Schmalkalden Ein bisschen Demut

Ihre Gedanken zum Leben in Zeiten der Corona-Pandemie und den Auswirkungen der weltweiten Krise schreibt Lokalredakteurin Susann Schönewald aus Schmalkalden in einer täglichen Kolumne auf.

 
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In diesen Tagen steht mein Handy nicht still. Neben den aktuellen Nachrichten und Informationen, die fast minütlich einlaufen - das bringt mein Job halt mit sich - geht es in meinen vielen Whatsapp-Gruppen hoch her. Treffen und Feiern werden abgesagt, Bleib-Gesund-Schutzengel gepostet, sinnige und unsinnige Videos, Fotos und Witze verschickt. Kommentiert mit lachenden Emoji und roten Herzchen. "Ein bisschen Spaß muss sein ...", wusste Roberto Blanco schon vor 38 Jahren. Auch in schweren Zeiten wie diesen dürfen wir lachen und fröhlich sein. "Nicht alles ist abgesagt", haben viele meiner Freunde aktuell als Statusbild bei Whatsapp gewählt. Die Sonne ist nicht abgesagt, heißt es da, Beziehungen sind nicht abgesagt, Zuwendung ist nicht abgesagt - Beten ist nicht abgesagt.

Gebetet habe ich gestern Abend ganz besonders für unsere Freunde in Tansania. Wir haben Angst", schrieb mir Pastor David Moschi. "Hast du jemals an Corona in Tansania gedacht? Mit unserem Transportsystem? Wie viele Menschen werden erkranken?", fragt er besorgt. Der evangelische Pfarrer lebt mit seiner Frau Elisabeth und den beiden Kindern zwar seit einem Jahr in Siegen, arbeitet dort bei der Vereinigten Evangelischen Mission, macht sich aber große Sorgen um die Eltern, um Freunde und Bekannte in der Heimat. Im Norden des Landes gibt es bereits einen "ersten Fall", die Regierung hat am Mittwoch die Schulen geschlossen

Ja, ich kenne das Transportsystem. Bin schon selbst mit den Matatus, so genannte Minibusse aus vergangenen Zeiten mit verkappten Rennfahrern am Steuer, gereist. In denen die Fahrgäste eng zusammenrücken, sodass möglichst viele mitfahren können. Der Bus ist das beliebteste und meistgenutzte Fortbewegungsmittel in Tansania. Wie will man da auf Abstand gehen? Ich weiß auch aus persönlichem Erleben, dass die Qualität der medizinischen Versorgung abseits der großen Städte drastisch nachlässt. Das Bild einer jungen, an Malaria erkrankten, Frau und ihrem Baby verfolgt mich immer noch. Ärzte und Schwestern kämpfen seit Jahren mit einfachsten Mitteln gegen Malaria und Ebola - und nun auch noch gegen das fiese Coronavirus. Dieses Wissen macht mich traurig und ein stückweit demütig. Vor dem, was ich, was wir haben: Eine intensive medizinische Betreuung in hochmodern ausgestatteten Kliniken.

Bleiben Sie gesund - und, wenn es geht, zu Hause.

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