Schmalkalden Feuer zerstört Haus eines Rentnerpaares

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Komplett ausgebrannt ist Montagnacht ein Wohnhaus im Schmalkalder Burgweg. Das Rentnerehepaar, 67 und 70 Jahre alt, konnte den Flammen glücklicherweise entkommen, hat aber Hab und Gut verloren. Geschätzter Sachschaden: 100 000 Euro.

 
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Schmalkalden - Die Sonne strahlt vom blauen Novemberhimmel. Es ist kalt. Hoch oben bereitet sich ein Passagierflugzeug auf den Landeanflug vor. Der weite Blick ins Land hinaus ist grandios. Die vereisten Äste erinnern an den Eispalast der Schneekönigin. Die Fenster und Vorgärten der umliegenden Häuser sind weihnachtlich dekoriert.

Eine trügerische Idylle. Noch wenige Stunden zuvor kämpften hier am Burgweg 62 Kameradinnen und Kameraden der Stützpunktfeuerwehr Schmalkalden sowie der Ortsteilwehren Mittelschmalkalden, Mittelstille und Asbach gegen meterhohe Flammen. Kilometerweit waren sie zu sehen und sorgten für besorgte Kommentare im Netz.

Es war gegen 19.50 Uhr, als der Alarm ausgelöst wurde. Wohnhausbrand, vermutlich ausgebrochen in der Küche. Schon die Anfahrt gestaltete sich schwierig. Weil die Brücke in Näherstille gerade saniert wird, musste sich die Fahrzeugkolonne durch die schmale Schmiedegasse schlängeln. Als Stadtbrandmeister Michael Pfunfke und seine Mannschaft, darunter Atemschutzgeräteträger, mit zwölf Fahrzeugen eintrafen, schlugen erste Flammen bereits aus den unteren Fenstern des Hauses. Da zu wenig Druck an den Hydranten lag, musste zunächst eine Leitung bis zur Stille gelegt werden. Das Zusammenspiel mit den Ortsteilwehren habe hervorragend funktioniert, wird Pfunfke später loben.

Der 70-jährige Hauseigentümer hatte sich vor dem Löschen des Brandes bereits in Sicherheit bringen können. Die 67-jährige Ehefrau hingegen hielt sich noch in einem der hinteren Räume auf. Eine Bergung von innen war jedoch gefährlich geworden. So ordnete Pfunfke eine Crash-Rettung an. Heißt, die Frau, die dem Vernehmen nach seit vielen Jahren bettlägerig sein soll, wurde mit einem Tuch durch das Fenster ins Freie gehoben. Gemeinsam mit ihrem Ehemann kam sie mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Elisabeth Klinikum. Während der Löscharbeiten erfuhren die Feuerwehrleute zudem von der Existenz eines Waffenschrankes. Das war für Pfunfke Anlass genug, seine Männer aus dem einsturzgefährdeten Gebäude zurückzuziehen, "das Risiko war einfach zu groß", sagt der erfahrene Stadtbrandmeister. Mehr als drei Stunden dauerte der Einsatz, die letzten Kameraden verließen am Dienstagmorgen, gegen 5 Uhr, den Brandort. Immer gut versorgt mit Kaffee, den die Anwohner anboten, bedankt sich der Stadtbrandmeister. Zudem hätten die Anlieger, gemeinsam mit dem Bauhof, die durch das Löschwasser vereiste Straße geräumt und damit für mehr Sicherheit gesorgt.

Besorgte Nachbarn

Die Sonne strahlt immer noch vom Himmel. "Hier muss der Brand ausgebrochen sein", erzählt ein Nachbar und zeigt auf zwei schwarze Fensterhöhlen. Sein Haus grenzt unmittelbar an das niedergebrannte. Man teilt sich den Hof. Giebel und Hauswand trennen nur wenige Meter. Der Schreck der vergangenen Nacht steht dem hageren Mann noch immer ins Gesicht geschrieben, wie seiner Frau. Vielleicht zwei Stunden habe sie geschlafen, erzählt die dreifache Mutter. Die Jungs hatte sie vorsorglich bei Verwandten untergebracht. Erst nachdem das Feuer gelöscht, der Hauptteil der Wehr abgezogen war, sei die Familie ins eigene Nest zurückgekehrt. Geschlafen allerdings hätten sie unten in der Stube auf dem Sofa. Die Angst, das Feuer könnte wieder ausbrechen, war immer präsent. Auch am Tag 1 nach der Katastrophe schauen die unmittelbaren Nachbarn sorgenvoll auf die Ruine und das offensichtlich stark vernachlässigte und verwilderte Umfeld. Das Zusammenleben in der Vergangenheit war offenkundig nicht leicht. Aber so ein Unglück wünscht man niemandem. Differenzen hin, Differenzen her. Die Ursachen des Brandes werden nun die Spezialisten der Kripo Suhl ermitteln. Sie waren am Dienstag vor Ort, wie auch die Untere Bauaufsichtsbehörde und das städtische Ordnungsamt. Letzteres kümmert sich um das Ehepaar. Eine mit Küche ausgestattete Zwei-Raum-Wohnung soll erst einmal ein Dach über dem Kopf bieten. Über das Möbellager soll eine Erstausstattung organisiert werden. In den nächsten Tagen will Ordnungsamtsleiterin Regina Lochner mit dem Ehepaar die nächsten Schritte besprechen, um herauszufinden, was sie dringend brauchen.

Stunden nach dem Brand: In der Sonne steht ein älterer, hoch aufgeschossener Mann. Er trägt eine graue Fleecejacke und Hausschuhe. An seinen Körper drückt er eine abgewetzte Ledertasche. Gerettet aus dem Feuer. Darin seien Papiere und ein bisschen Geld, erzählt der Mann, der in einer Nacht alles verloren hat. Ein Alptraum, sagt der 70-Jährige. Er habe den Elektroherd doch nur für kurze Zeit ohne Aufsicht gelassen. Der Polizei erzählt der ehemalige Mitarbeiter im kreislichen Umweltamt, dass sich das auf dem Herd stehende Behältnis mit Bratfett offenbar so stark erhitzte, dass das Fett in Flammen aufging, diese auf Möbel und schließlich auf das Gebäude übergriffen. Ein Fettbrand. Da hat man keine Chance, sagt der Senior, dreht sich um und geht zum Polizeiauto, das ihn ins Krankenhaus zu seiner Frau bringt.

Spendenaufruf

Angesichts des Unglücks, welches das kinderlose Ehepaar getroffen hat, wollen viele Schmalkalder helfen. Spontan hat sich zum Beispiel Jürgen Klaedtke bereit erklärt, den Erlös aus seinem Klangkonzert in den Altensteiner Höhlen zu spenden. Als ehemaliger Hochwasser-Betroffener wisse er, wie wichtig Hilfe sei. Die Schmalkalderin Doreen Vonheiden wandte sich mit der Bitte um einen Spendenaufruf an das gemeinnützige Hilfswerk "Freies Wort hilft - Miteinander Füreinander" der drei Südthüringer Tageszeitungen. Dieses möchte das Ehepaar natürlich unterstützen und nimmt ab sofort unter dem Stichwort "Brand Burgweg" Spenden entgegen.

Rhön-Rennsteig-Sparkasse, IBAN:

DE39 840500001705017017

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