Steinbach-Hallenberg Behörden ermitteln nach Hunde-Razzia gegen den Halter

Einen Tag nach der Razzia in einer Hundehaltung in Steinbach-Hallenberg (8. Juli) sind weitere Details bekannt geworden. Um das laufende Verfahren nicht zu gefährden, halten sich die Beteiligten aber bedeckt.

 
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Steinbach-Hallenberg - Es war am Mittwochmorgen, gegen 8 Uhr, als Polizisten, Tierärzte, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des federführenden Veterinäramts vor dem Grundstück im Ortsteil Altersbach anrückten. Es sollte das vorerst letzte Kapitel eines langen Verfahrens werden, mit dem die Veterinäre dem Tierschutz zu seinem Recht verhelfen wollen.

Seit Jahren, Einheimische sagen, seit Jahrzehnten, hält der Mann auf seinem Grundstück, das nicht sein Wohnsitz ist, eine bislang unbekannte Zahl an Hunden. Immer wieder gab es Beschwerden wegen des lauten Gebells und immer wieder wurden Vermutungen laut, dass die Tiere dort nicht artgerecht gehalten werden. Alle Versuche des Veterinäramts, die Situation vor Ort zu kontrollieren, seien bisher allerdings fehlgeschlagen, bestätigt ein Sprecher des Landratsamtes auf Nachfrage. Die Amtliche Tierschutzüberwachung hatte bei der Aktion den Hut auf und ist derzeit die einzige, die sich wegen des laufenden Verfahrens und aus Datenschutzgründen überhaupt zu dem Fall äußert.

Drei trächtige Hündinnen

So beruft sich die ermittelnde Suhler Polizei darauf, am Mittwoch lediglich Amtshilfe für das Veterinäramt geleistet zu haben. Daher könne man keine weiteren Auskünfte geben, teilt Polizeisprecherin Julia Kohl aus Suhl mit. Auch Bürgermeister Markus Böttcher, dessen Mitarbeiter vor Ort waren, hat eine Informationssperre verhängt. Der Fall sei zu heikel, sensibles Vorgehen sei gefragt, so seine Begründung. Selbst der Tierschutzverein Schmalkalden, der die Hunde neben den Tierauffangstationen in Zella-Mehlis und Meiningen aufnahm, verweigert jegliche Auskunft. Hinter den Kulissen heißt es, die Schmalkalder haben fünf Tiere aufgenommen, darunter drei trächtige Hündinnen. Ob das die Kapazität der Station im Eichelbach hergibt, blieb ebenfalls unbeantwortet. Im Nachgang des Einsatzes bestätigt die Polizei lediglich, dass eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet wurde und wegen der laufenden Ermittlungen aktuell keine weiteren Auskünfte erteilt werden, so die Sprecherin.

Dementsprechend brodelt die Gerüchteküche im Haseltal. Dem Vernehmen nach haben die Einsatzkräfte am Mittwochmorgen insgesamt 18 Tiere, darunter Welpen, Jungtiere, drei trächtige Weibchen und Rüden vorgefunden, die teilweise freilaufend, teilweise in einem dunklen Zwinger eingesperrt waren. Über dem vollgestellten Gelände soll ein starker Uringeruch gelegen haben, die Tiere wirkten teils ungepflegt, teils unterernährt, heißt es. Der Halter sei, den unbestätigten Informationen zufolge, nicht vor Ort gewesen. Tierärzte hätten die Hunde zunächst betäubt, weitere Helfer holten sie vom Grundstück. Draußen seien sie im Anschluss untersucht und gechipt worden, Rüden wurden später kastriert.

Für die Tierschutzvereine fängt die Arbeit nun erst an, denn die 18 Hunde hatten in ihrem Leben bisher nie mit anderen Menschen Kontakt, als mit dem bisherigen Halter. Ein gestörtes Sozialverhalten gilt unter Tierschützern als wahrscheinlich.

Eignung prüfen

Die Veterinäre des Landratsamtes dürfen und wollen nicht alle dieser Informationen bestätigen. Amtstierarzt Dr. David Sporn erklärte aber, die vor Ort festgestellten Umstände hätten nach einer Beratung zu der Entscheidung geführt, alle Tiere mitzunehmen. Ein früherer Beschluss, laut dem der Halter seinen Bestand auf fünf Tiere reduzieren sollte, war damit vorerst hinfällig. "Wir haben lange auf Kooperation gesetzt", versichert der Veterinär. Der Aufforderung, die Haltung zu verkleinern, sei der Mann aber nur anfänglich nachgekommen, als er drei Hunde freiwillig übereignete. Dann sei aber wieder Schluss gewesen und als die Zahl der Hunde offenbar wieder anstieg, habe man keine Wahl mehr gehabt.

Trotz allem sei der Einsatz am Mittwoch dank umsichtiger Tierärzte und kooperierender Tierschutzvereine und aller Helfer professionell und besonnen abgelaufen, lobt Sporn. Für die Auffangstationen sei die Situation eine große Belastung, zumal die Hunde erst vermittelt werden können, wenn sie sozial gefestigt und gesund seien.

Laut Sporn befinden sich derzeit drei Hunde in Zella-Mehlis, fünf in Schmalkalden, acht in Meiningen und zwei weitere seien derzeit noch in Einzelbehandlung. Die Tierschutzmängel vor Ort wurden dokumentiert. Einen kommerziellen Hintergrund der Haltung schließt der Amtstierarzt derzeit aus. Sogenannte Vermehrer bestreiten mit illegalen Hundezuchten zum Teil ihren Lebensunterhalt. Ein solcher Fall liege hier offenkundig aber nicht vor. Die Verhältnisse deuten eher auf eine unkontrollierte Vermehrung hin.

Wie es in Zukunft weitergeht, sei derzeit noch offen und hänge vom eröffneten Verwaltungsverfahren ab, in dem unter anderem geprüft werde, ob der Mann für die Tierhaltung geeignet sei. Dem Ausgang des Verfahrens will derzeit niemand vorgreifen, es wird das nächste Kapitel in einem traurigen Spiel.

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