Schmalkalden - Rechtzeitig vor Weihnachten bringt Helmut Kirchner sein Buch über Stuckdecken heraus. Auf 140 Seiten mit 188 Farbfotografien öffnet der Autor gleichsam die Türen für alle Kostbarkeiten aus Gips in Schmalkalder Bürgerhäusern. Der Leser erhält einmalige Einblicke, denn die meisten Stuckdecken befinden sich in privaten Wohnungen.

Deshalb nennt sie Helmut Kirchner "verborgene Schätze der Schmalkalder" und setzt sich für den Erhalt der Zeugnisse der Weißkunst ein.

Darüber hinaus hat der bekannte Heimat- und Mundartforscher eine besondere Beziehung zu den historischen Deckengestaltungen, befinden sich doch in seinem ehemaligen Elternhaus die schönsten frei gestalteten Reliefs.

Unverkennbar der Bezug zum Weißen Saal der Wilhelmsburg. Sind dort nur vier Tugenden abgebildet, so sind in der Haindorfsgasse 16 insgesamt zwölf Tugenden dargestellt. Darunter vier Untugenden der Frauen, die die Künstler in der dunklen Ecke des Zimmers angebracht haben (wir berichteten).

"Wer beschützt und erhält, hat das schönste Los gewonnen", stellte Helmut Kirchner seinem Buch ein Goethe-Zitat voran. Der Besuch des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog am 14. Juli 1994 in Schmalkalden sei ein starker Impuls gewesen, zitiert der Autor den hohen Gast.

Kirchner hatte den Bundespräsidenten gefragt, warum er zwei Wochen nach seinem Amtsantritt nach Schmalkalden gekommen sei. Eine Gedenktafel an einem Haus in Landshut, wo Karl V. seine Truppen gegen den Schmalkaldischen Bund sammelte, habe sein Interesse geweckt, die Stadt der Protestanten zu besuchen, antwortete damals Roman Herzog. Ein Zeitdokument ist auch das Foto vom Präsidentenbesuch, auf dem das Schmalkalder Original - das Oskarle - mit verewigt ist.

Hans Lohse, ehemaliger Museumsdirektor, hat die Stuckarbeiten in seinem Haus, dem Lutherhaus, beschrieben. Dieses Manuskript des verdienten Heimatforschers hat Helmut Kirchner für seinen Band übernommen.

Als eine weitere Quelle stützt er sich auf "Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Band V, Kreis Herrschaft Schmalkalden", von Prof. Paul Weber aus dem Jahr 1913. Aus dem Jahr 1964 stammt "Der Stuckdekor in Thüringen" von der damaligen Studentin Beyer-Schröcke. Sie konnte ihre Arbeit nicht vollenden, weil sie bei einem Unfall starb. Vollendet wurde die Diplomarbeit vom wissenschaftlichen Betreuer Prof. Lehmann aus Berlin.

Details der Stuckdecken werden den Häusern, in denen sie sich befinden, gegenübergestellt, sodass der Leser quasi einen Stadtrundgang unternimmt. Blumenornamente im Haus, in dem sich das "Maykels" befindet und eine Stempeldecke im "Hessischen Hof" lassen die Vielfalt der Arbeitstechniken ahnen. In der von der Wohnungsbaugesellschaft sanierten Hoffnung 19 befindet sich eine prächtige, farbig gestaltete Decke mit viel Fruchtwerk. Gelegentlich wird dieser Raum für Vorträge genutzt.
Decken im Haus des Cafés Liebaug erhielten Rosenschmuck in Gips.

Gleich nebenan in der Iwein Taverne befindet sich die nach Überzeugung des Autors zweitschönste Stuckdecke der Stadt. Um 1580 sei die Decke im Haus von Frisör Flöter entstanden. Vom prächtigen Kronleuchter etwas überstrahlt, ist der Stuck in der Hirschapotheke. Neumarkt, Schmiedhof, Schlossberg - es gibt keine Straße, in der nicht solche Kostbarkeiten versteckt sind.

Bei der Bildbearbeitung fand Gestalterin Christa Guttmann eine gute Lösung mit dem bräunlichen Grundton. Sie arbeitete die Formen und Schattierungen der Ornamente und Reliefs erkennbar heraus.

Die Fotos fertigten Winfried Bohlig und Hartmut Kirchner. Erstmals arbeitete Helmut Kirchner, der bereits elf Hefte der Reihe "Mi Heimet" herausgebracht hat, mit der Druckerei Bauer & Malsch zusammen.

Das Buch über die Stuckdecken in Schmalkalden ist ab sofort bei Helmut Kirchner am Siechenrasen 5 erhältlich. lou