Schmalkalden Landrätin Greiser: "Haltet die paar Tage und Wochen durch"

Thomas Heigl
Mit solchen Abstrichstäbchen im Plastikröhrchen werden Patienten getestet. Im Kreis waren das bisher um die 70 Menschen, bei 66 fiel der Test negativ aus. Foto: dpa

Im Kreis Schmalkalden-Meiningen gibt es bis 18. März fünf bestätigte Corona-Patienten. Landrätin Peggy Greiser rechnet mit weiteren Fällen, aber auch Genesenden. Sie spricht von Hilfsprogrammen für Kleinstunternehmer und verbreitet viel Zuversicht.

 
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Schmalkalden - Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist alles andere als ein großes Krankenlager. Hier sind in einem noch geringeren Maße Menschen an Covid-19 erkrankt, als in Thüringen, dass unter allen 16 deutschen Bundesländern ohnehin am wenigsten betroffen ist. "Die Lage ist angespannt, aber überhaupt nicht dramatisch. Die Fakten sehen anders aus", sagte Landrätin Peggy Greiser am Mittwochmorgen in einem Telefonat mit der Redaktion. "Wir reden in der Verwaltung längst nicht nur über Corona, sondern sprechen auch über Baustellen, Investitionen, Fördermittel. Es ist fast untergegangen, dass wir Hochwasser hatten und die Feuerwehrleute Bewundernswertes geleistet haben. Und es gab auch schwere Verkehrsunfälle."

Zentrale Abstrichstellen

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen werden die Corona-Tests gebündelt. Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT), viele engagierte Ärzte, die Kliniken im Landkreis und das Landratsamt Schmalkalden-Meiningen haben damit gemeinsam Strukturen geschaffen, um Arztpraxen und die normalen Stationen der Krankenhäuser von Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus zu entlasten. Wichtig: Termine bei diesen Stützpunkten werden nun über die 116117 und die ambulant tätigen Ärzte vermittelt. Der Zutritt erfolgt nur mit Termin, einen öffentlichen Zugang gibt es nicht. Ausschlaggebend für die Abstrich-Stützpunkte sind die Planungsbereiche der Kassenärztlichen Vereinigung.

Für den Planungsbereich Schmalkalden-Meiningen wird eine Abstrichstelle in Meiningen eingerichtet, für den Planungsbereich Suhl-Zella-Mehlis in Suhl.

Die genaueren Informationen an die Patienten erfolgen über die Hausärzte beziehungsweise über die 116117.

Das von der Landrätin vorgelegte Bulletin führt für den Landkreis mit rund 125 000 Einwohnern am Mittwochmorgen vier bestätigte Corona-Fälle auf. Diese Menschen kurieren ihre Infektion zu Hause aus. Kein einziger Patient muss in einer Klinik das Krankenbett hüten.

Kreisweit haben die Ärzte laut der Landrätin etwa 35 begründete Verdachtsfälle gemeldet. Hinzu kämen noch einmal so viele nicht näher beschriebene. "Wir hatten also um die 70 begründete Verdachtsfälle. Bei diesen Menschen sind Abstriche genommen worden", so die Leiterin der Kreisverwaltung. Die Laborergebnisse haben Überraschendes ergeben. 66 Patienten seien gar nicht an Corona erkrankt gewesen. "Wir hatten also nur die fünf Fälle", betonte Greiser. "Das ist doch eine ermutigende Botschaft, oder?"

Begründete Verdachtsfälle unterliegen ohnehin bestimmten Kriterien. Der Aufenthalt in einem Krisengebiet oder der Kontakt zu Corona-Kranken reicht nicht aus. Die Menschen müssen in Verbindung mit mindestens einem der beiden genannten Kriterien extra noch bestimmte Krankheitssymptome aufweisen. Landrätin Greiser rechnet schon bald mit Genesenden "Die ersten Patienten dürfen wir in dieser Woche im Kreis der Gesunden begrüßen. Die beiden Zella-Mehliser, die noch in Quarantäne sind."

