Steinheid Umsatteln im Ehrenamt: Von der Feuerwehr zur Bergwacht

Louisa Krüger
Von der Jugendfeuerwehr zur Wasserwacht und schließlich bei der Bergwacht angekommen: Sebastian Kirchner aus Steinheid hat einige Ämter inne. Foto: Kirchner

Ehrenamtlich aktiv, das ist Sebastian Kirchner über die Hälfte seines Lebens. Doch erst mit 22 Jahren hat er den Weg zur Bergwacht gefunden. Man lernt eben nie aus.

 
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Steinheid - Im Februar 1998 fiel der Startschuss für den damals zwölfjährigen Sebastian, der seit der Grundschule zur Jugendfeuerwehr gehörte. Durch seinen Vater kam er zur Wasserwacht in Neuhaus am Rennweg und wurde spielerisch mit den Aufgaben eines Notfallhelfers vertraut gemacht.

Helfer-Porträts

Dass der Quereinstieg ins Ehrenamt funktionieren kann, sollen die Geschichten von zehn Frauen und Männern aus dem Landkreis zeigen, die "erst" im Erwachsenenalter den Weg zu DRK, Bergwacht, Feuerwehr oder THW gegangen sind. Was sie dazu motivierte? Wie sich der Alltag für sie mit dem Ehrenamt gestaltet? Warum sie nicht mehr ohne können? Das und mehr erzählen die insgesamt zehn Kameraden nun nacheinander in loser Folge innerhalb der Serie "Quereinstieg ins Ehrenamt" in Freies Wort .

"Anderen Menschen helfen", das wollte er, früher wie heute. Vom Bergwachtleiter wurde er 2008 angesprochen - sein Interesse war geweckt, sodass er Mitte des Jahres beitrat. Seither folgten zahlreiche Aus- und Weiterbildungen innerhalb der Bergwacht, wie etwa zum Einsatzleiter oder zur Seilbahnrettung.

Heute - 20 Jahre nach seinem Eintritt in das Rettungswesen - ist er Vorsitzender des Fördervereins Bergrettung Scheibe-Alsbach, der 2014 gegründet wurde. Auch die Eltern sind Mitglieder.

Mit dem Abrufen des notwendigen Wissens hat Sebastian also keine Probleme, das sitzt. Ein wahrer Alleskönner ist er, könnte man meinen. Handwerklich gut aufgestellt zu sein, ist essenziell, aber selbst den sehr gut ausgebildeten Rettern begegnen ungeahnte Aufgaben. In manchen Situationen stellt sich trotzdem keine Routine ein, besonders dann nicht, wenn es um Menschenleben geht. Am meisten bewegt habe Kirchner eine Vermisstensuche Anfang Februar vergangenen Jahres in Neufang. Die gesuchte Person wurde lebend nach fast zwei Tagen gefunden, überlebte aber trotz Reanimation vor Ort nicht. Diese Momente prägen. Umso wichtiger ist es, dass es Leute gibt, die sich dieser Aufgabe annehmen. "Wenn sich keiner mehr ehrenamtlich engagiert, ist die Hilfe in der Not in Gefahr", appelliert der 32-Jährige.

Mehrere Titel hat der Steinheider inne: Sanitäter, Feuerwehr-Truppmann, Maschinist, Rettungsschwimmer, Einsatzleiter und vor allem eines - Familienvater. Wie lässt sich das miteinander vereinen? Der junge Mann wird von Frau und Familie sehr unterstützt und weiß dies zu schätzen. "Beim ersten Schneemann, den unser Sohn mit uns bauen wollte, konnte ich leider nicht mit dabei sein, da wurde ich zu einem Einsatz gerufen", verrät Kirchner.

Als Ehemann, Vater eines dreijährigen Sohnes und mit seiner Arbeit als Produktmanager ist er freilich eingespannt. Trotzdem sieht er seine Aufgabe darin, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Das hat sich seit Kindheitstagen nicht geändert. Was man für das Ehrenamt in Bergwacht und Co. mitbringen muss? Den Willen, anderen zu helfen und einen Sinn für Gemeinschaft, so der Steinheider. Auch körperlich belastbar sollte man sein. Durch die langjährige Arbeit in der Bergwacht sind feste Freundschaften entstanden, man steht füreinander ein. "Wenn es sich anbietet, kann ich meinen Sohn mittlerweile aber auch mal zu Ausbildungen mitnehmen, er ist immer ganz begeistert", sagt Kirchner stolz.

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