Fast die Hälfte geschafft
Gemeint ist damit, die gesetzte Vorgabe von 5000 Euro zu knacken. Denn das war die Grundidee. "Wenn jedes Mitglied der Facebook-Gruppe nur einen Euro spendet, haben wir schon fast 5000 Euro beisammen", erklärt Schindhelm. Aus der fixen Idee am Anfang hat sich allmählich ein richtiger Hype entwickelt. Jeden Tag kommen neue Leute auf sie zu. Alle wollen sie die Aktion für kranke Kinder unterstützen. "Sie rennen uns alles ein", sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
Derzeit sind 2260 Euro auf dem Konto verbucht. Doch ist das noch nicht alles. Schließlich haben sich auch noch andere Helfer gefunden, die eine der Spendenboxen bei sich aufgestellt haben. Die erste fand in der Sonneberger Blumenwerkstatt von Sindy Bürger ihren Platz. Dass sie sich daran beteiligt, stand außer Frage. "Erstens, weil es für Kinder ist und zweitens, weil gerade für kranke Kinder recht wenig getan wird", erklärt die Floristin.
Doch das allererste Geld, das in einer der Boxen landete, kam aus dem Rathaus. Und das sollte auch so sein: "Dass wir die ersten Euros von der Stadt bekommen, war mir einfach wichtig", sagt Schindhelm. Schließlich liege es ja in der Tradition der Spielzeugstadt, Kindern eine Freude zu machen.
Zwölf Boxen sind nun schon länger im Umlauf. 24 weitere Anmeldung sind in der Zwischenzeit noch bei Schindhelm eingegangen. "Diesmal haben wir gleich mehr bestellt", lacht sie. Wohlwissend, dass das Interesse noch weiter steigen wird. Doch wo kommen die Boxen eigentlich her? Und was ist, wenn sie bis zum Rand gefüllt sind? Als klar war, dass die Sonneberger sammeln wollen, hat sich Sven Suffa ans Hospiz gewandt - ganz nach dem Motto "Wir wollen helfen, wir brauchen Boxen".
Von da an hat es gut eine Woche gedauert, bis rechtliche Dinge geklärt, die Boxen da und an alle verteilt waren. Wenn sie dann nach einer Zeit voll sind, gehen sie ans Hospiz zurück. Möchte derjenige die Aktion weiterhin unterstützen, bekommt er eine neue zugewiesen.
Die Boxen sind überall in der Stadt verteilt. Von Imbiss und Fußpflege über Kfz-Werkstatt und Arztpraxis bis hin zum Bekleidungsgeschäft. Es geht durch alle Schichten. Und das ist gerade das Gute. Denn so werden besonders viele Menschen darauf aufmerksam. Sowohl jene, die spenden möchten als auch jene, die bei sich eine Box aufstellen wollen. Getreu dem Prinzip "Wenn ihr mitmacht, wollen wir auch".
Flohmarkt in Planung
Natürlich gebe es auch viele, die helfen wollen, aber finanziell nicht können, erzählt Birgit Schindhelm. So etwa Isa Glaser. Sie verteilt unter anderem die Boxen und sorgt neben Schindhelm und Suffa dafür, dass die Aktion läuft. Auch eine Häkelgruppe hat sich gemeldet. Sie sind auf die Idee gekommen, Trösterchen für die Kinder und Jugendlichen anzufertigen. Doch aus Hygiene- und Ansteckungsgründen können die kleinen Häkelpuppen nicht direkt vor Ort Trost spenden.
So kam man darauf, einen Flohmarkt zu organisieren, wo sie zusammen mit anderen Sachen verkauft werden sollen. Der gesamte Erlös kommt dann dem Hospiz zugute. Der DRK-Kreisverband Sonneberg hat dafür bereits seine Hilfe angeboten, indem er Räumlichkeiten zur Verfügung stellen möchte.
