Wie beim Auerhahn
Hagen Dargel, Leiter des Forstamtes Frauenwald, hatte am Mittwoch noch keine Kenntnis von einem aggressiven Fuchs in Schmiedefeld. Die Angst vieler Schmiedefelder, dass das Tier an Tollwut erkrankt sein könnte, will er prinzipiell nehmen. "Tollwut gibt es bei uns schon seit vielen Jahren nicht mehr. Aufgrund der großen Impfaktionen über lange Zeiträume ist die Krankheit eigentlich ausgestorben", sagt er. Auf einen möglichen Grund für das auffällige Verhalten des Tieres angesprochen, erinnert sich Hagen Dargel an einen Fall nahe Neustadt am Rennsteig, bei dem vor einigen Jahren ein Auerhahn ebenfalls aggressiv und ausdauernd auf einen Wanderer losgegangen ist. Der Wanderer hatte sich mit einem Knüppel gewehrt und das Tier schlussendlich in Notwehr erschlagen.
Viele mögliche Gründe
"Jetzt ist die sogenannte Ranzzeit, also die Paarungszeit der Tiere. Man nahm damals an, dass das auch der Grund für das aufdringliche Verhalten des Auerhahnes war. Auch bei dem Fuchs in Schmiedefeld könnte das ein Grund sein", nennt der Forstamtsleiter eine mögliche Erklärung, betont jedoch, dass es nur eine Mutmaßung sei. In jedem Fall, so Hagen Dargel, müsse das Tier schnellstmöglich entnommen werden. "Da muss der zuständige Jäger handeln. Denn offensichtlich sucht das Tier immer wieder Kontakt. Das ist ein Sicherheitsrisiko", sagt er.
Normalerweise sind Füchse sehr scheu und meiden den Menschen, weiß auch Regina Urbatschek vom Tierschutzverein Ilmenau und Umgebung auf Nachfrage zu berichten. "Wenn so etwas vorfällt, ist es schon bedenklich", fügt sie hinzu. Regina Urbatschek will den Teufel keinesfalls an die Wand malen, sagt aber nach Schilderung der Vorfälle: "Auch wenn Tollwut lange als ausgestorben gilt, sicher wissen kann man es nie." Was sie noch als möglichen Grund für das Verhalten des Tieres anspricht, sei eine Erkrankung des Hirns. "Das kennen wir aus eigener Erfahrung von einem Hund. Das Tier hatte einen Tumor, der aufs Hirn gedrückt und den Hund total im Wesen verändert hat. Wir mussten ihn dann einschläfern lassen", sagt sie.
Martin Leffler, stellvertretender Amtsleiter des Veterinäramtes des Ilm-Kreises, zu dem Schmiedefeld bis zum 1. Januar gehörte, sagt auf Nachfrage zur Tollwut-Situation im Kreis: "Seit 2008 ist Deutschland offiziell tollwutfrei. Schon davor gab es seit Jahren keine Vorfälle mehr, auch nicht im Ilm-Kreis. Regelmäßig werden Füchse im Ilm-Kreis untersucht: Vier Füchse pro 100 Quadratkilometer, das macht 20 im Jahr. Das aktive Monitoring wird von den Jägern unterstützt. Bisher wurden keine tollwütigen Tiere gefunden."
Er rät, dass ein Mensch, der von einem Fuchs oder einem anderen verhaltensauffälligen Tier gebissen wird, umgehend zum Arzt gehen sollte. "Gut ist es auch, das Tier auf seinen Impfstatus prüfen zu können, wenn möglich. Außerdem sollten vor allem verhaltensauffällige Wildtiere stets dem Jäger bzw. dem Veterinäramt gemeldet werden. Über illegale Tier-Einfuhren kann nie ganz sichergestellt werden, ob Tiere einen entsprechenden Impfstatus haben. Viele Länder in Europa sind auch noch nicht tollwutfrei, und Tiere machen keinen Halt an Grenzen", so der stellvertretende Amtsveterinär.
Auch bei der Stadt Suhl wusste man am Mittwoch noch nichts von den Vorfällen. "Wir sind wirklich erschrocken, nehmen das sehr ernst und werden uns selbstverständlich sofort darum kümmern", so Sprecherin Ingrid Pabst auch im Namen des städtischen Ordnungsamtes. Jedoch, fügt sie hinzu, sei es wichtig, dass Betroffene bei solchen Fällen die Polizei, Bürgerberatung oder das Ordnungsamt informieren. "Denn nur wenn wir Kenntnis haben, können wir auch handeln", appelliert Ingrid Pabst. Das Ordnungsamt werde sich nun des Fuchs-Themas annehmen, sichert sie zu.