Floh-Seligenthal Fisch-Hopf stellt Ende August die Produktion ein

Thomas Heigl
Der Feinkosthersteller in Floh wird im Oktober geschlossen. Foto: Sascha Bühner

Ein Delikatessenhersteller wird aussortiert: Der Müller-Konzern schließt seinen Standort in Floh-Seligenthal. Die Belegschaft von Fisch-Hopf ist betrübt, reagiert aber nicht sauertöpfisch und arbeitet weiter.

 
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Floh-Seligenthal - In Floh-Seligenthal wird in den nächsten Wochen eine Tradition erlöschen. Bei "Fisch-Hopf" in Floh laufen zum 31. August die letzten Spezialitäten vom Band. Der Müller-Konzern, der sich 2010 die HK Food Gruppe und damit auch den einstigen Thüringer Familienbetrieb einverleibt hatte, macht nun endgültig den Deckel drauf. "Wir hatten die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es doch irgendwie weitergeht", sagte Betriebsleiter Andreas Hopf der Redaktion. "Aber die Schließung war nicht mehr abzuwenden. Dass trifft unsere Belegschaft sehr, das trifft mich persönlich sehr und sicherlich auch unsere Kunden. Wir werden aber bis zum letzten Tag liefern, und zwar Qualität."

Stolz auf die Mitarbeiter

Rund 60 Frauen und Männer werden ihre Arbeit verlieren. Dennoch spricht Hopf von einer weiter hohen Arbeitsmoral. Von Auflösungserscheinungen könne keine Rede sein. Dass es Stimmungsschwankungen in der Belegschaft gebe, sei selbstverständlich. Er sei sehr stolz auf die Belegschaft. Eine ganze Reihe Kolleginnen und Kollegen sei seit gut 30 Jahren im Betrieb. "Die Schließung schmerzt, es tut mir für alle sehr leid." Im Oktober sollten die letzten Aufräumarbeiten und damit die Abwicklung erledigt und die Werkstore verschlossen werden. Die Kündigungen seien ausgesprochen, langjährige Mitarbeiter schieden Anfang 2020 aus. "Auch ich gehe im kommenden Jahr", erklärte Werkleiter Hopf, der aus der Alteigentümerfamilie stammt, die den 1946 von Martin Hopf gegründeten und zu DDR-Zeiten verstaatlichten Betrieb 1990 reprivatisiert hatte.

Aber auch die Trennung von den Kollegen der ebenfalls zum Konzern gehörenden Nadler Feinkost in Bottrop bedrückt Hopf sehr. Er ist seit 1998 im Betrieb. "Mit Bottrop arbeiten wir seit 1991 eng zusammen. Das steckt man nicht so einfach weg."

Der Abbau am Standort Floh hat bereits begonnen. Einige Erzeugnisse, etwa Salate, die nach wie vor in den Geschäften zu haben sind, werden nicht mehr hier produziert. Nicht überall, wo Hopf draufsteht, ist auch Hopf drin. Der Konzern gibt zwar das Werk auf, aber nicht die Marke.

Natürlich habe es Bemühungen gegeben, die Schließung doch noch abzuwenden, sagte der Leiter. Diese seien aber dieses Mal vergeblich gewesen. Das bestätigt Jens Löbel von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss und Gaststätten (NGG) in Erfurt. "Es war alles anders angelegt als bei der angekündigten Schließung vor einigen Jahren, als man die Produktion nach Leppersdorf in Sachsen auslagern wollte."

Geld für neue Technik

Das Beispiel Floh zeige auch, dass auch Investitionen keine Garantie dafür seien, dass Standorte erhalten bleiben. Es sei durchaus viel Geld in neue Technik gesteckt worden, die nun abtransportiert werde. NGG und Betriebsrat hätten mit der Geschäftsführung einen Sozialplan abgeschlossen, der den Beschäftigten zumindest für eine Übergangszeit weiterhelfe.

Mehr sei nicht zu erreichen gewesen. Auf spektakuläre öffentliche Proteste wie in der Vergangenheit habe man bewusst verzichtet. Nach den vielen Aktionen in der Vergangenheit, das Werk sollte bekanntlich schon öfter geschlossen werden, sei die Belegschaft auch kampfmüde geworden. So etwas gehe an den Menschen nicht spurlos vorbei.

Der örtliche Betriebsrat äußerte sich ähnlich. Schon bei der letzten Konzernbetriebsratssitzung in Dissen, die unmittelbar nach dem Schließungsbeschluss stattfand, sei die Lage recht klar gewe sen. Deswegen habe man in den Verhandlungen versucht, das Beste für die Kollegen zu erreichen.

Gleichwohl brodelt in Floh-Seligenthal die Gerüchteküche. Genährt durch allerlei Spekulationen und die übliche Prise Zuversicht keimen in der Gemeinde immer wieder Hoffnungen auf, es könne in einer anderen Form weitergehen.

Der scheidende Werkleiter schließt dies aus heutiger Sicht aus, auch um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Man wolle die Menschen schließlich nicht enttäuschen.

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