Denn darauf kommt es im Ernstfall an. Wie etwa beim Hochwasser in Sachsen-Anhalt 2013, beim Dachstuhlbrand in der Rathenaustraße Ende Februar 2016, wo es "richtig zur Sache ging" oder der Vermisstensuche in Neufang im Februar 2017. Auch über die Landesgrenzen hinaus werden die Männer und Frauen des Sonneberger DRK für Sanitätsdienste mittlerweile angefragt. "Zum Beispiel, wenn in Sachsen mal wieder ein Problemfußballspiel ansteht", sagt Scheler-Eckstein.
Der gelernte Werkzeugmacher hat eine Vierzig-Stunden-Woche in seinem Job bei der Dressel Prototec GmbH im oberfränkischen Sonnefeld. Und trotzdem sieht man ihn in seiner roten Sani-Kluft sowohl beim Kart-Wochenende Anfang Mai oder beim rebellischen Musikfestival in Truckenthal knappe zwei Wochen später wieder. Der Mann mit dem Zopf und den zwei Silberohrringen im linken Ohrläppchen ist oft präsent, wenn eine Veranstaltung im Landkreis mit DRK-Beteiligung ansteht. Sein Terminkalender ist prall gefüllt, für eine Einheit im Fitness-Studio oder ein paar Runden joggen, bleibt wenig Zeit. Die nimmt er sich, wenn es sein muss. Hobbymangel war es jedenfalls nicht als er sich für den "DRK-Nebenjob" entschied.
"Ja, alles immer unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer einfach", gibt Scheler-Eckstein zu. Zum Glück habe er mit Freundin Sabine eine verständnisvolle Partnerin an seiner Seite. "Klar will ich im Ehrenamt weiter kommen. Gleichzeitig darf zu Hause niemand zu kurz kommen." Missen möchte er sein Ehrenamt zu keiner Zeit, denn es gibt für ihn kein schöneres: "Man ist immer auf dem neuesten Stand, was die Medizin angeht, man kann anderen Menschen helfen." Außerdem handele es sich beim DRK anders als etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr hauptsächlich um planbare Einsätze. Eine gewisse Stellung in der Gesellschaft bringe die verantwortungsvolle Aufgabe freilich auch mit. Aus all diesen Gründen könne man Interessierte nur ermutigen, den Schritt tatsächlich zu wagen. So wie es Scheler-Eckstein selbst vor zehn Jahren tat.
Zwei bis drei Quereinsteiger im Jahr seien auch beim DRK eher die Ausnahme - obwohl mit Flyer-Aktionen, mit dem Tag der offenen Tür im Sonneberger Kreisverband oder Aktionen an Schulen und in Kitas dafür geworben wird. Einen großen Knick habe es gegeben, als der Zivil- beziehungsweise der Bundesfreiwilligendienst weggefallen sei. Da hätten zumindest einige mal geschnuppert, von denen auch ein paar hängen geblieben sind. "Ab 25 ist eigentlich genau das richtige Alter, um ein Ehrenamt zu übernehmen. Man ist gefestigt, hat sich etwas aufgebaut und die Wahrscheinlichkeit ist dann auch nicht so hoch, dass die erst ausgebildeten Leute später wieder weggehen", weiß der Kreisbereitschaftsleiter aus Erfahrung.
Nicht unkritisch sieht der Mengersgereuther, dass in Zukunft noch mehr Probleme auf diejenigen zurollen, die sich freiwillig für andere einsetzen. Die großen Einsatzfahrzeuge etwa lenken zu können, dafür brauche es den Lkw-Führerschein. Will ein angehender Ehrenamtler diesen machen, so erhält er zirka 800 Euro Zuschuss vom Bund. Der Führerschein kostet aber rund 2000 Euro. "Wer legt dann die 1200 drauf?", fragt der DRK-Mann lakonisch. So vergraule man ganz sicher diejenigen, die sich in ihrer Freizeit hinstellen, um anderen zu helfen.