Suhl – Eigentlich wollte Herbert Mesch die Schreiberei aufgeben. Nach „Suhl – Diamant in Thüringens Bergen“, seinem im Oktober 2006 erschienenen dreizehnten Buch, sollte ein für allemal Schluss damit sein. Der Vorsatz hielt keine drei Monate. Am 23. Dezember 2006, bei einer Wanderung mit Ehefrau Karin zur Döllberghütte, wurde er von einer Minute auf die andere über den Haufen geworfen. Zu viele Ideen und zu viele interessante Geschichten hatten sich angestaut. „Die konnte ich dann doch nicht einfach
ad acta legen“, sagt Mesch. „Und ohne die Schreiberei, da wäre mir der Winter viel zu lang geworden. Man soll eben doch niemals nie sagen.“

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Immer noch den Kopf voller Flausen

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Also kramte der 72-jährige in seinem Arbeitszimmer wieder einmal den Fotoapparat, das Diktiergerät und den Notizblock hervor, um jene Menschen und Orte zu besuchen, die ihm für ein weiteres Buch wichtig waren. Seine Krankheit, den Prostatakrebs, die er nie verleugnet hat und zum Thema seines 2004 erschienenen Buches „Krebs – und ich lebe“ machte, erwies sich nicht als Hinderungsgrund. Die Flausen im Kopf, die Kreativität, den Elan und die Freude am Umgang mit Menschen und am Schreiben habe sie ihm nicht nehmen können, sagt Mesch mit einem liebevollen Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers über die Stadt und auf Domberg. Hier, in seinem Wohnblock in der Aue II, verfasst der gebürtige Eisfelder am Computer seine Bücher, setzt Fotos und Texte zusammen und bringt alles in eine druckreife Form. Vor dem Gang zum Verlag liest Ehefrau Karin noch einmal Korrektur. „Sie ist mir eine sehr große Hilfe, hat schon so manchen Fehler entdeckt, der mir durchgegangen wäre“, sagt der Autor. Besonders stolz ist Mesch darauf, dass auch sein neues Buch wieder ohne fremde Hilfe auf die Welt gekommen ist. „Wenn man bettelnd kein Geld eintreiben muss, hat man auch keinerlei Verpflichtungen“, sagt er. Dass der „Diamant“ als Vorgängerbuch nahezu in kompletter Auflage verkauft ist, erwies sich dabei als günstige Voraussetzung.

Jetzt also soll der nächste Edelstein geschliffen werden. „Suhl – Rubin im Grün der Wälder“ hat Herbert Mesch dem Nachfolger des „Diamanten“, dem es sich nahtlos anschließt, als Titel gegeben. Wieder hat es Erzählungen, Geschichten, Anekdoten von und über Suhler Menschen zum Inhalt. Doch das neue Buch beschränkt sich nicht mehr ausschließlich auf das Suhler Stadtgebiet, sondern reicht darüber hinaus in die Ortsteile und die nähere Umgebung.

So tanzte Mesch bei der Walpurgisnacht in Zella-Mehlis mit den Hexen, ergründete bei einem Besuch der Berghütte „Geisenhimmel“ in Benshausen deren Namensursprung, feierte beim Adlersbergfest oder kostete beim Osterspaziergang in Vesser das Osterwasser. Geschichten über den Tierpark, das neue Fahrzeugmuseum, den Flugplatz Goldlauter, das Schießsportzentrum und Suhler Kleingärtner bringen dem Leser die von Mesch lieb gewonnene Stadt nahe. Auch Porträts von Menschen, die der Autor aus vielerlei Gründen für interessant und repräsentativ hielt, fehlen nicht. Ob Geschäftsleute wie Claus Gebhardt oder Rolf Wagner, Kulturschaffende wie Christian Lusky, Heimatforscher wie Gerd Manig, Hüttenmusikanten wie die „Male“ Gerhard Kummer, Wanderfreunde wie Jürgen Merkel oder Hüttenwirt Werner Triebel – den „Geber“ – hat Mesch besucht und erzählen lassen. Bekanntes, aber manchmal auch Unerwartetes erfährt der Leser dabei in unterhaltsamer Form.

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„Rubin“ weckt
Erinnerungen

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Schlaglichtartig beleuchtet Mesch die Gastronomie im einstigen Gewerkschaftshaus, an die viele ältere Suhler noch Erinnerungen haben. In Gesprächen mit dem Personal leben die Zeiten der HO-Gaststätte gehobenen Niveaus und manch fast vergessene Anekdote wieder auf. Nicht immer wollten die Gesprächspartner genannt werden, manchmal gab es Absagen. „Aber die meisten, die ich haben wollte, hab‘ ich auch gekriegt“, sagt Mesch. Und noch mehr. Denn während der „Rubin“ dieser Tage in den Druck geht, sammelt sich schon wieder neues Material auf seinem Schreibtisch.

Wie war das? Sag niemals nie... „Solange es gesundheitlich geht, werde ich weiterschreiben“, kündigt Mesch deshalb schon jetzt an. Doch erst einmal kommt am 19. Februar das 124-seitige Buch „Suhl – Rubin im Grün der Wälder“ zur Premiere. Um 19 Uhr sind dazu schon jetzt alle Suhler in die Stadtbücherei eingeladen.