Ähnlich ging es auch Helferin Jana Hölzer aus Föritz. Auch bei ihr kamen zwei Anfragen "von älteren Kundinnen über 80. Die eine ist alleinstehend und hat keine Verwandtschaft in der Nähe, die andere hat einen schwerkranken Mann zu Hause". Hölzer hat zwei Kinder, arbeitet Vollzeit: "Für mich ist es kein großer Aufwand, ich muss doch sowieso einkaufen", sagt sie. Zu Beginn des Lockdowns hat sie etwas häufiger geholfen, dann wurde es seltener. "Insgesamt waren das vielleicht zehn oder 15 Mal."
Auch bei Riccardo Grimm aus Neuhaus kamen zwei Anrufe an. "Einmal konnte ich helfen." Er bot auch in der Gemeinde seine Hilfe an, doch sie wurde bislang nicht gebraucht. Grimm sieht das locker: "Man weiß ja nie, was noch kommt."
Zu einem, der Hilfe anbietet, gehört auch ein anderer, der diese Hilfe annimmt. Und Geben ist da oftmals leichter als Nehmen. Seit an der Sonneberger Straße gebaut wird, ist es von Lauscha zum Neuhäuser Friedhof "eine kleine Weltreise": Lauscha, Ernstthal, Lichte, Piesau... Zu oft will Renate Hörnig diese große Runde ihrem Helfer nicht zumuten. "Was der junge Mann für mich tut, ist einmalig", sagt sie. - "Das ist wirklich eine tolle Frau", sagt er.
Sie wurde von ihrer Schwester aus Berlin geschimpft, sich endlich Hilfe zu holen. Heute ist sie froh darüber, Tobias Walter aus der Helfer-Liste angerufen zu haben. Für die Fahrten zahlt sie ihm Benzingeld, "weil ich nichts geschenkt haben möchte". Das erste Mal fragte Tobias noch, ob er im Auto warten oder sie zum Grab begleiten solle. "Da habe ich ihm gesagt, dass ich es sehr schön fände, wenn er mitkommt." Also kam Tobias Walter mit. Er stand still da, sah, dass das Grab trocken war und holte Gießwasser. "Das ist so aufmerksam. Er sieht, was zu tun ist", beobachtet Hörnig - und ist begeistert davon.
Das Eis ist gebrochen
"Meine Kundinnen waren am Anfang zurückhaltend", erzählt Jana Hölzer. Sie haben "vorsichtig gefragt", ob und wann sie vielleicht das nächste Mal für sie zur Apotheke oder zum Supermarkt fahren könne. Inzwischen ist das Eis gebrochen. Die beiden Damen sind "sehr, sehr dankbar". "Jetzt", sagt die Helferin, "muss ich die beiden mal anrufen und fragen, wie es ihnen geht - die haben sich schon lange nicht mehr gemeldet."
Im Freundeskreis wurden die Corona-Helfer bemerkt. "Da war viel Interesse da, wer oder wie oft, das wollten meine Bekannten schon wissen", berichtet Hölzer. Die Rückmeldung war bei allen Helfern durchweg: "Das finde ich toll." - "Super, dass du das machst." Oder: "Klasse, dass es so Menschen gibt wie dich." Nachgemacht hat es keiner.
Morgen hat Tobias Walter Geburtstag. Die Geburtstagskarte für ihn hat Renate Hörnig schon. Es sind sich Menschen begegnet, die sich vorher fremd waren und feststellen, dass sie sich eine Menge sagen zu haben.