Sonneberg Heimwerker nutzen Lockdown: Corona sorgt für mehr Abfall

An der Müllumladestation in Sonneberg-Köppelsdorf herrschte in der Corona-Pandemie Hochbetrieb. Im Landkreis fielen mehr Müll, mehr Grünschnitt, mehr Bauschutt und mehr Autoreifen an. Foto: lra

Corona hat zwar einige Unternehmen lahmgelegt, aber zu Hause haben die Menschen im Landkreis aufgeräumt und gewerkelt.

 
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Sonneberg - Durch die zunehmenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen nimmt der gewohnte Alltag wieder Fahrt auf. Doch in den vergangenen Monaten konzentrierte sich das Leben der meisten Menschen vor allem auf die eigenen vier Wände. Dementsprechend fiel mehr Abfall an. Dieser deutschlandweite Trend ist auch im Landkreis Sonneberg spürbar.

143 Kilogramm Hausmüll produziert jeder Thüringer im Jahr

Im Jahr 2018 (jüngste landesweite Erhebung) wurden in Thüringen rund 916 000 Tonnen Haushaltsabfälle durch die öffentlichrechtlichen Entsorgungsträger gesammelt. Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik ist damit das Abfallaufkommen gegenüber dem Jahr zuvor um rund 9000 Tonnen beziehungsweise um ein Prozent zurückgegangen.

Je Einwohner waren das im Jahr 2018 durchschnittlich 427 Kilogramm

Haushaltsabfälle, rund drei Kilogramm weniger als im Jahr zuvor.

Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr resultiert vor allem aus einer geringeren Menge bei biologisch-abbaubaren Gartenabfällen und beim Hausmüll. Das Aufkommen an Haushaltsabfällen in Thüringen setzte sich überwiegend aus Hausmüll, getrennt erfassten Wertstoffen, organischen Abfällen und Sperrmüll zusammen.

Auf den von der öffentlichen Müllabfuhr eingesammelten Hausmüll entfielen 307 Tausend Tonnen. Das waren 1,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor (2017: 312 000 Tonnen). Im Durchschnitt entspricht dies rund 143 Kilogramm je Einwohner. Das Aufkommen an Sperrmüll betrug 86 000 Tonnen (2017: 85 Tausend Tonnen).

Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Haushaltsabfälle wurden im Jahr 2018 getrennt erfasst (521 000 Tonnen). Davon waren 288 000 Tonnen Wertstoffe (wie Papier, gemischte Verpackungen, Glas) und 234 000 Tonnen organische Abfälle. Die Menge der getrennt gesammelten organischen Abfälle hat sich gegenüber dem Vorjahr um 5000 Tonnen verringert (minus 2,3 Prozent).


"So haben viele Menschen die Corona-Zwangspause dafür genutzt, Haus und Garten auf Vordermann zu bringen. Klar, dass dabei mehr Abfall als sonst anfällt und sich zu Hause staut - angefangen bei Sperrmüll, Bauabfall, Tapezier- und Farbresten bis hin zum Grünabfall", berichtet Christine Vicenty von der Abfallberatung im Landratsamt.

Das merken vor allem die Mitarbeiter der Müllumladestation in Sonneberg-Köppelsdorf, wo schon seit Wochen ein erhöhtes Anlieferaufkommen zu verzeichnen ist. "Dies stellt uns vor große Herausforderungen", so Martin Friedrich, Leiter der Müllumladestation in Sonneberg-Köppelsdorf.

Tatsächlich lässt sich feststellen, dass während der Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie im März/April und Mai im Vergleich zu 2019 mehr Abfall angefallen ist. Die Landkreisbewohner produzierten im Vergleichsmonat März 2020 43 Tonnen mehr Restmüll als im Vorjahr, im April sogar 75 Tonnen und im Monat Mai waren es immerhin 21 Tonnen. Die Anlieferungen von Kleinmengen aus Privathaushalten sind zum Vergleichszeitraum gar um 40 Prozent gestiegen.

