Die Arbeit des Vorbereitungskomitees für den Kongress lobte Susanne Klatt: "Wir hatten zunächst Bedenken, eine Freiwillige Feuerwehr mit der Ausrichtung zu beauftragen. Konnten uns nur schwer vorstellen, dass deren Möglichkeiten ausreichen, um das s zu bewältigen. Doch sie haben einen tollen Job gemacht, alles scheint zu klappen." Angelika Fleischmann von der Meininger Wehr, bei der alle Fäden zusammenlaufen, und ihre Mitstreiter hörten diese Worte mit Stolz. Als alle Grußworte gesprochen waren, schlossen sich zwei Vorträge an. Wie Feuerwehren bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gefordert werden können, demonstrierte Michael Reith im Bericht vom Großbrand im Europapark Rust, bei dem ein Schaden im dreistelligen Millionenbereich nicht verhindert werden konnte.
Nur 97 Sekunden hatte es gedauert, bis die große Halle in Vollbrand geraten war. Doch durch das schnelle und besonnene Handeln der eingesetzten Wehren erlitt nicht ein Besucher - immerhin waren zu diesem Zeitpunkt etwa 22 000 Gäste vor Ort - einen Schaden. "Die Rolle der Frau in der Zukunft der Sicherheit" war das Thema des Vortrages von Stefan Truthän. Neues Denken und neues Handeln forderte er ein. Geschickt provozierte er seine Zuhörer mit so mancher These. "Stellt euch vor - es kommt eine Feuerwehr und nur Frauen steigen aus? Wenn ich das sage, da lachen oft manche Männer. Aber ist es besser, wenn Männer mit über 70 aus dem Fahrzeug klettern? Wer ist da besser drauf? Ihr Frauen versucht gerade, euch in von Männern dominierten Strukturen durchzubeißen." Und weiter: "Warum schafft es ein Frauennetzwerk, bei einem solchen Kongress eine Kinderbetreuung zu organisieren? Ich habe das noch nie erlebt bei Männern."
Vorträge und Gesprächsrunden - hatte nach zwei Stunden ein Ende. Dann ging es über zum eigentlichen Grund, weshalb sich die Feuerwehrfrauen trafen - praktischer Weiterbildung. In viele Arbeitsgruppen und Standorte teilten sie sich auf. In den Gerätehäusern in Meiningen, Helba und Dreißigacker und im Innenhof vom Marstall ging es drei Tage lang zur Sache. Da löschten sie Brände und befreiten verunfallte Personen aus Autos, seilten sich aus der oberen Etage des Gerätehauses ab oder tauschten bei Streitgesprächen ihre Meinungen aus. Die Vielzahl der Themen deckte die gesamte Palette der Feuerwehrarbeit ab. Dass Frauen auf ganz spezielle, von Männern verursachte Probleme treffen, deutet das Workshop-Thema "Souverän agieren bei Stammtischparolen" an. Doch vorrangig ging es um Arbeitsfelder, die beide Geschlechter gleichermaßen betreffen: "Gewaltsamer Angriff auf Rettungskräfte", "Zusammenarbeit mit der Polizei" und "Unfallursachenermittlung", "Notfallmedizin in der Feuerwehr" und "Phänomene der schnellen Brandausbreitung", "Tunnelausbildung" und "Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen" - es sei schwer, sich zu entscheiden, sagten Lisa Krause und Marta Driesener, die aus der Hamburger Gegend nach Meiningen gekommen waren.
Kaum ein Unterschied
Ob das für eine Frau nicht zu anstrengend sei, ein Auto zu zerschneiden oder sich aus der dritten Etage abzuseilen, der Frage widersprach Antonia Gebhard vehement. Sie entschied sich bewusst dafür, ist seit einigen Jahren bei der Berufsfeuerwehr Nürnberg. "Wenn man sich fit hält, gibt es kaum einen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Nur im Team sind wir stark."
Susanne Klatt aus Essen wird noch deutlicher: "Wir Frauen sind keine Art Volkssturm, der einst gebildet worden ist, als die Männer im Krieg an der Front waren und die Frauen die Männer ersetzen mussten. Wir machen das, weil wir es wollen, und weil wir es können. Wir haben die Chance und die nutzen wir."