Möckers Max aus Möckers und der lange Weg zurück ins Leben

Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, verändert sich in einem Augenblick das gesamte Leben. Wie bei Familie Roth aus Möckers bei Schmalkalden. Ihr Max kämpft sich seit Mai zurück ins Leben.

 
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Möckers - Kampfgeist, Einsatz und Entschlossenheit: Als Nachwuchskicker und leidenschaftlicher BVB-Fan nahm Max gern Herausforderungen an. Für den FSV 06 Mittelschmalkalden stand er im Tor, trainierte regelmäßig mit der 1. Mannschaft des FSV Schmalkalden im Stadion oder auf dem Kunstrasenplatz. Dass sich die Elf in dieser Saison aufgelöst hat, weiß der 15-Jährige noch gar nicht. Denn seit fünf Monaten kämpft der Regelschüler gegen den Krebs. Im Mai war bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert worden, schnellwachsend und bösartig. Ein Schock, nicht nur für den Jugendlichen, der wenige Tage zuvor mit seinen Freunden noch unbeschwert campte.

Alles begann mit plötzlichen Kopfschmerzen, Schwindelanfällen und Doppelbildern, erinnern sich die Eltern Kathrin und Karsten. Anfangs dachten sie, es liege an der alten Brille. Doch die Beschwerden ließen nicht nach, auch nicht mit der neuen Sehhilfe. "Ich wurde schon etwas stutzig", erzählt Mutter Kathrin leise. Die gelernte Krankenschwester recherchierte im Internet, suchte nach Erklärungen für die Symptome. "Wir hatten den Arztbesuch schon geplant, als uns die Schule anrief, wir mögen unseren Sohn bitte abholen", erzählt Vater Karsten. Maxi, wie seine Eltern ihren Jüngsten liebevoll nennen, war im Sportunterricht schwindelig geworden. Als er plötzlich die Augen verdrehte und andere ungewöhnlichen Anzeichen zeigte, reagierte die Schulbegleiterin sofort.

Was folgte, waren lange, bange Stunden in der Notaufnahme des Elisabeth Klinikums. Dass der diensthabende Arzt eine Kollegin zu Rate zog, eine ehemalige Neurochirurgin, war ein Glücksgriff, sagen die Eltern heute. Nach der Auswertung der CT und Rücksprache mit Spezialisten in der Meininger Klinik wurde Max umgehend in die Kreisstadt verlegt, einige Tage später nach Erfurt in eine Spezialklinik. Es war der 22. Mai.

Seitdem hat der Jugendliche, der in wenigen Wochen seinen 16. Geburtstag feiert, nur noch Krankenzimmer und weiße Kittel gesehen, unzählige schmerzhafte Untersuchungen, eine komplizierte Operation und mehrere Chemotherapien und Nebenwirkungen ertragen und aushalten müssen.

Kathrin und Karsten sind stolz auf ihren starken Jungen, der sich aus dem Koma, in das er kurzzeitig gefallen war, ins Leben zurück kämpft. Langsam, ganz langsam Fortschritte macht. Hier ein kurzes Lächeln, da ein fester Handdruck oder ein flüchtiges Nicken mit den Kopf, weil er noch nicht sprechen kann. Max hat wieder Mut gefasst. "Wenn dir dein Kind sagt, dass es in zwei Jahren nicht mehr leben wird, bricht dir das Herz", sagt die Mutter mit Tränen in den Augen. Sie weicht ihrem Sohn nicht von der Seite. In Erfurt wohnt die 52-Jährige in einer Wohnung der Elterninitiative tumorkranker Kinder, unweit der Klinik. Sie ist dankbar, dass es dieses Angebot gibt. Weil man Familien mit einem ähnlichen Schicksal trifft und sich austauschen kann. Ihr gleichaltriger Mann fährt, so oft er kann, die 70 Kilometer hin und abends wieder zurück. Versucht, den Alltag so gut wie möglich zu bewältigen.

Max, erzählt seine Patentante Karin Lenk, ist eigentlich nie allein und er liebt Besuch. Die vier erwachsenen Geschwister sind für ihn da, die Freunde und Mitschüler, Lehrer und Bekannten. Die Patin war es auch, die spürte, dass Kathrin und Karsten zwar "funktionierten", aber ebenfalls Unterstützung brauchten. Denn zu den Ängsten um das eigene Kind kommen nun auch finanzielle Sorgen. Ein Verdienst fehlt, die Kosten aber bleiben, dazugerechnet die zusätzlichen Ausgaben für die Unterkunft, für Benzin und weitere anstehende Behandlungen. Wenn Max zur Bestrahlung nach Essen verlegt wird, möchte Mutter Kathrin ihn begleiten wie zur bevorstehenden Langzeitrehabilitation. Die Roths haben inzwischen Familien kennengelernt, die finanziell am Ende sind.

Unterstützung anzunehmen, fällt der Familie sehr schwer, sagt Karin Lenk. Deshalb hat die Pharmazieingenieurin die Initiative ergriffen und in den vergangenen Wochen eine Welle der Hilfsbereitschaft in Gang gesetzt. Die Staatliche Regelschule hat angekündigt, mit den Einnahmen aus dem Projekttag "Instant Acts" am 25. September ihren schwer erkrankten Schüler Max und seine Familie unterstützen zu wollen. Die Braumanufaktur Schmalkalden hat gespendet, der DRK-Ortsverband Trusetal, Lenks Arbeitskollegen, zahlreiche Bekannte aus dem Umfeld der Familie. Großen Anteil nimmt freilich auch das Dorf, in das Max und seine Familie vor einigen Jahren gezogen sind. Spontan gingen Einwohner von Tür zu Tür und sammelten Geld. "Wir sind überwältigt und danken allen, die uns beistehen", sagen Kathrin und Karsten Roth. Die größte Überraschung für Max kam am Freitag aus Dortmund. Ein von Roman Bürki, zusammen mit den anderen Profi-Spielern des BVB 09 signiertes Trikot. "Der gesamte BVB steht hinter dir und wir alle hoffen, dass du möglichst schnell wieder gesund wirst", heißt es u. a. in dem von Thomas Klein mit vielen "schwarzgelben Grüßen" unterzeichneten, persönlichen Brief.

Max Prognose sieht gut aus. Bei der Operation konnte der Tumor komplett entfernt werden. Die Chemotherapie ist abgeschlossen. 22 Bestrahlungen liegen noch vor ihm. Mit einer Lehrerin, die an das Klinik-Bett kommt, hat er bereits die ersten Rechenaufgaben gelöst. Im Kopf. "Wir schaffen das", hatte Max vor dem Eingriff seinen Eltern versprochen. "Ja, wir schaffen das", sehen mittlerweile auch Kathrin und Karsten Roth optimistisch in die Zukunft. Auch wenn vor der Familie noch ein langer Weg liegt.

Wer Max und seine Familie unterstützen möchte, kann auf das Konto des Hilfsvereins der Heimatzeitung IBAN: DE39 8405 0000 1705 017 017 bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse unter dem Stichwort "Max" spenden.

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