Suhl - Beim täglichen Wälzen der Archivunterlagen von Freies Wort lässt sich die rasante Entwicklung in der Wendezeit des Jahres 1989 nachvollziehen. Bereits in der Nacht vom 4. auf den 5. Dezember haben Suhler Bürger die mögliche Vernichtung von Beweismaterial verhindert. Gegen 21 Uhr hatten sie sich zu einem Protestmarsch formiert und sich von der Stadthalle aus zum Gebäudekomplex des Bezirksamtes auf den Weg gemacht. Dort forderten Tausende zunächst vergeblich Einlass in die Räume der Einrichtung. Die aufgebrachten Demonstranten riefen "Wir sind das Volk", "Öfen aus - Akten raus" und "Stasi in den Tagebau". "Erst nach zähen, etwa eineinhalbstündigen Verhandlungen, war die Leitung des Bezirksamtes zu einem Kompromiss bereit: Zehn Vertreter des Neuen Forums, fünf Bürger und zwei Journalisten erhielten erst nach ihren Hinweisen auf die Forderungen von Rechtsanwalt Gysi und Markus Wolf nach Wahrnehmungen von Kontrollaufgaben durch die Bürgerkomitees und nach gemeinsamer Sicherung von Beweismaterial Zutritt", hieß es in der Tageszeitung.