Meiningen. Eine Sommernachtslesung mit Tilman Röhrig und mittelalterlichen Klängen der „Rabenbrüder“ bietet das Meininger Bibliotheksfest am kommenden Freitag. Einlass ist ab 19.30 Uhr, Beginn um 20 Uhr im Lesehof.

„Das Thema Mittelalter war schon länger in unserer Ideensammlung zum Bibliotheksfest-Programm“, meint Sylvia Gramann, die Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek. Themenvielfalt bietet alljährlich diese Veranstaltung, die inzwischen einen Stamm von Besuchern und Sponsoren gewonnen hat. Wilhelm Busch zum 100. Todestag 2008, Poplegende Falco zum 50. Geburtstag 2007 und Mozart zum 250. Geburtstag 2006 – die Spannweite könnte größer nicht sein, sie sichert zugleich, dass immer wieder neue Besuchergruppen für das Bibliotheksfest angesprochen werden.

Wetterfest

Nicht das Wetter allein war schuld, dass in den letzten Jahren das Fest vom Lesehof in den Rautenkranz verlegt worden war. Meist fehlten im Freien die notwendigen technischen Voraussetzungen. Dagegen sind die „Rabenbrüder“ von diversen Mittelalterfest-Auftritten wetterfest, auch von ihren Instrumenten, die noch ganz ohne Strom auskommen. Ihr Können stellten sie zur Langen Nacht der Märchen im vergangenen November unter Beweis. Als Spielleute verstehen sie es, ihr Publikum mit Musik an mittelalterlichen Instrumenten und lustigen Späßen kurzweilig und interessant zu unterhalten. „Nachdem sie zur Märchennacht nur zu zweit auftraten, werden diesmal alle vier Rabenbrüder kommen und den Lesehof beleben“, freut sich die Bibliothekschefin.

Im Mittelpunkt werde allerdings die Literatur stehen. Tilman Röhrig, Autor zahlreicher historischer Romane, wird zu Gast sein. Der 63-Jährige, der seinen Weg als Schauspieler an den Städtischen Bühnen Köln begann, arbeitet seit 1973 als freischaffender Schriftsteller, Film-, Funk- und Fernsehautor.

Erfolgreicher Autor

Er schrieb zahlreiche Kinder- und Jugendbücher sowie Fernsehdrehbücher für Serien wie „Neues aus Uhlenbusch“ und „Löwenzahn“. Als Referent ist er an Schulen, Volkshochschulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen tätig. Die Grundschule in seinem Heimatort Hürth trägt sogar seinen Namen. Viele Bücher von Tilman Röhrig wurden auch ins Englische, Holländische, Spanische, Dänische, Schwedische, Finnische, Isländische, Japanische und Kroatische übersetzt und schafften es zum Bestseller.

Viel gelesen werden seine historischen Romane, erschienen sind „Wir sind das Salz von Florenz“, „Wie ein Lamm unter Löwen“ über Friedrich, den Sohn des Kaisers Heinrich und seiner Frau Konstanze und „Übergebt sie den Flammen“ über Luthers Schriften und einem seiner furchtloser Anhänger, der auf der Flucht ist. Für seinen Riemenschneider-Roman recherchierte Tilman Röhrig lange im Mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg in Würzburg. Mit viel Lokalkolorit und Hintergrundwissen schrieb er ein facettenreiches Zeitengemälde über den berühmten Künstler. Neben historischen Fakten interessieren Röhrig vor allem die weißen Flecken der Geschichte. Mit dichterischer Freiheit hat er sie gefüllt. So lässt er Riemenschneider und den Theologen und zukünftigen Reformator Martin Luther auf der Festung Marienberg über die Bedeutung und Funktion von bildender Kunst streiten. Allein der Aufenthalt Luthers in Würzburg ist historisch belegt. Weitere Berühmtheiten der deutschen Geschichte lässt der Schriftsteller mit Riemenschneider zusammenkommen, darunter auch Götz von Berlichingen.

Spannende Lektüre

„Ich habe den Roman vor etwa zwei Jahren gelesen und war gefesselt. Er ist nicht nur spannend, sondern bietet auch ein anschauliches Bild vom Leben der Menschen in der damaligen Zeit. Die tiefgründige Recherche wird beim Lesen spürbar“, erzählt Sylvia Gramann. In der Stadt- und Kreisbibliothek gehört „Riemenschneider“ zu einem der stets ausgeliehenen Bücher.
Überhaupt gehören historische Romane zu den Bibliotheks-Bestsellern. Allen voran Stephenie Meyers „Bis(s)-Romanserie „Bis(s) zum Morgengrauen“, „Bis(s) zur Mittagsstunde“, „Bis(s) zum Abendrot“ und „Bis(s) zum Ende der Nacht“. Auch die Bücher der „Wanderhure“-Autorin Juy Lorentz werden viel ausgeliehen. „Die Fantasy-Literatur, auch die Hörbücher sind nicht nur bei den Kindern, sondern auch Erwachsenen sehr beliebt“, so die Erfahrung der Bibliothekschefin. Viele orientieren sich dabei an der SPIEGEL-Bestsellerliste, die in der Bibliothek aushängt. (cs)