Ebertshausen Gemeinsam trägt es sich leichter schwer

Ein Unglück kommt selten allein. Von dieser Erfahrung blieb auch Familie Wiener aus Ebertshausen nicht verschont. Erst starb Anfang Oktober der Vater, jetzt stand das Wohnhaus in Flammen. Unsere Zeitungsleser helfen auch dieser Familie.

 
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Ebertshausen - Noch immer umgibt das kleine Häuschen mitten in Ebertshausen ein beißend-rauchiger Geruch. Die Holzbalkendecke im Küchen- und Wohnraum im Erdgeschoss ist vollkommen verkohlt, Decken und Wände sind schwarz. Überall Hausrat, verschmorte Technik. Darunter ein Drucker, gekauft auf Raten, noch lange nicht abbezahlt und trotzdem hin. Ein Kleintierkäfig lehnt an der Wand. Leer. Die beiden Meerschweinchen haben nicht überlebt.

Bis vor fast zwei Wochen wohnte hier Heidrun Wiener mit ihrem Sohn Thomas in den vorangegangenen Wochen allein. Nun sind sie bei entfernten Verwandten in Schwarza auf unbestimmte Zeit eingezogen, weil ihr Heim zerstört ist. Auf dem Rückweg von Haßfurt, wo der Bruder von Thomas, Peter Wiener, lebt erreichte die beiden Ebertshäuser der verhängnisvolle Anruf, dass ihr Haus brennt. "Wir wollten so schnell es ging schauen, was los ist", so Thomas Wiener, der mit seinem Auto gleich durch die Baustelle in Schwarza donnerte, um nicht noch einen Umweg in Kauf nehmen zu müssen. Doch zu spät. Angekommen konnten sie nur noch hilflos zuschauen, wie die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Zella-Mehlis und Benshausen das Feuer unter Kontrolle gebracht und gelöscht haben.

32 Kameraden waren mit neun Fahrzeugen an diesem 8. November im Einsatz. Ein Vorbeifahrender hatte den Brand bemerkt und einen Notruf abgesetzt. Als Einsatzleiter Sebastian Dagott eintraf, machte er die Flammen unter starker Rauchentwicklung im Erdgeschoss durch die Fenster aus. Deren Ursache war ein technischer Defekt an der Stromverteilung. Durch den Versorgungsschacht hatte sich das Feuer bereits in die obere Etage gefressen. Ein Entstehungsbrand konnte dort von den Kameraden jedoch verhindert werden und somit noch größeren Schaden vermeiden.

All das ist Familienvater Dieter Wiener erspart geblieben. Er hat Anfang Oktober seinen fast vier Jahre andauernden Kampf gegen die schwere Lungenkrankheit COPD verloren. Ein harter Schlag für die Familie, die sich um den Ehemann und Vater gekümmert und so manchen Wunsch hinten angestellt hat. Denn eigentlich sollte das Haus, das sicherlich schon weit mehr als 100 Jahre hinter sich hat, auf Vordermann gebracht werden. In ganz kleinen Schritten. An große war wegen der finanziellen Situation der Wieners auch gar nicht zu denken. Eine sicher geglaubte Zukunft mit eigenem kleinen Geschäft der Eltern scheiterte. Eine Versicherung für das Haus existiert nicht mehr. Mehr als froh waren Wieners, wenigstens ihren Sohn Thomas beruflich in bester Obhut zu wissen. Denn der 33-Jährige leidet an Epilepsie. Diese Tatsache an sich genügte bereits, dass Thomas Wiener als Bürofachkraft auf seine unzähligen Bewerbungen nicht einmal Antworten bekommen hat. Und wenn doch einmal, dann war es eine Ablehnung.

Zwölf Jahre im Verein

Dass er nach langer Odyssee über verschiedene Maßnahmen beim Turn- und Sportverein Zella-Mehlis e.V. Fuß fassen konnte, hat sich bereits in vielfacher Hinsicht für beide Seiten als glückliche Fügung erwiesen. Thomas Wiener hat vor zwölf Jahren seine Chance genutzt, als er endlich zeigen konnte, was in ihm steckt. Der Verein wiederum hat seine Fähigkeiten erkannt und den jungen Mann gefördert. Sich gar dafür stark gemacht, dass er eine Fahrerlaubnis ablegen konnte, die ihm bis dahin ausgeredet worden ist. "Thomas ist bei uns in der Geschäftsstelle tätig und zugleich Jugendwart. Er kümmert sich um die komplette Büroarbeit und ist ein wahrer Computerspezialist", sagt Wolfgang Schlegelmilch. Der Vereinspräsident betont ausdrücklich, welch hohe Wertschätzung und Anerkennung Thomas Wiener genießt. Deshalb gab es gar keine Fragen, dass der TSV sofort Hilfe koordinierte. Gleich am Montag ist der erste Einsatz über den Verein am Brandhaus erfolgt, der nächste große am Freitag vor einer Woche. Gemeinsam mit Bauhofmitarbeitern haben die Mitglieder beim Entrümpeln mit angepackt. Ein großer Müllberg ist getrennt und in der Müllverbrennungsanlage entsorgt worden. Für die aufkommenden Kosten ist der Verein in die Bresche gesprungen und hat darüber hinaus einen Hilfsfonds für Familie Wiener eingerichtet.

Spende-Möglichkeiten

"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", ist Thomas Wiener von der großen Solidarität seiner Sportsfreunde gerührt, die er und seine Mutter Heidrun auch seitens der Familie erfahren. Während sie nachts nicht mehr schlafen kann und bei jeder aufheulenden Sirene die schrecklichen Erinnerungen wieder vor Augen hat, teilt sie mit ihrem Sohn einen sehnlichsten Wunsch. Das Haus soll wieder bewohnbar werden. Auch dafür hat der TSV in verschiedener Form seine Unterstützung zugesichert. "Wir haben Mitglieder, die selbst in der Baubranche tätig sind oder eigene Firmen führen, die spontan Hilfe angeboten haben", so der Vereinspräsident weiter. "Mit Manpower wollen wir Thomas und seiner Familie weiter zur Seite stehen und mit finanzieller Unterstützung. Deshalb ging ein Aufruf an alle Vereinsmitglieder, Freunde und Partner des Vereins, auf das Sonderkonto bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse zu spenden:

"TSV Hilft!", IBAN: DE77 8405 0000 1710 0057 22

Auch "Freies Wort hilft" nimmt Spenden für Familie Wiener entgegen. Kontoverbindung: Rhön-Rennsteig-Sparkasse, IBAN: DE39 8405 0000 1705 0170 17.

Bitte den Verwendungszweck "Wiener" angeben.

Jeder Euro kommt direkt bei den Betroffenen an. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

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