Ilmenau - Seit knapp einem Jahr wird das Mittagsintermezzo des Ilmenauer Goethe-Stadt-Museums angeboten. An jedem ersten Montag im Monat gibt es dort zur Mittagszeit einen halbstündigen Vortrag zu einem besonderen Ausstellungsstück.

Gestern wurde zum ersten Mal ein Intermezzo-Ausflug durch die Stadt unternommen: Die freiberufliche Museumsmitarbeiterin Cornelia Maschotta hatte einen Rundgang auf den Spuren von Sidonia Hedwig Zäunemann vorbereitet. Zäunemann lebte von 1711 bis 1740, sie kam bei einem Reitunfall ums Leben. Die Erfurterin weilte oft in Ilmenau, um ihre Schwester zu besuchen, die hier mit einem Amtsarzt verheiratet war. Und sie war eine der ersten Frauen, die in einen Bergwerksstollen einfuhren: Im Januar 1737 war sie zweimal im Ilmenauer Bergwerk unter Tage und verfasste ein 36 Strophen langes Gedicht mit dem Titel: Das Ilmenauerische Bergwerk.

Einstieg am Treppenschacht

Ein Jahr vor ihrem Tod erhielt sie die hohe Auszeichnung zur kaiserlich gekrönten Poetin. In der Ilmenauer Bergmannskapelle am Unteren Berggraben kündet eine Ausstellung von ihrem Wirken. Die Bergmannskapelle war daher ein Ziel des Mittagsintermezzos, wozu diesmal ein knapp einstündiger Fußmarsch nötig war. Zudem gab Cornelia Maschotta interessante Informationen zur Ilmenauer Bergbaugeschichte.

Erster Halt war am kleinen Spielplatz am Treppenschacht oberhalb des Ilmenauer Kinos. "Sich als Außenstehender ein Bergwerk von innen anzuschauen, das ging nicht einfach so. Als Frau schon gar nicht", erklärte Maschotta am Treppenschacht den Zuhörern. An diesem Ort - der Straßenname verrät es - gab es einst einen Bergbauschacht. Hier wurde Kupfererz und Silber abgebaut, und hier war Sidonia Hedwig Zäunemann vor 274 Jahren in den Schacht gestiegen. Vermutlich hatte sie die Erlaubnis dazu von dem ihr nahe stehenden Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar, der ihr (überliefert) vor der Fahrt in den Berg "viel Glück und Gutes" wünschte. Durch das Stollensystem gelangte die Dichterin Zäunemann 180 Meter tief, vom Treppenschacht durch die Schächte Gottes Gabe an der Sturmheide, den Wilhelm-Ernst-Schacht und den Stollen "Gott hilft gewiss".

Zeitzeugnisse noch zu sehen

Am Ilmenauer Wenzelsberg neben der Zink-Schule liegt übrigens die heute mittlerweile von Bäumen bewachsene Bergbau-Halde, die dem Schacht "Gottesgabe" zugeordnet wird. Der heutige Treppenschacht lag vor etwa 250 Jahren übrigens noch außerhalb der Stadtgrenzen Ilmenaus; hier gab es neben dem Bergwerken lediglich einige Bergarbeiterhäuschen, von denen noch zwei am Wenzelsberg und am Unteren Berggraben erhalten sind.

In der Bergmannskapelle ist das Gedicht und seine Entstehung dokumentiert. Die Dichterin beschrieb 1737 die Ereignisse unter Tage poetisch als "schöne Blumen" und verglich Bergleute mit Helden und Soldaten. Kurz danach kam der Bergbau im Jahr 1739 durch einen Dammbruch des Rödelsteiches (im Freibachtal) aber vorerst zum Erliegen. Das Wasser war nötig, um Förderräder und Pumpen zu betreiben, dazu wurden ab 1475 der untere, mittlere und obere Berggrabenweg angelegt.

Ilmenauer Bergbau seit 1444

Der Ilmenauer Bergbau wurde 1444 erstmals urkundlich erwähnt und endete mit erfolglosen Versuchsbohrungen 1925 an der Erfurter Straße und 1938 in Ilmenau und Roda. Das Montags-Intermezzo endete am Zechenhaus, einem der ältesten erhaltenen Häuser Ilmenaus mit der Jahreszahl 1691. Cornelia Maschotta sagt aber, dass das Haus wohl erst 1720 errichtet wurde.

Zu den Stamm-Gästen des Mittagsintermezzos gehören Dieter und Brigitta Jung, die von ihren Kindern ein Abonnement dafür geschenkt bekamen. Bei den nächsten Intermezzos werden sie - obwohl sie es gern und mit Interesse taten - wohl keine längeren Fußwegen gehen. Demnächst werden die Vorträge wieder im Museum oder vielleicht an der "Alten Münze" (am Gericht) abgehalten.