Schmalkalden "Wir müssen etwas machen"

Annett Recknagel

Der Kronsteinexpress, mit Simone Sachs und Silvio Hack an der Spitze, organisierte eine Benefizveranstaltung für Clara-Maria, bei der im März Leukämie festgestellt worden war.

 
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Struth-Helmershof - Es erinnerte an eine kleine Kirmes: Glücksfeen verteilten Lose, Clowns zauberten Luftballontierchen. Kinder präsentierten ihre bunt geschminkten Gesichter. Die etwas Größeren schwärmten für glitzernde Armtattoos. "Die halten", waren sich Lilly und Flora einig. Es gab eine Malstation für Kinder. Man konnte Zuckerwatte genießen. Auch Kuchen wurde angeboten. Getränke selbstverständlich. Die Tombola war reichlich mit Preisen ausgestattet. Nur das Wetter spielte am späten Nachmittag nicht mehr mit.

Das aber war den Strüthern egal. Die Organisatoren vom Kronsteinexpress hatten an alles gedacht und ein ebenso beheizbares wie belüftetes Zelt aufgestellt. Da staunte selbst Bürgermeister Ralf Holland-Nell. Dass er in seinem Heimatort zu den Gästen dieser Benefizaktion gehörte, verstand sich von selbst. "Ich finde das richtig gut, wie sich alle hier einsetzen, um einem kranken Kind zu helfen", kommentierte Holland-Nell. Und genau dieses Ziel schweißte alle zusammen.

Rückblende: Als im Monat März die Welt wegen des Lockdowns den Atem anhielt, bekamen Denny Hoffmann und seine Frau in Dillingen an der Donau eine niederschmetternde Diagnose für ihre Tochter Clara Maria. Bei dem vierjährigen Mädchen wurde Leukämie festgestellt. Noch dazu eine recht seltene. Denny Hoffmann stammt aus Struth-Helmershof und so erreichte diese Botschaft wenig später auch seine Familie.

"Das war ein Schock", erklärte Simone Sachs, die Tante von Denny Hoffmann und begann nachzudenken. Dass die kleine Clara Maria Hilfe braucht, sprach sich im Ort recht schnell herum. Zuerst erreichte es den Kronsteinexpress. So nennen sich um die 20 Damen und Herren, die in der Faschingszeit regelmäßig einen Wagen bauen und besetzen sowie als Laufgruppe den Umzug in Floh bereichern.

Wegen Corona fährt der Kronsteinexpress derzeit nur in Zeitlupe. Als die Besetzung vom Schicksal der kleinen Clara Maria hörte, startete sie mit Volldampf durch. "Wir müssen was machen", stand für alle fest. Simone Sachs und Silvio Hack übernahmen die Regie und schon wurde eine Spendenaktion geplant. Seit August bereitete man das Ereignis vor. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das kleine Mädchen schon verändert. Die Chemotherapie hinterließ sichtbare Spuren.

Zur Benefizaktion am Samstag war ein Foto der kleinen Kämpferin zu sehen. Natürlich rührte ihre Geschichte die Menschen in der Großgemeinde an. Die Idee einer gemeinsamen Spendenveranstaltung zog viele in die hintere Kronsteinstraße. Und das Beste: Ganz selbstverständlich trugen sie Masken und hielten Abstände ein. Großen Spaß machte das Losekaufen. Nieten nämlich gab es keine. Jede Nummer gewann. Und die Preise konnten sich wahrlich sehen lassen. Die Vorbereitungen hatten sich ausgezahlt - etliche Firmen und Unternehmen beteiligten sich und sponserten die Preise. Der in Floh ansässige Lebensmittelmarkt spendete beispielsweise Einkaufsgutscheine, eine Physiotherapie in Floh brachte sich mit Gutscheinen für Fuß-Reflexzonen-Massagen ein. Ein Folienhersteller in Struth-Helmershof spendierte sämtliche Getränke.

Und so könnte die Reihe fortgesetzt werden. Eine Hand griff in die andere. Im Zusammenspiel lag das Geheimnis. Die Veranstaltung fand vor dem Wohnhaus eines Mitgliedes im Kronsteinexpress statt. Das Areal war entsprechend der geltenden Hygienevorschriften mit Desinfektionsmittel und Plastik- sowie Folienschutz ausgerüstet. Sogar Masken mit Aufschrift Kronsteinexpress hatten man anfertigen lassen.

Beworben hatte man die Aktion in den sozialen Medien. Und auch das hatte sich ausgezahlt - gleich zu Beginn um 14 Uhr herrschte reges Treiben in der hinteren Kronsteinstraße. 1000 Lose hatte man im Vorfeld besorgt. Dazu gab es zwei Spendenboxen. Sämtliche Einnahmen der Veranstaltung sollen der kleinen Clara Maria zugute kommen. Vom Ablauf der Aktion wurde die Vierjährige natürlich informiert. Sie bekam Fotos und Videos per Handy übermittelt und konnte auf diese Weise mit dabei sein.

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