Als geheilt gilt, wer mindestens 48 Stunden lang keine Krankheitssymptome aufweist. Ein neuer Abstrich ist nicht erforderlich. Anders ist es bei Klinikpatienten, die es im Moment eben noch nicht im Kreis gibt: "Hier sind zwei weitere Abstriche erforderlich", so die Landrätin. Aktuell befinden sich insgesamt 22 Menschen in ärztlich angeordneter häuslicher Quarantäne. Hinzu kommt eine weitere unbekannte Zahl von Menschen, die sich an den Erlass von Gesundheitsminister Spahn halten und nach dem Urlaub in einem Krisengebiet zu Hause bleiben.

Nach Einschätzung der Landrätin wird es in nächster Zeit mit Sicherheit weitere Covid-19-Erkrankte im Kreis geben. Auf Spekulationen der Redaktion, es könnten vorübergehend fünf Neuinfektionen je Tag sein, wollte sie sich nicht einlassen. "Ich rechne aber mittelfristig mit einem Abklingen dieser Welle und besseren Nachrichten. Die Menschen werden sehen, dass die Maßnahmen fruchten, aber eben nicht gleich."

Der Landkreis plane in den nächsten Tagen eine zentrale Abstrichstelle an einem Ort, dessen Lage nicht in der Öffentlichkeit bekannt werden soll ( siehe Infokasten ). Damit solle verhindert werden, dass viele Menschen anrücken, die gar nichts haben. Wer allerdings Symptome aufweist und aus Risikogebieten kommt, ist angehalten, sich an seinen Hausarzt zu wenden oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst ( 116 117) zu kontaktieren. "Die Ressourcen sind begrenzt, wir müssen wirklich nicht jeden testen, der das einfach mal ausprobieren will", sagte die Landrätin.

Dass Sporthallen für Kranke leergeräumt werden, schließe sie zwar nicht aus, halte es aber für unwahrscheinlich, erwiderte sie auf die Frage der Redaktion. "Die Masse der Kranken wird doch zu Hause sein. Und für die zu erwartenden schweren Fälle haben wir genügend Kapazitäten in den Kliniken.

Die Landrätin bedankte sich ausdrücklich bei der Bevölkerung für das Verständnis. Die große Mehrheit der Bürger, natürlich nicht alle, verhalte sich vernünftig und der Situation angemessen. "Das geht doch nicht ewig. Ostern schauen wir weiter. Haltet die paar Tage und Wochen durch."

Die Menschen sollten Gedränge meiden, beim Einkaufen auf Distanz gehen, nicht dicht an dicht in der Schlange stehen. Und eben auf die Hygiene achten. Sie selbst beherzige die Ratschläge ohnehin schon länger, wasche öfters als vorher die Hände und vermeide es, die Armaturen direkt anzufassen. Ihr persönlich ging es zunächst um die Influenza, die Grippe also. Die könne ebenfalls mit solchen Maßnahmen eingedämmt werden.

Greiser richtete zudem großes Lob an die Eltern der insgesamt 11.000 Schulkinder im Kreis. 6700 Mädchen und Jungen besuchten die Klassen eins bis sechs. "Unsere Eltern sind Meister der Organisation und haben das Betreuungsproblem gelöst. Nur 40 Kinder sind in Notbetreuung. Es werden mehr werden, davon gehen wir fest aus. Dennoch sage ich danke."

Der sechsköpfige Koordinierungsstab im Landratsamt komme jeden Morgen zusammen. Bei einer der jüngsten Besprechungen sei auch darüber beraten worden, wie man Gewerbetreibenden helfen könne. "Wir wollen als Kreis Kleinstgewerbetreibenden helfen, ungeachtet anderer Fördermöglichkeiten. Die haben es schwer genug", sagte die Landrätin.

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