtete sie. Und die Geschirrtücher mit dem typischen Kalenderaufdruck auch noch: „Die halten schon über 30 Jahre lang.“ Erika Schmidt aus Zella-Mehlis übereignete der Redaktion ein Ratgeber-Heft „Handwerkshilfe für den Haushalt“ aus den Fünfzigerjahren. „Vielleicht können Sie es ja noch gebrauchten!“

Präsentkörbe mit Konsum-Artikeln

Mit von der Centrum-Partie war an diesem Tag auch Stephan Borchert aus Gera. Der Stand des 30-Jährigen ist die gesamte Zeit dicht umlagert. Er verkauft Präsentkörbe mit Konsum-Artikeln, einzelne Packungen Spee oder Ata, Radiergummis, Kinderseifen und sonstige Waren. Gefunden hat er die beim Kauf seines Hauses - ein ehemaliger Konsum. "Als wir den 2011 übernahmen, um ihn aus Wohnhaus umzubauen, fanden wir das Lager noch gut gefüllt. Von den Waren hab ich mir die besten Stücke für ein kleines privates Museum zusammengestellt. Und dann fragte mich ein Kumpel, ob ich mit dem Rest auf einem Nacht-Flohmarkt nach Erfurt komme", erzählt der junge Mann, der von Beruf Elektriker ist. Gesagt, getan. Der Verkauf im Herbst letzten Jahres lief gut.

Und wie der Zufall es wollte, wurde jemand von Julia Simoneth, die Center-Managerin des Suhler Steinweg-Centers auf Stephan Borchert und seine vielen Ata-Packungen aufmerksam. "Sie fragte mich gleich, ob ich mit einem Stand zur Jubliäumsfeier komme."Erst am Vorabend des 13. Septembers kam er auf die Idee, kleine Präsentkörbe zu packen. Für einen interessierten Suhler gerade das passende Geschenk zum 70. Geburtstag seiner Mutter. Und auch der Verkauf von Ata und Spee für ein paar Euro läuft. Etwa 230 Packungen Ata, 100 Großpackungen Streichhölzer hat der Geraer in seinem heutigen Haus gefunden. Allmählich geht es in den Resteverkauf.

Heiß begehrt und sofort weg waren DDR-Stabtaschenlampeen. Ob der 30-Jährige überhaupt noch einen Bezug zu den alten Produkten vor seiner Zeit hat? "Na der Duft der Kinderseife war sofort wieder da. Die muss noch bis 1996 in meiner Schule verwendet worden sein. Ich hatte den gleich in der Nase!", sagt er und ist sofort wieder für die Suhler Kunden da.
Ehemalige Mitarbeiter kamen zusammen
Das Centrum Warenhaus hat sie zusammengebracht: Das gilt für die mehr als 150 ehemaligen Mitarbeiter, die am Freitagnachmittag zum Kaffeeklatsch zusammen kammen. Auf Ulf Andritzke und seine Ehefrau Beate trifft es aber besonders zu. Denn während sie als Elektriker in dem Haus arbeitete, war er zuständig für Heizung und Sanitär. Ihre Wege kreuzten sich, die beiden verliebten sich ineinander und heirateten. Beim großen Wiedersehen am Freitag erzählten sie die Geschichte im Kreis der Kollegen.
Später wurde noch eine tolle Modenschau im Einkaufscenter gezeigt. Eröffnet wurde sie mit dem Hit "Dancing Queen" von ABBA.

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