Kaltenwestheim Funkmast-Erhöhung in Kaltenwestheim nicht erwünscht

Wie zwei Zinken ragen die Antennen auf dem Funkmast am Rande Kaltenwestheims in die Höhe. Höher soll er nicht werden, meint das Dorf. Foto: Iris Friedrich

Der Funkmast auf dem Gelände der Agrarhöfe in Kaltenwestheim soll um 5,25 Meter wachsen. Das hat Vodafone beantragt - und stößt im Dorf auf wenig Gegenliebe. Heute behandelt der Bauausschuss der Stadt das Thema.

 
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Kaltenwestheim - Der Funkmast war schon bei seiner Errichtung ein mächtiger Zankapfel, erinnert sich Ortsteilbürgermeister Harald Heim. Es gab "einen Riesen-Auflauf", sagt er, mehrere Anwohnerversammlungen, eine Unterschriftensammlung gegen den Bau. Befürchtet wurden gesundheitliche Auswirkungen auf den nahe gelegenen Sportplatz, auf den Kindergarten, auf die erste Reihe der Wohnbebauung am Dorfrand sowie auf den Jugendklub, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Sogar Kindergartenkinder wurden damals aus Sorge abgemeldet, erinnert sich Kindergartenleiterin Mandy Vogler.

2003 ging der Sendemast dennoch in Betrieb, denn das Landratsamt hatte per Ersatzvornahme entschieden und das negative Votum des Gemeinderates damit außer Kraft gesetzt. "Die Kommune hat damals geklagt und verloren", erläuterte Harald Heim gestern Abend in der Ortsteilratssitzung in der Wetzstein-Halle, zu der über 20 Interessierte gekommen waren. Und so lebt am Ende Kaltenwestheim seit 2003 mit dem Mast, der - knapp zehn Meter hoch - wie zwei Mistgabel-Zinken seine Antennen in den Himmel streckt. Und zwar auf einem Gelände, das die Agrarhöfe Kaltensundheim an Vodafone verpachtet haben. Angesichts der Proteste aus dem Dorf hatte zwar - wie ein Schriftverkehr in den Akten zeigt - der Agrarbetrieb schon 2002 seine Zustimmung zum Bau wieder zurückgenommen, aber offenbar kam dies nicht zum Tragen. Nun stellte sich im Zuge der neuen Diskussion heraus, dass im November 2019 der neue Geschäftsführer der Agrarhöfe den Vertrag gerade um zehn Jahre verlängert hat. Das wieder rückgängig zu machen, wie eine Bürgerin gestern im Ortsteilrat vorschlug, dürfte schwierig werden.

Erster Anlauf gescheitert

2019 hatte der Mast schon einmal den Ortsteilrat beschäftigt - Kaltenwestheim war mittlerweile Stadtteil von Kaltennordheim. Damals "wollte Vodafone das ganze Dorf aufgraben, die ganzen neuen Straßen, um die Frequenz zu verstärken". Das ist im Mai 2019 abgelehnt worden. Nun kommt der Mobilfunkanbieter mit dem Ansinnen, den Mast um 5,25 auf 15,24 Meter zu erhöhen, und hat dafür einen Bauantrag gestellt. Begründet wird dies mit einer "neuen Generation von Mobilfunkantennen, die einen größeren Sicherheitsabstand zum höchsten begehbaren Punkt im Bereich des Antennenträgers erfordern". Dieser Punkt ist das Dach der Landwirtschaftshalle. Die Modernisierung des Mobilfunknetzes auf dem Lande, so schreibt Vodafone, geschehe "im Interesse der Öffentlichkeit".

Den Ausschuss besuchen

Die Kaltenwestheimer aber wollen gar keine Mast-Erhöhung. In ihrer Sitzung am gestrigen Abend hat der Ortsteilrat sich einstimmig dagegen ausgesprochen und legen diese Stellungnahme auch dem heute tagenden Bauausschuss der Stadt Kaltennordheim vor. Dazu eine Unterschriftensammlung und eine Argumente-Sammlung zum Thema Funk-Strahlung. Die Kaltennordheimer Ausschussmitglieder dürften sie mit Interesse lesen - steht doch auch in ihrer Gemarkung ein Vodafone-Turm, für den ebenfalls eine Erhöhung beantragt ist.

Um ihrer Ablehnung des weiteren Turmaufbaus Nachdruck zu verleihen, wollen heute einige Kaltenwestheimer zur Bauausschuss-Sitzung kommen. Der Ausschuss ist ein beschließendes, nicht nur ein den Stadtrat beratendes Gremium. Was die Kaltenwestheimer Hoffnung schöpfen lässt, dass die Mitglieder (darunter ist kein Kaltenwestheimer) auf ihrer Seite stehen: Der Beschlussvorschlag der Verwaltung lautet, dass das gemeindliche Einvernehmen eben nicht erteilt wird.

Angst haben die Kaltenwestheimer, dass andere Anbieter sich am erhöhten Turm andocken würden, dass eine neue Qualität der Strahlung erreicht würde. "Und wenn Vodafone nicht gezwungen wird, sich nach einem neuen Standort umzuschauen, geht das immer so weiter", sagt Volker Simon, der zu den Unterschriften-Sammlern im Dorf gehört. Vorschläge für einen anderen Standort gab es übrigens schon seinerzeit bei der Errichtung: am Weidberg, was sich aber mit der Entwicklung der Erlebniswelt erledigt hatte, und bei Mittelsdorf an der Antennenanlage. Letzteres müsse man nun wieder ins Gespräch bringen, meinen die Kaltenwestheimer. Das sei weit weg von der Wohnbebauung.

Es gibt allerdings auch Befürworter eines besseren Funkempfanges, wie Mandy Vogler aus dem "Eltern-Chat" des Kindergartens berichtete. Ohne G4 und G5 werde es nichts mit Gewerbe, Tourismus und Bildung, so die Pro-Argumente. Erzieher und Kindergartenleitung wollen jedoch mitnichten einen weiteren Ausbau des Mast-Standortes, machte Mandy Vogler auch deutlich.

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