Sonneberg/Neuhaus Silbernes Retter-Jubiläum inklusive

Jens Dietzel ist neben der Freiwilligen Feuerwehr im Sonneberger Stadtteil Haselbach seit 20 Jahren auch im Technischen Hilfswerk aktiv. Foto: Carl-Heinz Zitzmann

Hilfsorganisationen im Kreis leiden seit Jahren unter Einsatzkräftemangel. Allein auf den Nachwuchs können Feuerwehrler und Co. nicht mehr bauen. Quereinsteiger müssen her. Einige gibt es schon. So etwa Jens Dietzel.

 
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Effelder/Haselbach/Sonneberg - Jens Dietzel ist Retter aus Berufung, Aber: "Familie ist wichtig", möchte der 46-Jährige betont wissen. "Meine Frau kennt mich auch gar nicht anders." Er kann sich noch an jene Feier auf dem Schlossberg erinnern, auf der er mit seiner Freundin war. "Dann meldete sich mein Pieper und ich konnte zu ihr nur noch sagen: Fahr mich mal nach Sonneberg, ich muss zu einem Einsatz." Das war 2008, als Dietzel zu einem Flugzeugabsturz bei Rudolstadt gerufen wurde. Auf den Rückhalt seiner Familie - er ist verheiratet und hat zwei Töchter, neun und 15 Jahre alt - kann er zählen. Ohne dem ginge es gar nicht. Der gebürtige Hasenthaler blickt mittlerweile auf über zwei Jahrzehnte Retter-Biografie zurück - 25 Jahre Freiwillige Feuerwehr und 20 Jahre Technisches Hilfswerk (THW)..

Beim jüngsten Neujahrsempfang der Stadt Sonneberg erhielt er seine Auszeichnung für sein "silbernes" Feuerwehrjubiläum. Eine Urkunde für das 20-Jährige im THW gab es auch schon. "Mein Wesen ist es, anderen zu helfen", sagt er. Zunächst Mitglied in der Hasenthaler Wehr wechselte er nach deren Auflösung 2000 zu den Haselbacher Kameraden. Dort wurde er zum Gruppenführer und Atemschutzgeräteträger, in der Alarm- und Einsatzplanung ausgebildet. Seit vergangenem Jahr ist er in Haselbach stellvertretender Wehrführer. Auch nachdem er - der Liebe wegen, wie er sagt - nach Effelder verzogen ist, hielt er den Haselbachern die Treue. Der gelernte Gas- und Wasserinstallateur ist heute als Anlagenfahrer im Glaswerk Haselbach tätig und natürlich in der Wehr seines Arbeitsortes aktiv. Beim Sturm Kyrill im Jahr 2007 waren die Wehrmitglieder drei Tage am Stück im Einsatz. Probleme mit der Freistellung bei Einsätzen? Kein Thema bei seinem Arbeitgeber.

Und dann gibt es noch das THW. Als für Dietzel die Frage stand, ob er zum Wehrdienst geht, stand die Alternative eines Ersatzdienstes zur Debatte. "Ich wusste nicht, ob meine Arbeitsstelle noch besteht, wenn ich vom Bund zurück bin, wollte aber auch etwas sinnvolles leisten." Von der Möglichkeit, sich über sieben Jahre beim THW zu verpflichten habe er gehört und sich in Coburg beworben. Seit seiner Ausbildung 1997 ist Küntzel auch Ehrenamtler beim THW. Dieses steht in Not- und Unglücksfällen der Bevölkerung mit Technik und Know How in Deutschland und weltweit helfend zur Seite. Als Einsatzorganisation des Bundes im Bevölkerungsschutz wird das THW - wie bei der Feuerwehr - zu 99 Prozent von ehrenamtlichen Kräften getragen.

Unterschiede zwischen Feuerwehr und den blau uniformierten Kräften des Hilfswerks gibt es sehr wohl. "Bei der Feuerwehr geht es schnell, aber öfters, beim THW seltener, dafür länger", fasst Küntzel knapp den wesentlichen Unterschied zusammen. Wie lange ein Einsatz dauere, das stehe bei der Bundeseinrichtung nie gewiss fest. Da könne es schon einmal länger dauern. Die Hilfe beim Elbehochwasser im sächsischen Königstein habe er noch in Erinnerung. Aber auch in den vergangenen Jahren waren die Einsatzkräfte gefragt. 2016 hatten sie nach einem Sturm technische Hilfe geleistet, die Einsatzstelle eines Verkehrsunfalls in Bachfeld auszuleuchten, ein abgestürztes Flugzeug bei Neuhaus am Rennweg zu bergen. Vergangenes Jahr räumten die Ehrenamtler ein Schnee vom Dach eines Gebäudes in Steinheid und unterstützten die Polizei bei der Absperrung einer Veranstaltung in Themar im Nachbarlandkreis Hildburghausen.

Bei den Vielen Einsätzen - würde er aus heutiger Sicht etwas anders machen? "Nein, ich würde das jederzeit wieder so machten", meint Dietzel. Das sei doch schon bei seinem Eintritt im THW so gewesen, dem er auch nach den sieben Pflichtjahren bis heute die Treue hält. Man werde gebraucht, betont er. Indessen einfach sei es weder für Feuerwehr noch für die technischen Hilfstruppen des Bundes. "Wer engagiert sich denn schon heute noch", sagt Küntzel mit Bedauern in der Stimme. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht sei die Helferzahl beim THW rückläufig und die Zahl der Neubewerbungen gehe ebenfalls zurück. Eine Nachwuchsabteilung wie bei den Feuerwehren gebe es. Die Mitglieder freuen sich über 19 Kinder und Jugendliche, die regelmäßig zum Sonneberger THW-Stützpunkt in der Mittleren Motsch kommen. Für die Erwachsenen ist jeweils dienstags zwischen 19 und 22 Uhr Ausbildung, meist Theorie. Ums Praktische geht es jeweils am letzten Samstag im Monat zwischen 8 und 16 Uhr. Das ist, von den manchmal langwierigen Einsätzen abgesehen, ein ziemlicher Aufwand. Im Sonneberger Ortsverband sind an die 20 Mitglieder aktiv.

Das Engagement für andere möchte Dietzel aber nicht missen. Es ist längst zu einem wichtigen Teil seines Lebens geworden und das gilt auch für seine Familie.

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