Meiningen Tafel ist wieder mit Lebensmitteln gedeckt

Antje Kanzler

Noch muss das öffentliche Leben eingeschränkt bleiben. Ein paar Ausnahmen aber gibt es schon. Seit dem gestrigen Montag hat die Meininger Tafel wieder für die Bedürftigen der Region geöffnet. Wenn auch im Moment nur für Bestandskunden.

 
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Meiningen - In einer Zeit, die allen Einschnitte abverlangt, trifft es die Schwächsten besonders hart. Mitte März entschloss sich die Meininger Tafel, als Vorsichtsmaßnahme wegen der Corona-Gefahr die Lebensmittelausgabe an Bedürftige einzustellen - wie viele andere Tafeln bundesweit. "Jetzt ist die Situation zwar nicht besser und anders. Wir haben aber Vorkehrungen getroffen, damit räumlicher Abstand zwischen den Mitarbeitern und den Kunden entsteht und sich nur noch wenige Leute im Raum befinden", erklärt Hans-Joachim Winkler, der Leiter der Meininger Tafel. Deshalb hält es die Einrichtung in Trägerschaft des Sozialwerk Meiningen e. V. nun auch für vertretbar, seit dem gestrigen Montag ihre Kundschaft wieder zu empfangen. "In der Hoffnung, dass die Leute Verständnis haben, dass es etwas langsamer geht und in anderen Bahnen abläuft als gewohnt." Denn immer nur ein Kunde soll die Ausgabestelle in der Kreuzstraße 14 betreten können - statt wie üblich vier bis sechs. Die anderen werden draußen in hoffentlich ausreichenden Abständen zueinander warten, bis sie an der Reihe sind. Hier sieht der Leiter der Tafel ein mögliches Problem. Gegebenenfalls will man sich mit Markierungen behelfen.

Im Gebäude sind nach wie vor fünf Warenstände aufgebaut, sie werden aber nur noch von jeweils drei Mitarbeitern betreut. Auch sorgt eine Tischbarriere für die nötige Distanz in Corona-Zeiten und Handdesinfektionsmittel für weiteren Schutz vor den Viren. Zudem sollen die insgesamt 26 ehrenamtlichen Tafel-Helfer alle mit Mundschutz und Handschuhen arbeiten.

Dass die Meininger Tafel im Augenblick "nur" Lebensmittel ausgibt, ihre Caféteria aber, ein beliebter Treffpunkt einiger Tafelnutzer, geschlossen bleiben muss, das versteht sich wohl von selbst.

Bestimmt werden die Kunden auch feststellen, dass die Räume in der Zwischenzeit gemalert worden sind. "Das hatten wir uns für Ende April sowieso vorgenommen und wollten planmäßig für eine Woche schließen. Jetzt hat es die Firma dankenswerterweise vorgezogen und in der Schließzeit erledigt", erzählt Hans-Joachim Winkler.

Ansonsten hat sich nichts geändert. Die Kunden können ihre Waren selbst zusammenstellen wie immer. "Wir haben uns bewusst gegen vorgepackte Tüten entschieden, bei denen der Kunde nehmen muss, was er kriegt. Sonst landet es ja doch nur im nächsten Papierkorb oder Mülleimer", meint der Tafel-Leiter.

Am Montag, Mittwoch und Freitag darf sich ab sofort wieder von 13.30 Uhr bis gegen 15 Uhr die Stammkundschaft einfinden. Nur diese kann bis auf Weiteres bedient werden. Hans-Joachim Winkler ist gespannt, wie schnell sich herumgesprochen hat, "dass wir wieder da sind". Neukunden können zur Zeit nicht berücksichtigt werden, denn: "Für eine Neuanmeldung müsste man ins Büro gehen. Dazu kommt man zu eng miteinander in Kontakt. Das Risiko gehen wir jetzt nicht ein."

Aber auch so ist der Kundenstamm schon groß genug. Der Leiter der Tafel weiß, dass die Bedürftigen sehnsüchtig darauf warten, dass es weitergeht. Er selbst ist immer wieder danach gefragt worden. "Wir haben ein Nummernsystem für jeden Tag. Die Leute wissen eigentlich genau, wann sie dran sind. Doch das muss sich jetzt erst alles wieder einpegeln."

Gut 200 Kunden pro Woche aus dem Altkreis Meiningen und der Dolmarregion nutzen die Einrichtung. "Die Familien eingerechnet, stehen dahinter über 400 Menschen. Lebensmittel-Ausgaben haben wir wöchentlich im Durchschnitt 140", erzählt Hans-Joachim Winkler.

Dafür, dass den Menschen genug an lebensnotwendigen Produkten des täglichen Bedarfs angeboten werden kann, hat der Tafelleiter gesorgt. In den vergangenen Tagen führte er Gespräche mit allen Einkaufsmärkten, die für die Meininger Tafel auch in der Vergangenheit die Waren gespendet haben. Zu 95 Prozent kommen die Lebensmittel aus den Märkten, ein kleiner Teil zudem über den Bundesverband der Tafeln. "Die Mitarbeiter der Märkte haben sich alle sehr positiv geäußert. Sie freuen sich, dass die vielen noch brauchbaren Lebensmittel nun nicht mehr in die Tonne wandern", ist Hans-Joachim Winkler froh über die anhaltende Kooperationsbereitschaft der bisherigen Partner.

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