EFFELDER – Hier lebte nämlich die vom Dichter einst umschwärmte Pfarrerstochter Friederike Heim (1790 – 1867).

Rückert-Biograph Helmut Prang (1910 – 1982) beschreibt die Begegnungen des jungen Dichters mit der attrakiven Pfarrerstochter mit folgenden Sätzen: „Von Hildburghausen aus führte Rückerts Weg über Eisfeld und Schalkau nach Effelder, wo er im Hause des Pfarrers Friedrich Heim einkehrte, eines damals 62jährigen Mannes, für dessen 23jährige Tochter Friederike sich der Dichter lebhaft interessierte. Sie scheint Anmut mit Geist, freundliches Wesen und gute Bildung in sich vereinigt zu haben, so dass Rückert von ihrer Erscheinung wie von ihrer Wesensart offenbar beeindruckt war, wie vor allem aus späteren Gedichten, den Heimwehliedern (an Friederike), hervorgeht. Die 1813 angebahnte Freundschaft mit Friederike Heim hat den Dichter noch einige Zeit beschäftigt, erfuhr aber bald eine Trübung durch Rückerts Verschulden, als er Verse an die Verehrte drucken ließ.“ Friederike Heim sollte dem von ihr verschmähten Dichter übrigens fast genau 30 Jahre später wieder über den Weg laufen, nämlich im Herbst 1845 als Angetraute des hohen Berliner Verwaltungsbeamten Georg Wilhelm Keßler (1782 – 1846). Rückert besuchte sie sogar einmal und bemerkte gegenüber seiner Frau Luise geb. Wiethaus-Fischer (1797 – 1857) nicht wenig desillusioniert: „Kesslers hab’ ich einmal auf eine halbe Stunde besucht. (...) Sie sind übermäßig glänzend eingerichtet, und sie scheint mir nun wirklich, was ich (...) nicht glauben wollte, hoffärtig (...).“

Die an diese Begebenheiten erinnernde Gedenkstätte im Effelder Rathaus war für die Rückert-Gesellschaft der Anlass, ihre Jahresmitgliederversammlung hier abzuhalten. Die Gesellschaft, die in Schweinfurt ihren Sitz hat, zählt 250 Mitglieder aus 16 Ländern, u.a. auch aus Ägypten, China, Indonesien, Jordanien, Usbekistan und Venezuela. Bürgermeister Jost Morgenroth von der gastgebenden Gemeinde, die übrigens auch Mitglied der Dichtervereingiung ist, führte im Anschluss an die Versammlung die teils von weit her angeriesten Gäste durch die Gedenkstätte und den sommerlich herausgeputzten Ort, der so manchem nicht ganz unbekannt war: Hatten doch bereits zwei der gemeinsam mit den Naturfreunden ausgerichteten Rückert-Wanderungen auf den Spuren von Friedrich Rückert und Friederike Heim unter die denkwürdige, heuer 300-jährige, Effelder Tanzlinde geführt. R. KREUTNER