Meiningen. Treue und eifrige Leser, das digitale ThueBIBnet, viele Veranstaltungen und neue Aufgaben brachte das Meininger Bibliotheksjahr 2008. Auch 2009 hält es ein vielfältiges Programm für Jung und Alt bereit.

Zufrieden schaut Sylvia Gramann auf das Meininger Bibliotheksjahr 2008 zurück. Besonders freut sie sich über das neue digitale Angebot ThueBIBnet, mit dem die Stadt- und Kreisbibliothek seit Oktober aufwarten kann. Zusammen mit neun weiteren Einrichtungen ist sie dem Thüringer Bibliotheksnetz angeschlossen. Dieses bietet Zugriff auf einen Online-Katalog mit rund 10 000 elektronischen Medien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Herunterladen. Damit haben die Nutzer von ihrem Heimcomputer aus 24-Stunden an sieben Tagen in der Woche Zugriff auf verschiedene Medien, angefangen von der Sach- und Fachliteratur bis hin zu Hörbüchern und klassischer Musik.

Benutzerzahlen konstant

Demgegenüber gewann aber auch das „klassische“ Buch in der Fernausleihe gegenüber dem Vorjahr mehr Nutzer, konstatiert die Bibliothekschefin. „Ansonsten blieben die Benutzerzahlen unserer Bibliothek konstant.“ Rund 90 000 Entleihungen hat es gegeben. Wobei diese Zahl relativ ist, genauso wie die Benutzerzahl, die über den Bibliotheksausweis errechnet wird. Denn die tatsächlichen Leserzahlen sind viel höher. „Wir beobachten beispielsweise, dass immer mehr Familien mit ihren Kindern zu uns kommen – ein positiver Trend, aber aus der Statistik nicht ablesbar“, erläutert Sylvia Gramann.

Pädagogische Aufgabe

Das Lesen als pädagogische Aufgabe hat die Bibliothekschefin mehr als zuvor in den Mittelpunkt der Arbeit gestellt. Neben dem Vorlesewettbewerb „Lesekönig“ der Stadt wurde für die Viertkässler erstmals auch ein Kreisausscheid organisiert. Hinzu kam der Wettbewerb der Sprachheilschule, die ihren „Lesekönig“ ebenfalls erstmals in der Bibliothek krönte. Darüber hinaus wird sich die Stadt- und Kreisbibliothek 2009 noch am bundesweiten Lesewettbewerb des Börsenvereins „Alle Mal herhören“ für Sechstklässler auf Kreisebene beteiligen. „Insgesamt werden das in diesem Frühjahr vier Vorlesewettbewerbe sein. Das erfordert einen großen logistischen Aufwand und die Zusammenarbeit mit vielen Partner“, macht die Bibliothekschefin klar.

Vielfältige Arbeiten

Zu den Vorlesewettbewerben kam 2008 noch der „Lernort Bibliothek“, bei dem Schulklassen für Projektarbeiten über fachwissenschaftliche Themen in der Bibliothek arbeiteten. Auch beim erstmals ausgetragenen thüringenweiten „Tag der Literatur“ im September war die Einrichtung zusammen mit den Meininger Buchhandlungen beteiligt. Wenn man dann noch das Thüringer Märchenfest, dessen Organisation ebenfalls in den Händen der Bibliothek liegt, hinzunimmt, reicht das alles weit über die „klassische“ Arbeit der Bibliothekarinnen, nämlich die Buchausleihe, hinaus. Lesungen standen natürlich ebenso auf dem Programm. Mit Wladimir Kaminer, Winfried Glatzeder und Bastienne Voß griff die „Provinz nach den Sternen“. Im Vergleich zu den Vorjahren waren das weitaus weniger Lesungen. Aber die Honorare für prominente Autoren sind hoch, „da war Mitte des Jahres das Geld für diese Lesereihe bereits alle“, gibt die Bibliothekschefin zu bedenken und verweist auf das Bibliotheksfest, das Dank vieler Sponsoren kleinerer heimischer Unternehmen wieder stattfinden konnte.

Lese-Sterne 2009

Das alles soll 2009 auf hohem Niveau weitergeführt werden. Ulrike Folkerts und Katharina Schnitzler eröffnen am 24. März die Lesereihe „Die Provinz greift nach den Sternen“. Die Schauspielerin ist bekannt als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal, als Autoron erzählt Ulrike Folkerts aus ihrem persönlichen Blickwinkel vom Suchen und Finden des Glücks. Mit Fotografien und Zeichnungen von Katharina Schnitzler geht sie in heiteren Geschichten auf Spurensuche zu: „Glück gefunden“. Mit Oliver Hilmes greift die „Provinz“ ein weiteres Mal „nach den Sternen“. Mit seinem Buch „Cosimas Kinder“ entschlüsselt der Autor den Wagner-Kosmos, indem er die Nachkommen der Komponisten-Witwe porträtiert und ihren Kampf um die Macht auf dem Grünen Hügel in Bayreuth beschreibt. Fesselnd erzählt Hilmes anhand neuer Quellen den spannenden Stoff aus Kunst und Weltanschauung, Politik und eigennütziger Geschäftigkeit. Volker Klüpfel und Michael Kobr präsentieren am 1. November in den Kammerspielen ihren Kriminalroman „Laienspiel“ in der gehobenen Lesereihe. Literatur und Comedy vereint das Autorenpaar in seinen Lesungen.

Abenteuer und Erotik

Weitere Lesungen und Veranstaltungen stehen darüber hinaus auf dem Programm. Jo Bentfeld stellt am kommenden Montag, 19. Januar, im Rautenkranz (Beginn 19.30 Uhr) ein neues Abenteuer Wildnis auf dem Alaska Highway durch die Rocky Mountains in einer Dia-Schau vor. Die Thüringer Autoren Ursula Schütt und Jens-Fietje Dwars lesen am 5. Februar in der Bibliothek aus der Anthologie „Eros unter Palmen“ Geschichten und Gedichte. Das Kieck-Theater Weimar ist am 20. Juni zum Stadtfest mit „Der kleine Muck“ zu Gast.

Bibliotheksfest

Auch das Bibliotheksfest im August wird wieder stattfinden. Nach Wilhelm Busch im vergangenen Jahr, ist diesmal das Mittelalter Thema. Tillman Röhrich wird aus seinem Roman „Riemenschneider“ über den berühmten Künstler lesen. Den musikalischen Part übernehmen die „Rabenbrüder“, die schon zur „Langen Nacht der Märchen“ 2008 die Besucher mit ihren Folkgesängen erfreuten. Großes Jugendprojekt zum Schillerjahr ist „Schiller gerappt“ mit Schulen des Landkreises am 19. Juni auf dem Markt. Und was den Bestand an Büchern, CDs, DVDs und anderen Medien betrifft, bemüht sich die Bibliothek um Aktualität, damit das Neuste ausgeliehen werden kann. Dabei orientieren sich die Bibliothekarinnen nicht nur an der Spiegel-Bestsellerliste, sondern auch nach ihrem eigenen und den Geschmack ihrer Leser. Bibliotheks-Bestseller 2008 unter der Belletristik war übrigens Wladimir Kaminers „Mein Leben im Schrebergarten“. Carola Scherzer