Schmalkalden Knochenmarkspender gesucht: Luca braucht Helden

Der 13-jährige Luca aus Seligenthal ist an Blutkrebs erkrankt. Am Samstag, 23. Februar, findet deshalb eine Typisierungsaktion in der Sporthalle statt.

 
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Floh-Seligenthal - Schwere aplastische Anämie lautet die Diagnose. Eine Diagnose, die die Familie Falk aus Seligenthal im Dezember aus der Bahn warf, ihren Alltag von heute auf morgen komplett veränderte. Luca, der damals zwölfjährige Sohn, hatte seit Oktober geklagt, dass ihm "die Knochen wehtun, besonders im Sportunterricht, beim Laufen". Die Eltern nahmen das ernst, gingen mit Luca zum Orthopäden. Der meinte, das liege am Wachstum. Dann bekam Luca am ganzen Körper blaue Flecken.

Aplastische Anämie

Die aplastische Anämie ist eine Sonderform der Anämie (Blutarmut). Man versteht darunter Knochenmarkversagen mit Panzytopenie, das heißt eine Verringerung der Anzahl aller Zellen des Blutes aufgrund von erworbener (häufig) oder angeborener (selten) Knochenmarkaplasie. Mit einer Häufigkeit von 0,2 - 0,3 Erkrankungen auf 100 000 Personen pro Jahr ist die aplastische Anämie in Europa so selten, dass die meisten Mediziner mit dieser Erkrankung nie konfrontiert werden.

Zuerst dachten Yvonne und André Falk, dass ihr Sohn gemobbt werde, doch Luca verneinte. "Dann wurde sein Gesicht immer blasser, die Lippen weiß", berichtet der Vater, der bei seinem Sohn im Krankenhaus ist. Sie stellten Luca dem Hausarzt vor, der Blut abnahm. Als abends das Ergebnis der Blutuntersuchung vorlag, rief der Hausarzt bei den Eltern an und sagte, sie sollten am nächsten Tag, das war der 13. Dezember, nach Meiningen ins Krankenhaus fahren. Doch dort konnte man für Luca nichts tun. "Die schickten uns gleich nach Erfurt weiter", sagt André Falk.

Die Blutwerte waren sehr schlecht, zu wenig rote, zu wenig weiße Blutkörperchen, zu wenig Blutplättchen. Der Verdacht auf Leukämie lag nahe. Die Ärzte auf der Kinderkrebsstation am Helios-Klinikum ordneten weitere Untersuchungen an, entnahmen Knochenmark. Danach stand fest, dass Luca an einer schweren aplastischen Anämie erkrankt ist. Das Knochenmark arbeitet nicht mehr. Ein Blutkrebs, den nur etwa 25 Kinder pro Jahr in Deutschland bekommen. Auch deshalb wurden Experten aus Freiburg hinzugezogen. Die Ursache sei nicht bekannt, daran werde noch geforscht.

Medikament aus den USA

"Eine Chemotherapie hilft bei dieser Form auch nicht", hat man den Eltern erklärt. Deshalb sei zuerst geklärt worden, ob Lucas großer Bruder Vincent als Knochenmarkspender infrage kommt. Doch der 18-Jährige passt nur zu 50 Prozent. Dann begann die medikamentöse Behandlung, in Lucas Fall eine immunsuppressive Therapie, bei der unerwünschte Abwehrreaktionen des körpereigenen Immunsystems gehemmt oder unterdrückt werden. Letzte Woche habe er ein Medikament aus den USA über einen Katheter verabreicht bekommen, das aus Pferdeblut gewonnen werde, sagt sein Vater. Luca gehe es momentan "ganz gut". Er war zuvor ein paar Tage über Weihnachten und Silvester zu Hause. Seinen 13. Geburtstag feierte er am 31. Januar im Krankenhaus. André Falk arbeitet in einer Tischlerei in Hessen, ist aber zurzeit krankgeschrieben. Mutter Yvonne hatte erst im November ihre neue Arbeitsstelle angetreten, befindet sich noch in der Probezeit und will deshalb nicht fehlen, sagt ihr Mann.

Nun werde die Therapie mit anderen Medikamenten fortgesetzt. Ob sie anschlagen, zeige sich aber erst in etwa drei Monaten. Wenn diese nicht den gewünschten Erfolg bringen, dann könne Luca nur eine Knochenmarkspende helfen.

Aus diesem Grund und weil er "die Zeit sinnvoll nutzen wollte", hat André Falk die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) angeschrieben. "Ich habe nachgefragt, ob bei uns eine Typisierungsaktion möglich wäre. Schon nach zwei Stunden hatte ich eine positive Antwort." Allein im Februar sind bundesweit sieben Typisierungs-Aktionen geplant. Bei der DKMS sind 8,67 Millionen Menschen weltweit als potenzielle Stammzellenspender registriert. 73 914 Stammzellenspenden für Patienten wurden über die Datei ermöglicht. Eine Mitarbeiterin der DKMS riet, sich einen Administrator zu suchen, der die Aktion organisiert, damit sich die Eltern um ihr Kind kümmern können. Mit Jacqueline Hildenbrandt wurde der gefunden. Die Eltern freuen sich, dass der Aufruf zur Typisierungsaktion schon in kurzer Zeit eine große Resonanz zeigte. Er wird per Flyer und über soziale Netzwerke verteilt und ist auf der Homepage der DKMS unter dem Titel "Luca sucht Helden" zu finden.

Schwimmen im Meer

"Derzeit liegt Luca im Krankenhaus und hat nur einen Wunsch, wieder gesund zu werden! Der hilfsbereite und lustige Junge möchte endlich wieder mit seinen Freunden zur Schule gehen, Fußball und Playstation spielen und Fahrrad fahren. Ein großes Ziel hat Luca - im Sommer möchte er zusammen mit seinem großen Bruder Vincent im Mittelmeer schwimmen", heißt es dort.

Die Schirmherrschaft für die Typisierungsaktion in Seligenthal übernehmen Bürgermeister Ralf Holland-Nell und Pfarrer Dietmar Hauser. André Falk hat schon gehört, dass sich Vereine in die Aktion einbinden wollen. Familie Falk hofft, dass möglichst viele Freiwillige kommen. Angespornt hat den 45-jährigen Familienvater auch die "Lina-will-leben"- Aktion der DKMS, die zum Jahresende in Kaltensundheim lief (Freies Wort berichtete). Dort waren 2100 Menschen gekommen, um sich typisieren zu lassen. So viele wie noch nie zuvor. Zwei passende Spender konnten für Lina gefunden werden. Zudem gingen viele Geldspenden ein, denn jede einzelne Typisierung kostet 35 Euro. Jeder Mensch, der sich eine Zellprobe per Wattestäbchen entnehmen lässt, kann zu einem Lebensretter werden. Für Luca oder einen anderen an Blutkrebs erkrankten Menschen. Als potenziellen Spender registrieren lassen kann sich jeder, der gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist.

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Samstag, 23. Februar, Typisierungsaktion der DKMS; 10 bis 15 Uhr, Sporthalle Seligenthal.

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www.dkms.de

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