Auch wenn ich so alt noch nicht bin, habe ich mich für die klassische Sofort-Wählen-Version entschieden. Ausgestattet mit Personalausweis und meiner Wahlbenachrichtigung bin ich ins Bürgerbüro gegangen. Mitarbeiterin Susanne Ambrasas hat mir dort gut verständlich erklärt, was ich mit den Zetteln und Umschlägen alles anstellen muss, um am Ende eine gültige Stimme abgeben zu können. Einen Erklärzettel gibt es gratis dazu. Das hört sich vielleicht kompliziert an, ist es aber nicht.
Als klar war, dass ich wirklich ich bin, musste ich den Wahlschein unterschreiben. Damit habe ich - vereinfacht gesagt - bestätigt, dass ich nicht Gaga bin und weiß, was ich tue. Der Wahlschein kommt dann schon einmal wohl gefaltet in den etwas größeren roten Wahlbriefumschlag. Achtung, den noch nicht gleich zukleben! Denn der kleinere grau-blaue Umschlag muss mit meinem ausgefüllten Stimmzettel dort noch hinein.
Doch zuerst geht's mit beiden Umschlägen in eine Wahlkabine. Drei Stück gibt es im Bürgerbüro. Die beiden großen haben ein kreisrundes Loch in Gürtelschnallen-Höhe unterhalb des inneren Schreibpults bekommen. Nicht, damit die Damen im Bürgerbüro mitkriegen, wo ich meine Kreuzchen mache. Das Loch wurde reingesägt, um sehen zu können, ob die Kabine schon wieder frei ist. Das erspart rufende Nachfragen, Reinschauen ist ja nicht erlaubt ... Wahlgeheimnis.
Ich entscheide mich für das Tischmodell ohne Loch.
Anders als bei der letzten Kommunalwahl hat der Stimmzettel für unseren Bundestagswahlkreis 196 kein Tischdecken-Format. Links habe ich bei der sogenannten Erststimme die Wahl zwischen zehn Kandidaten, die den Bereich Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen-Sonneberg direkt im neuen Bundestag vertreten wollen. Rechts ist die Spalte mit der keineswegs unwichtigeren Zweitstimme. Das dort gesetzte Kreuz hat maßgeblichen Einfluss auf die Zusammensetzung des neuen Bundestages. Hier kann ich in Thüringen zwischen 15 Parteien wählen. Ich vermisse die Magdeburger Gartenpartei und die Sozialistische Gleichheitspartei, deren Fernseh-Wahlspots sind so "herrlich" ...
Also, schnell meine Kreuzchen gemacht. Wo, wollen Sie wissen? Na ja, so weit geht meine Offenheit an dieser Stelle nun doch nicht ...
Den ausgefüllten Stimmzettel muss ich im Anschluss so falten, dass er in den kleineren grau-blauen Umschlag passt. Reinstecken und zukleben. Dann diesen sogenannten Stimmzettel-Umschlag in den etwas größeren roten Wahlbrief-Umschlag eintüten und ebenso zukleben. Dazu steht in der Bürgerbüro-Wahlkabine ein Klebestift. Die eigene Zunge kann ich daher dort lassen, wo sie hingehört. Raus geht's aus der Kabine also nur noch mit dem gut verschlossenen roten Wahlbrief-Umschlag. Die Wahlurne steht nur wenige Meter weiter. Einwerfen. Fertig.
Schneller und einfacher geht es wirklich nicht. Und wer nicht so trödelt wie ich, ist in fünf Minuten wieder draußen und kann den Einkaufsbummel in der City fortsetzen. Fünf Minuten, die für eine lebendige Demokratie wichtig sind, egal, wo man seine Kreuzchen macht.