Floh-Seligenthal Durch Umweltgangster verölter Bergsee biologisch wieder intakt

Thomas Heigl

Der durch Unbekannte verseuchte Bergsee Ebertswiese ist glücklicherweise nicht abgeschmiert. Laut Umweltamt ist das Gewässer mit seinen Fischgründen wieder sauber. Die Polizei ermittelt und hat eine Fährte auf der "Ölspur".

 
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Floh-Seligenthal - Eine der nächsten Folgen der Fernsehreihe "Kripo live" könnte die MDR-Zuschauer an den Rennsteig führen. Dort hat sich am 21. September ein Vorfall ereignet, den Außenstehende nicht einfach als Lausbubenstreich abtun wollen, sondern als Schurkenstück bezeichnen. Aller Wahrscheinlichkeit nach Partymacher haben Öl ins Wasser geschüttet und versucht, das Gemisch anzuzünden. Aus dem Bergsee sollte wohl ein Flammenmeer werden. Inzwischen ist die Kripo den Umweltgangstern ein Stück weit nähergekommen. "Wir haben gute Ermittlungsansätze. Es gibt Hinweise zu zwei Fahrzeugen", sagt Polizeisprecherin Julia Kohl. "In den nächsten Tagen entscheidet sich, ob wir auch noch die Fernsehzuschauer einbeziehen, um mehr Augenzeugen zu finden."

Öffentlicher Geheimtipp

Tatsächlich hat der Bergsee Ebertswiese, der groteskerweise immer wieder als Geheimtipp bezeichnet wird, eine überregionale Strahlkraft entwickelt. Die häufigen "Geheimtipp-Veröffentlichungen" in allen möglichen Publikationen haben seinen Bekanntheitsgrad deutlich erhöht. Ob die Zündler des 21. Septembers Einheimische oder Fremde waren, ist völlig offen. Tatsächlich fahren viele Ortsansässige in den Sommermonaten nach der Arbeit zur Ebertswiese, um ein paar Züge zu schwimmen. An den Wochenenden wird vor der romantischen Bergkulisse gerne Party gemacht, auch mit Lagerfeuer. Und viele, aber längst nicht alle Feiergesellschaften, holen sich vorher die Zustimmung der Gemeinde Floh-Seligenthal ein, die Geld kostet. "Wir erteilen die Erlaubnis in Abstimmung mit dem Forstamt. Voraussetzung ist natürlich, dass die Waldbrandgefahr nicht zu hoch ist", sagte eine Sprecherin der Gemeinde.

Auch wenn es nicht immer gesittet zuging, ist das Treiben noch nie so ausgeufert, wie an jenem Tag Ende September, als Öl ins Wasser floss. Ein bis fünf Liter könnten es gewesen sein, schätzt Reinhard Raabe von der Umweltbehörde im Landratsamt Schmalkalden-Meiningen. Feuerwehren aus Floh-Seligenthal haben unterstützt durch den Katastrophenzug Meiningen, den Schmierfilm mit Ölsperren und einem Ölschlauch entfernt. Die ins Wasser gelassenen Schaumstoffkörperchen saugten das Öl auf, den allergrößten Teil zumindest. "Die Unbekannten hatten wohl tatsächlich versucht, den See anzuzünden", bekräftigt Raabe. "Das Gewässer ist aus unserer Sicht wieder sauber, zumindest die größte Gefahr gebannt. Der See kann regenerieren." Von toten Fischen sei nichts bekannt, aber die Insektenwelt habe sicher Schaden genommen."

Der acht bis 13 Meter tiefe Bergsee, in einem abgesoffenen Steinbruch entstanden, wird nicht aus einer Quelle oder einem anderen Zulauf gespeist. Es handelt sich um einen "Himmelsteich", der seinen flüssigen Nachschub ausschließlich von den direkt hineinfallenden Niederschlägen bezieht oder eben dem Wasser, das die Felsen hinabläuft. Der Angelsportverein hat das Gewässer gepachtet.

Während hier früher nur Forellen schwammen, ist der See heute deutlich artenreicher. Hier haben Friedfische, Raubfische und kleinere Exemplare ihren Lebensraum. "Aktuell herrscht dort aber für unsere Mitglieder Angelverbot", sagte Vereinsvorsitzender Olaf Danz. Tatsächlich habe augenscheinlich kein Fischsterben eingesetzt. Doch längst nicht alle toten Fische schwömmen auf dem Wasser. "Karpfen ja, die haben eine Schwimmblase. Andere Fische sinken auf den Grund.

In nächster Zeit wollen die Angler dennoch ihre Ruten zum Testfischen auswerfen. Im Labor soll dann erforscht werden, ob die Tiere Öl aufgenommen haben. Das koste natürlich Geld. Sollte alles in Ordnung sein, könnten die Angelsportfreunde wieder ihrem Hobby frönen.

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