Für die vier Mitarbeiter der Müllumladestation ist das keine leichte Aufgabe. Sie sind verantwortlich für die Annahme der Abfälle und Wertstoffe. Sie müssen blitzschnell erfassen, was die Kunden dabeihaben und entscheiden, wo und wie die Abfälle einzusortieren sind; alle organisatorischen und wirtschaftlichen Belange lösen, Fahrzeuge einweisen und zudem aufmerksam auf Gesundheit und Arbeitsschutz achten.

Durchgehend geöffnet

Der normale Betrieb muss aufrechterhalten und zusätzliche Kontroll- und Schutzmaßnahmen getroffen werden, damit das Infektionsrisiko durch das Corona-Virus für Anliefernde und Personal so gering wie möglich gehalten wird. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in der Umladehalle ist Pflicht, der Mindestabstand von 1,50 Metern zu anderen Menschen muss eingehalten werden. Vor allem in Stoßzeiten bedarf es ein hohes Maß an Übersicht, Disziplin und Souveränität.

Auch auf dem zum Gelände gehörenden Wertstoffhof herrscht geschäftiges Treiben. Während die restlichen Wertstoffhöfe und Grünabfallannahmestellen im Landkreis geschlossen hatten, war dieser durchgehend geöffnet.

Beschimpfungen

Unmengen an Altpapier, Gelben Säcken, Bauschutt, Altreifen und Grünabfällen wurden und werden täglich entsorgt. So kam es durch das erhöhte Anlieferaufkommen gelegentlich zu Staus oder Kapazitätsengpässen. Zeitweise standen die Autos Stoßstange an Stoßstange in einer langen Warteschlange. Einige Kunden reagierten mit Unmut auf die längeren Wartezeiten, teilweise mussten sich die Mitarbeiter "unqualifizierte Kommentare" anhören oder wurden sogar beschimpft, erzählt Harald Mönch, Leiter des Zentralen Wertstoffhofes. Die folgenden Zahlen machen deutlich, dass sich auch auf dem Wertstoffhof eine steigende Tendenz bei den Anlieferungen abzeichnet. Im März wurden 144 Kubikmeter Grünabfälle entsorgt, dies sind 32 Kubikmeter mehr als im Vorjahr. Im Monat April waren es sogar 120 Kubikmeter und im Mai 67 Kubikmeter mehr. Das fleißig gewerkelt wurde, zeigen die Bauschuttmengen, im April waren es 15 Tonnen und im Mai 7,5 Tonnen mehr als im Vorjahresvergleich. Überdurchschnittlich sind die Anlieferungen von Auto-Reifen ohne Felge aus Privathaushalten. 170 Stück mehr waren es im April und im Mai sogar 398 Stück, das entspricht 107 Prozent mehr als im Mai 2019. In den Monaten März bis April wurden auf der Müllumladestation 8955 Anlieferungen gezählt, im Vergleichszeitraum 2019 waren es 6937. Hier sind die gebührenfreien Anlieferungen, wie Altpapier, Gelbe Säcke, Elektronik- und Haushaltsschrott sowie Selbstanlieferungen von Sperrmüll nicht enthalten, da diese an der Eingangswaage nicht registriert werden. In den Monaten März bis Mai 2020 waren dies etwa 150 Anlieferungen wöchentlich.

Verständnis und Dank

"Für das hohe Maß an Disziplin und gegenseitigem Verständnis bedankt sich das Team der Müllumladestation bei allen Bürgerinnen und Bürgern. Der Umgang mit den vielen Einschränkungen im alltäglichen Leben ist derzeit eine neue Herausforderung und macht natürlich auch vor dem Thema Abfallwirtschaft nicht halt", so Christine Vicenty aus dem Landratsamt. Mittlerweile zweifele niemand mehr daran, dass die Abfallwirtschaft systemrelevant ist und bleiben wird.

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