Sonneberg Wo bleiben die Ergebnisse des Massenabstrichs?

Infektionszahlen im Landkreis Stand Sonntag. Foto: Landratsamt

Sonneberg bleibt trotz rückläufiger Tendenz Corona-Hotspot. Derweil sind die Auswertungen des Tests von 600 medizinischen Mitarbeitern seit Wochen überfällig.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sonneberg - Seit Wochen hält sich Sonneberg im Ranking der Corona-Hotspots von Bund und Land. Auch wenn die Inzidenz, der Wert der Infizierten, hochgerechnet auf eine Einwohnerzahl von 100.000 seit dem Wochenende mit 39 knapp unter der 50er-Marke liegt, bei der strengere Maßnahmen durch Bund und Land möglich sind, bezeichnet das Landratsamt die Situation als angespannt.

Corona-Zahlen

Stand Sonntag, 12 Uhr

Infektionen gesamt: 210

Genesene: 102

Verstorbene: 14

aktuell positive Fälle: 94

Inzidenz: 39,4

Infektionen nach Orten

Stand Sonntag, 12 Uhr

Sonneberg 114

(4. Mai: 76, 18. Mai: 104)

Föritztal 30

(4. Mai: 20, 18. Mai: 30)

Frankenblick: 25

(4. Mai: 9, 18. Mai: 19)

Steinach: 13

(4. Mai: 7, 18. Mai: 11)

Neuhaus am Rennweg: 11

(4. Mai: 6, 18. Mai: 9)

Schalkau: 9

(4. Mai: 5, 18. Mai: 7)

Lauscha: 7

(4. Mai: 4, 18. Mai: 7)

Goldisthal: 0

(4. Mai: 0, 18. Mai: 0)

Kritik an "Lockerungen"

Landrat Hans-Peter Schmitz wie Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt weisen mit Bezug auf die durch den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) angekündigten "Lockerungen" auf die besondere Situation in der Region Sonneberg-Coburg hin. Schmitz kennzeichnete den Raum als "besonders betroffene Region" und fordert ein gemeinsames Handeln. Derweil kritisiert er den Rückzug des Freistaats aus seiner Verantwortung: "Die bisherige Gesamtverantwortung des Freistaates für die Fortentwicklung der erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus in dieser besonderen Situation auf die Landkreise und kreisfreien Städte zu übertragen, halte ich abschließend nicht für zielführend." Kreisstadtbürgermeister Voigt hält es für widersinnig, eine Region in dieser Situation zu trennen. Während viele Teile Thüringens längst ohne Neuinfektionen seien, teilten Sonneberg wie Coburg nach wie vor hohe Zahlen bei der Infektion. "Wo kein Corona ist, muss ich auch nicht handeln", sagt Voigt. Allerdings hätten gerade jüngste Beispiele gezeigt, dass bei nachlassenden Eindämmungsmaßnahmen sehr schnell wieder die Infektionszahlen nach oben gehen würden. ts

Die Dramatik während des nun zu Ende gehenden Monats zeichnete sich bereits vor knapp vier Wochen ab. Nachdem am 6. Mai das Landratsamt den siebten Todesfall im Zusammenhang vom dem Covid-19-Virus zu vermelden hatte und die Zahl der Infizierten sich deutlich über der 100er-Marke bewegte, ordnete die Gesundheitsbehörde im Sonneberger Krankenhaus einen Abstrich bei 150 Klinikmitarbeitern an. Dann folgten weitere Infektionsmeldungen aus Senioreneinrichtungen vorlagen, erließ der Krisenstab einen Aufnahmestopp für das Krankenhaus und verfügte einen Massenabstrich bei 600 Beschäftigten medizinischer Einrichtungen in der Kreisstadt. Dies schließt auch die Mitarbeiter von Rettungsdienst, Medizinischen Versorgungszentren und Servicedienstleistern ein. Am 14. Mai kommunizierte das Landratsamt, dass mittlerweile von 150 Abstrichen, die Ergebnisse vorlägen, alle negativ. Zugleich hieß es, dass mit allen Ergebnissen "in den nächsten Tagen" zu rechnen sei Anfang vergangener Woche hieß es aus der Sonneberger Behörde, dass man sich äußern wolle, wenn alle Ergebnisse vorlägen. Während die ausbleibenden Zahlen auf der Straße und in sozialen Medien heftig diskutiert wurden, kommunizierte erste Auswertungen die Geschäftsführung des Klinikverbundes Regiomed während einer Telefonkonferenz. Demnach lagen für zwei Drittel der Abstriche bereits Ergebnisse vor. Unter den Sonneberger Klinikmitarbeitern ergab der Massenabstrich lediglich drei Neuinfektionen, während unter den Mitarbeitern der MVZ und des Rettungsdienstes keinerlei positive Befunde vorlägen. Offen war Mitte vergangener Woche jedoch noch das Abstrich-Ergebnis der Servicemitarbeiter. Zum Stand Ende vergangener Woche wiederum verwies das Landratsamt erneut auf die noch ausstehenden Ergebnisse.

