Kühndorf Schock und Trauer nach der Luftsport-Tragödie

Tief sitzt der Schock über den Absturz eines Motordrachens nahe dem Flugplatz Dolmar, bei dem am Sonntag der Leiter der dortigen Flugschule, Jürgen Schlütter, den Tod fand.

 
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Kühndorf - Nicht nur Pilotenkollegen und Luftportfreunde aller Couleurs werden tief erschüttert sein. Wohl jeder, der Jürgen Schlütter, den am Sonntag bei einem Flugunfall tödlich verunglückten Leiter der Flugschule am Dolmar kannte, dürfte geschockt sein und tiefe Trauer empfinden.

Auf dem Flugplatzgelände herrschte eine gedrückte Stimmung. Die 22 Piloten, die zum Dolmar Cup 2017 für Starrflügler, einem mehrtägigen internationalen Flugsport-Wettbewerb an den Dolmar gekommen waren, saßen oder standen in Gruppen zusammen, sprachen über die Ereignisse des Vortages, über mögliche Ursachen des Flugunfalls und sinnierten darüber, wie das Leben doch von einer auf die andere Sekunde zu Ende sein kann.

Ein Pilotenfehler wurde allgemein ausgeschlossen. Jürgen Schlütters fliegerische Professionalität galt als über jeden Zweifel erhaben. Blieben nur ein technisches Problem am Fluggerät oder ein gesundheitliches des Piloten. Warum hat er den Rettungsfallschirm nicht ausgelöst? Die ist eine der im Raum stehenden Fragen. Dass der Tod Jürgen Schlütter beim Ausleben seiner Passion getroffen hat, mochte dabei nur ein schwacher Trost sein.

Wie nun weiter? Dies war auch am Montag keine gute Frage. Viel zu früh gestellt für Antworten. "Was soll man sagen. Wir sind geschockt, uns fehlen die Worte. Das muss erst einmal aufgearbeitet und verinnerlicht werden. Vor allem auch von der Familie", verlautete aus dem Kreis der anwesenden Drachenflieger und UL-Piloten. "Jedwede Spekulationen verbieten sich im Moment", hieß es kategorisch im Fliegerlokal "Quax".

Seitens des Luftsportvereins Dolmar wurde versichert, dass man alles versuchen werde, den Flugplatz beziehungsweise das Luftsportzentrum Dolmar zu erhalten. Im Moment gehe es jedoch darum, das Geschehene zu verarbeiten und der Familie Jürgen Schlütters beizustehen.

Unterdessen hat, wie seitens der Landespolizeidirektion Suhl mitgeteilt wurde, die Staatsanwaltschaft Meiningen die Ermittlungen übernommen. Während sich die Teilnehmer des auf Grund der Ereignisse abgesagten Dolmar Cups für die Abreise rüsteten, wurden am Unglücksort mit Untersuchungen zur Unfallursache begonnen. Wrackteile wurden gesichert der Abtransport der Überbleibsel des abgestürzten Trikes nach Jena vorbereitet. Von den Untersuchungen eines dortigen Sachverständigen erhofft man sich wesentliche Aufschlüsse über das Zustandekommen des Unfalls am späten Sonntagnachmittag.

Gegen 17.40 Uhr war der Ultraleichtflieger, mit dem Jürgen Schlütter gerade einen Starrflügel-Drachen auf Flughöhe geschleppt und nachdem er das Schleppseil ausgeklinkt hatte, aus einer Flughöhe von etwa 300 Metern aus bisher ungeklärter Ursache abgestürzt.

Flugplatzbesucher sprachen davon, ein Knall-ähnliches Geräusch vernommen zu haben. Als sie nach oben blickten, sahen sie einen ins Trudeln geratenen Flieger, der Augenblicke später auf einer Wiese zwischen der Start- und Landebahn und dem Kühndorfer Sportplatz aufschlug. Der 62-jährige erfahrene Pilot und Fluglehrer hatte keine Chance und überlebte den Absturz nicht. Den am Luftfahrzeug entstandenen Schaden bezifferte die Polizei mit etwa 30 000 Euro.

In Windeseile hatte sich am Sonntagabend der tödliche Flugunfall in Kühndorf herumgesprochen und viele Dorfbewohner fassungslos gemacht. "Es ist eine Tragödie, unendlich traurig", sagte Bürgermeister Thomas König. Er wünsche der Familie viel Kraft, das alles durchzustehen und dass der bei UL-Luftsportlern in ganz Europa beliebte und geschätzte Flugplatz mit der Flugschule erhalten werden könne. Die Gemeinde wolle dies gern unterstützen. Gestern half die Kommune erst einmal mit einigen Metern gelber Folie aus, damit ein "X" auf der Landebahn ausgelegt werden konnte. Dies sei ein internationales Zeichen, dass erforderlich wird, wenn, wie im vorliegenden Fall, ein Flugplatz gesperrt wird, erklärte König.

Wie der Berg Dolmar oder die Johanniterburg gilt der Flugsport als ein Markenzeichen Kühndorfs. Früher starteten hier Segelflieger, seit einem Vierteljahrhundert sind es vor allem Ultraleicht (UL)-Flugzeuge. Die Weichen dafür gestellt hat Jürgen Schlütter. Mit jedem von ihm ausgebildeten Flugschüler wurde die Schar der Multiplikatoren dieses schönen Sports größer, für den der Verunglückte gern mit dem Slogan "Ultraleicht abheben und die Freiheit genießen" geworben hat. dgc

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