"Außergewöhnlich schön"
Die Aktion nimmt immer größere Ausmaße an und vernetzt sich immer weiter. So beteiligt sich etwa ein Secondhandladen im Landkreis Coburg an "Sonnenschein, Sonneberg hilft!". Das "Mamamia" in Sonnefeld hat unter anderem in einer Woche zehn Prozent des Umsatzes für das Hospiz bereitgestellt. Zudem steht dort statt einer Box ein Spendenkoffer bereit.
Aus praktischen und Sicherheitsgründen, wie Birgit Schindhelm erklärt. Auch die Kuckucke hatten in der Faschingszeit stets einen dabei. Matthias Bernhardt, Veranstalter von Flohmärkten in der Region, sammelt in einem dritten Koffer für die Kinder im Hospiz.
Doch nicht nur in Bayern wird gespendet, auch in Sachsen. Sandra Pahlitzsch betreibt für die Stadt Borna eine ähnliche Seite wie ihre Freundin Birgit Schindhelm für Sonneberg, auf der sie auf die Sonnenschein-Aktion hinweist. "Und schon als wir selbst noch nicht so richtig daran geglaubt haben, haben bereits etliche Leute gesagt 'Wir machen mit'", freut sich Schindhelm und zählt den Sonneberger Handballverein, die Gemeinde Frankenblick sowie den FC Blau-Weiß Schalkau auf. Sie alle haben auf ihren Seiten im Netz aufgerufen zu spenden.
Auch Stephan Masch zeigt sich von so viel Engagement begeistert: "Das ist bewundernswert, außergewöhnlich schön", sagt der Sprecher des gemeinnützigen Trägervereins des Hospizes. "Dass sich eine ganze Kommune stark macht, hat es so in den letzten zehn Jahren noch nicht gegeben", teilt er dankend mit.
Für Birgit Schindhelm ist es besonders schön zu sehen, dass sich die Menschen in der Stadt zusammentun und für eine gute Sache helfen. "Es zeigt doch, dass wir zusammenhalten können, wenn's drauf ankommt." Welche Ausmaße es noch annehmen wird? Das weiß sie nicht. Fest steht aber, dass bei der Aktion noch lange kein Ende in Sicht ist.
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www.kinderhospiz-mitteldeutschland.de
Zum Hospiz und zum Hintergrund der Spendenaktion:
Sich starkmachen für Kinder, die an einer tödlichen Krankheit leiden, für eine ambulante und stationäre Kinderhospizarbeit in der Mitte Deutschlands. Das hat sich eine Interessengemeinschaft 2002 zum Ziel gesetzt. 2005 gründete sich daraus der Förderverein "Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland e. V.", später dann der gemeinnützige Trägerverein des ambulanten Thüringer Kinderhospizdienstes und des stationären Kinder- und Jugendhospizes in Tambach-Dietharz.
2011 wurde die stationäre Einrichtung eröffnet. Bis zu zwölf Familien finden dort zeitgleich einen Platz für sogenannte Entlastungsaufenthalte. Eine Art Pause vom Alltag für die Angehörigen zur Erholung und um Kraft zu tanken. Bis heute nutzten über 500 Familien aus ganz Deutschland das Hilfsangebot. Derzeit sind 35 Mitarbeiter beschäftigt.
Das Hospiz finanziert sich zu etwa 60 Prozent aus Spenden. Das entspricht pro Jahr etwa einem Bedarf von mindestens 850 000 Euro.
Das Hospiz hatte vergangenes Jahr für die Erweiterung der Einrichtung - es wird von einer Investitionshöhe von 750 000 Euro ausgegangen - um Unterstützung vom Land gebeten. Die Antwort von Thüringens Sozialministerin Heike Werner: "Ich bedaure, Ihnen im Moment keine andere Mitteilung machen zu können, aber die Haushaltssituation lässt hier keine Spielräume zu." Während die Förderung von Krankenhäusern bundesrechtlich geregelt sei, bleiben Hospize außen vor.