Derweil häufen sich in der öffentlichen Debatte die Zweifel an der Belastbarkeit des Abstrichs. Dessen Auswertung zieht sich nun bereits mehr als zwei Wochen hin, länger als die Inkubationszeit des Virus. Was, wenn sich negativ getestete Klinikmitarbeiter in der Zwischenzeit angesteckt haben? Das Problem sei bekannt, erklärt auf Nachfrage dieser Zeitung Regiomed-Sprecherin Anna Schaller: "Wir haben deshalb in der Zwischenzeit einen zweiten Test angeordnet."

Behörden-Jein

In den vergangenen Wochen stiegen die Zahl der Infizierten und der Inzidenz, Sonneberg rückte zeitweilig an die bundesweite Corona-Spitze. "Wer viel testet hat auch mehr Infizierte", erklärte Vizelandrat Jürgen Köpper, der dem Krisenstab des Landkreises vorsteht, gegenüber dieser Zeitung. Hängen die höheren Landkreis-Zahlen auch mit den Tests zusammen? Aus der Behörde kommt dazu eher ein "Jein". Die Zahlen fließen ein, bestätigt Behördensprecher Michael Volk, aber eben bezogen auf den Wohnort des positiv getesteten. Mithin bedeutet dies, dass Beschäftigte am Sonneberger Krankenhaus, die im Landkreis Coburg wohnen, natürlich in die Statistik des Nachbarlandkreises einfließen.

Welche Rolle die Zahlen aus dem getesteten Personenkreis für das Infektionsgeschehen spielen? Schwierig. Seit das Landratsamt Anfang des Monats während der Kreistagssitzung erstmals Zahlen für die einzelnen Städte und Gemeinden vorstellte, zeigte sich zwar eine Konzentration der Infektionen in der Kreisstadt, aber mit Ausnahme von Goldisthal blieb keine Kommune frei von Covid-19-Fällen. Eine Woche später wiesen alle Kommunen, wiederum ausgenommen Goldisthal, erneut Steigerungen auf. Und aktuell hat sich das Bild kaum verändert, allerdings stagnieren die jeweiligen Infektionszahlen neben Goldisthal, wo es laut Statistik Stand Sonntag keine Covid-19-Fälle gibt, auch in Föritztal und Lauscha die Zahlen.

Soweit die aktuellen Zahlen. Auf eine Nachfrage am Montagnachmittag räumte Behördensprecher Volk ein, dass nach wie vor einzelne Ergebnisse des Massenabstrichs ausstehen würden. "Wir wissen von positiv Getesteten im einstelligen Bereich", so der Landkreismitarbeiter. Entscheidend sei die Kapazität. Beauftragt mit der Auswertung seien insgesamt drei Labore. "Wir wissen nicht, welches Labor konkret mit der Auswertung beschäftigt ist", bemerkt Volk. Da diese Einrichtungen teilweise sehr ausgelastet seien, würden Proben auch zu anderen Einrichtungen weitergeschickt. Wieviele Test ausgewertet sind? Derzeit sei dies unklar, aber in der vergangene Woche habe man etwa zwei Drittel ausgewertet. Die Frage nach den Ergebnissen des Massenabstrichs blieb am Montagnachmittag unbeantwortet. Aktuell werden Klinikmitarbeiter in Hildburghausen, wo es über das Wochenende einen größeren Anstieg der Infektionsfälle gab, getestet. Seitens des Hildburghäuser Landratsamtes hieß es, mit den ersten Ergebnissen des neuen Massentests sei im Laufe der Woche zu rechnen... ts

Autor

Bilder